Umzug der 110: Asbest-Verdacht in der Leitzentrale bestätigt
Die Messungen in der Einsatzleitzentrale der Polizei haben den Asbest-Verdacht bestätigt. Die Reinigungsmaßnahmen könnten Wochen dauern - Verzögerungen bei der 110-Annahme sind möglich.
Die Messungen in der Einsatzleitzentrale der Berliner Polizei haben am Donnerstag wie befürchtet eine Asbestverunreinigung ergeben. Das 700 Quadratmeter große Büro, in dem sämtliche 110-Anrufe eingehen, muss nun gereinigt werden – Polizeisprecher Stefan Redlich zufolge könnte dies Wochen dauern. Bereits am Mittwochabend waren die Beamten innerhalb des Gebäudes am Platz der Luftbrücke umgezogen, wo das Auslösen eines Einsatzes derzeit nicht die gewohnten Wege gehen kann. Deshalb berät die Einsatzleitzentrale mit der IT-Abteilung jetzt über eine bessere Lösung für die kommenden Wochen. Bis dahin kann es zu Verzögerungen in der Annahme der 110-Rufnummer sowie beim Entsenden eines Streifenwagens kommen.
Am Mittwochabend gegen 18 Uhr gab es eine Durchsage in der Einsatzleitzentrale der Berliner Polizei in eigener Sache: Wegen Verdachts, Asbestfasern könnten in den Räumen freigesetzt worden sein, mussten die Beamten ihre Sachen packen und umziehen. Die Verlegung innerhalb des Polizeigebäudes am Platz der Luftbrücke führte in der Nacht zu Donnerstag jedoch nicht wie befürchtet zu längeren Wartezeiten für Anrufer der 110. Sechs Beamte waren zunächst für die Annahme zuständig. In der Nacht wurden sie auf neun Annahmeplätze aufgestockt. Auch die Auslösung der Einsätze verlief offenbar reibungslos. "Beschwerden gab es keine", sagt Polizeisprecher Stefan Redlich. "Für uns ist das Verfahren aber jetzt deutlich aufwändiger."
Aus der Gewerkschaft der Polizei gab es Lob für die Vorsichtsmaßnahme. Allerdings kritisiert der stellvertretende Landesvorsitzende Detlef Herrmann die Zustände in der Einsatzleitzentrale. Die Situation hätte verhindert werden können, wenn "die seit Jahren versprochene Erneuerung der Zentrale oder ein Umzug in ein modernes Gebäude" bereits erfolgt wäre. „Doch wie so oft passierte nichts, weil dazu das Geld fehlte. Zuletzt wurde ein Neubau für das Jahr 2023 in Aussicht gestellt“, so Herrmann.
700 Quadratmeter voll Technik
Auf die Computer in der Einsatzleitzentrale müssen die Beamten erst einmal verzichten. "Das ist ein 700-Quadratmeter-Büro voll Technik", sagt Polizeisprecher Redlich. "Das kann man nicht einfach umziehen."
Viermal jährlich wird der Ausnahmezustand geprobt. Schließlich muss auch im Fall einer Bombendrohung die Annahme der 110-Anrufe 24 Stunden am Tag gewährleistet sein. Wegen des aufwändigeren Verfahrens hatte die Polizei längere Wartezeiten für Anrufer befürchtet - sowohl am Telefon als auch bis zum Entsenden eines Streifenwagens. Gewöhnlicher Weise können die Beamten an den Annahmeplätzen noch während des Gesprächs per Computer den Einsatz an den Funker senden, der ebenfalls in der Einsatzleitzentrale sitzt. Der hat einen Überblick über die verfügbaren Streifenwagen und kann direkt den Einsatz auslösen.
Jetzt ersetzt ein Fax den Computer
Jetzt schreibt der Beamte am Telefon die Informationen auf einen Zettel und übergibt sie an einen Kollegen, der das Ganze per Fax an die zuständige Direktion weiterleitet. Die Funker, die sonst in der Zentrale sitzen, sind jetzt auf die sechs Direktionen aufgeteilt und funken vor Ort die Streifenwagen an.
Auslöser für den unvorhergesehenen Umzug war: In den Räumen der Einsatzleitzentrale, wo sämtliche Notrufe eingehen, hatten Arbeiten an den Brandschutzklappen stattgefunden. Es besteht laut der Polizeipressestelle Unsicherheit, ob durch diese Arbeiten Schadstoffe frei gesetzt worden sind. Die Behördenleitung habe daher entschieden, dass die Einsatzleitzentrale vorsorglich verlegt wird.
Üblicherweise gibt es neun bis zehn Annahmeplätze für die Notrufwähler, ist von Polizeisprecher Stefan Redlich zu erfahren. In Hoch-Zeiten wie zu Silvester können sie bis auf 16 Plätze aufgestockt werden.
Die Internetwache und das Bürgertelefon werden vorübergehend eingestellt. Für allgemeine Fragen und Anzeigenerstattungen stehen die Abschnitte der Polizei zur Verfügung, heißt es in einer Meldung der Polizei weiter.