Pädophilenszene: Dennis' Mörder hatte sich Kind in Berlin bestellt
Der mutmaßliche Mörder von Dennis und zwei weiteren Jungen hatte offenbar bereits das nächste Opfer im Visier. Dem Mann sollte ein neunjähriger Junge aus Berlin zugeführt werden.
Der geständige Kindersexualmörder Martin N. aus Hamburg hatte offenbar Kontakte zu einem Berliner Pädophilen-Ring. Dem 40-Jährigen sollte „aus der Berliner Pädophilen-Szene“ ein neunjähriger Junge vermittelt und zu ihm nach Hamburg gebracht werden, berichtet das Onlineportal stern.de. Die zuständige Staatsanwaltschaft Stade sagte dem Tagesspiegel: „Details der Ermittlungen zur Soko Dennis geben wir nicht preis.“ Ein mit dem Fall betrauter Ermittler betonte aber, dass ein Zusammenhang zum kürzlich ausgehobenen Pädophilen-Ring, der Kinder aus Haiti nach Berlin geschleust haben soll, ausgeschlossen sei.
Martin N. war vergangenen Donnerstag festgenommen worden. Er gab zu, zwischen 1992 und 2001 drei Jungen ermordet zu haben – zuletzt den neunjährigen Dennis aus Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Vor seiner Verhaftung soll Martin N. einen „privaten Kontakt nach Berlin“ gehabt haben, der ihm das Treffen mit dem neunjährigen Jungen vermittelt habe. Die Übergabe des Jungen war bei einer kulturellen Veranstaltung in Hamburg geplant. Ermittler sollen Martin N. in den vergangenen Wochen rund um die Uhr observiert haben. Als die Polizei über mitgehörte Telefonate von dem Treffen mit dem Neunjährigen erfahren habe, sei N. festgenommen worden.
Wie Männer mit pädophilen Neigungen in Berlin leben, ist unbekannt. Laut Ermittler ist die Szene in sich sehr abgeschottet. Die Mitglieder hielten sich im Verborgenen, was die Ermittlungsarbeit sehr schwierig macht. Sie dürfte jedoch naturgemäß größer sein als im dörflichen Bereich. Denn hier kommt den Pädophilen die Anonymität der Großstadt entgegen, hier können unauffällig Netzwerke gebildet werden. Bundesweit, schätzt der renommierte Sexualwissenschaftler Klaus Beier, hat rund ein Prozent der männlichen Bevölkerung pädophile Neigungen. Beier leitet an der Charite das Präventionsprojekt „Dunkelfeld“, in dem er Menschen mit pädophilen Neigungen versucht, Techniken beizubringen, ihrem Drang zu widerstehen. Seit Projektbeginn vor sechs Jahren haben sich bei ihm rund 1200 Personen gemeldet, darunter war nur eine Frau. Manche der Klienten waren 80 Jahre alt. Derzeit befinden sich 36 Personen in Therapie.
Seit der Verhaftung von Martin N. seien Dutzende neue Hinweise eingegangen, sagte ein Sprecher der Sonderkommission. Nach Informationen des Bremer „Weser-Kuriers“ soll N. bereits als 16-jähriger Gymnasiast fünf Familien erfolglos erpresst und dabei Kinder mit dem Tod bedroht haben. Deshalb gehen die Ermittler bis weit in die Vergangenheit zurück. Einer der spektakulärsten Fälle der Berliner Kriminalgeschichte im Zusammenhang mit der Pädophilen-Szene ist der Fall des seit 17 Jahren verschwundenen Manuel Schadwald. Der Junge verließ 1993 die elterlich Wohnung in Tempelhof und war auf dem Weg zum Freizeitheim Wuhlheide - wo er jedoch nie ankam. Vier Jahre später gab es Medienberichte, wonach es Hinweise gab, dass der Junge von einem Pädophilen-Ring nach Holland verschleppt und dort zur Prostitution gezwungen worden sei. Auch Manuels Vater geriet ins Visier der Ermittler – der Verdacht, er habe seinen Sohn verschleppt, erhärtete sich nicht. Der Fall wurde bis heute nicht geklärt.
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