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Kontaktanbahnung im Internet: Hier suchen sich Betrüger ihre oft einsamen Opfer, um ihnen die große Liebe vorzugaukeln. Doch am Ende wollen sie nur an deren Geld.
© dpa

Polizei warnt vor Internetbetrügern: Das kriminelle Spiel mit der Liebe

Sie gaukeln die große Liebe per Internet-Chat vor – und haben es doch nur auf das Geld der Online-Bekanntschaften abgesehen. "Romance-Scamming" heißt das Phänomen, vor dem die Polizei warnt.

"Die Liebe ist ein seltsames Spiel", heißt es in dem bekannten Schlager von Connie Francis. Doch manchmal wird mit ihr auch ein seltsames – nämlich kriminelles – Spiel getrieben. Und dies auch im Internet, wie die Kriminalbeamten der Länder immer häufiger feststellen. "Romance-Scamming", was im Deutschen so etwas wie "Liebesbetrug" bedeutet, heißt das Phänomen. Dabei suchen die Täter per Internet, zum Beispiel über Soziale Netzwerke, den Kontakt zu Frauen wie zu Männern. Sie bauen über einen längeren Zeitraum ein Vertrauensverhältnis auf, gaukeln den Opfern die große Liebe vor mit nur einem Ziel: Sie später finanziell auszunehmen. In Einzelfällen hätten die Täter sogar vor "erpresserischen Menschenraub", also Entführung, nicht zurückgeschreckt, hieß es bei der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Auch in Berlin sind diese Betrügereien bekannt geworden. Wie viele Opfer es bislang gegeben hat, ist nach Angaben eines Polizeisprechers aber nicht bekannt, da diese Taten nicht statistisch erfasst werden.

Betrug nach Schema

Die Masche der Täter ist immer ähnlich: Über Dating-Seiten im Internet und Soziale Netzwerke gelangen die Betrüger an die E-Mailadressen oder direkt an die späteren Opfer. Oft dient eine Einladung zum Chat als Lockmittel. Sie schreiben entweder in recht gutem Englisch oder auch in Deutsch.

Laut Polizei werden den Opfern Bilder ihrer Internetbekanntschaften in schlechter Qualität geschickt, da sie illegal erlangt wurden. Außer bei Frauen: "Sie locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind", heißt es bei der Polizeilichen Kriminalprävention. Die "Scammer", also Betrüger, bauen Vertrauen zu den Bekanntschaften auf, und überhäuften sie dann schon bald mit Liebesschwüren. Sie seien neugierig und wollten so viel wie möglich von ihrem neuen Kontakt wissen: Hobbies, Ex-Partner, Kinder, Freunde – auch der Glaube an Gott spiele eine große Rolle, hieß es bei der Polizei.

Irgendwann sprechen die Täter, die meist in westafrikanischen Ländern sitzen, virtuell von ihren Geschäftsreisen und von ihren familiären Schwierigkeiten, die ihre Verwandten in afrikanischen Ländern wie Nigeria, Ghana oder Senegal haben. Teilweise haben die Täter aber auch Verbindungen nach Russland oder Südostasien. "Frauen geben häufig vor, in osteuropäischen, südostasiatischen oder südamerikanischen Ländern zu leben", hieß es bei der Polizei. In ihrer angeblichen Notlage bitten die Betrüger ihre virtuellen Liebschaften dann um Geld – und bekommen es auch, weil das Opfer bereits eine emotionale Bindung aufgebaut hat. Sollte das Opfer nicht zahlen, dann bedienen sich die Scammer einer anderen Methode: Sie schicken Schecks, die gefälscht sind, und bitten die "Liebste oder den Liebsten" diese in Deutschland einzulösen.

Das Beuteschema: Einsame, finanziell abgesicherte Singles

Dabei haben es die Täterbanden auf allein lebende Männer und Frauen abgesehen – egal welchen Alters. Hauptsache, sie sind finanziell abgesichert.

Vereinzelt haben die Fahnder im vergangenen Jahr auch eine besonders heftige Variante des "Romance-Scamming" registriert: "Dabei haben Männer in Deutschland über das Internet eine angebliche Liebesbeziehung mit einer senegalesischen Frau geführt und wurden dazu eingeladen, die Frau in ihrer afrikanischen Heimat zu besuchen", hieß es bei der Polizei. Dort angekommen, trafen die Männer ihre vermeintliche Liebschaft tatsächlich, wurden dann aber in eine verfängliche Situation gebracht. Ein angeblicher Ehemann und weitere Leute beschuldigten das angereiste Opfer des Ehebruchs, "schlugen es und forderten eine Geldzahlung zur Wiedergutmachung. Erst nach Zahlung von bis zu fünfstelligen Summen von Angehörigen in Deutschland wurden die Geschädigten wieder freigelassen".

Ein Opfer ist um 80.000 Euro betrogen worden

Wie hoch die Summen sind, die die Opfer an die vermeintlichen Liebsten überweisen, variiert. Bei den Fällen, die von Berliner Ermittlern bearbeitet worden sind, seien meist Beträge in Höhe von mehreren hundert Euro bis zu 80.000 Euro in einem Einzelfall überwiesen oder übergeben worden.

Für die Ermittler ist es nicht leicht, an die Hintermänner zu kommen. Das Problem: Der Kontakt findet fast ausschließlich im Internet statt. Hier sei eine "Rückverfolgung" nach deutschem Recht nur wenige Tage möglich, sagte ein Polizeisprecher. Sofern ausländische Server genutzt werden – und das sei in der Regel der Fall – bedürfe es darüber hinaus langwieriger Rechtshilfeersuchen, um die IP ausfindig zu machen. Diese hätten aber bislang "in keinem Fall zur Ermittlung von Tatverdächtigen geführt", sagte ein Polizeisprecher.

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