Sonderkontrolle in Berlin: 1900 Polizisten machen Jagd auf Gurtmuffel und Handysünder
Ein Blick ins tägliche Straßenbild zeigt: Telefonieren am Steuer ist eine Selbstverständlichkeit. Seit Montag macht die Polizei eine Woche lang an 420 Kontrollstellen Jagd auf Gurtmuffel und Handysünder.
Egal ob Kleinwagen, Luxusschlitten oder Lieferwagen: Die Fahrer telefonieren oder hantieren mit dem Smartphone. Aber Telefonieren am Steuer ist verboten, das Bußgeld ist gerade von 40 auf 60 Euro erhöht worden. Zudem gibt es einen Punkt in Flensburg. Dieser wiegt durch die Reform des Bußgeldkataloges deutlich schwerer als früher: Der Führerschein ist nun bei acht Punkten weg, zuvor erst bei 18.
Seit Montag versucht die Berliner Polizei mit einer einwöchigen Sonderkontrolle, so etwas wie Unrechtsbewusstsein zu schaffen. Bei einer ähnlichen Aktion im März 2014 wurden knapp 2000 Autofahrer mit dem Telefon in der Hand erwischt. Im gesamten Jahresverlauf waren es 18.812 Handysünder, darunter auch Fahrradfahrer. „Das hohe Gefahrenpotenzial der verbotenen Nutzung von Mobiltelefonen wird stark unterschätzt bzw. in unverantwortlicher Weise verdrängt“, begründete das Polizeipräsidium die Aktion. Seit 2001 ist das Telefonieren am Steuer und am Lenker verboten, die Zahl der Sünder nimmt aber nicht ab.
Diverse Studien hatten gezeigt, dass die Zahl der „Fahrunsicherheiten“ (Abkommen von der Spur, falsches Bremsen) beim Mobiltelefonieren um den Faktor 15 steigt, auch bei Verwendung einer – erlaubten – Freisprecheinrichtung noch um den Faktor 6.
Kontrollen bis Sonntag: Auch Gurtmuffel stehen im Fokus
Bis zum kommenden Sonntag soll es zahlreiche Kontrollen in allen Bezirken geben. Im Fokus stehen neben mobilen Telefonieren auch die Gurtmuffel. Die einwöchige Aktion findet europaweit statt. Auf Einfallstraßen wird es gemeinsame Kontrollstellen mit der Brandenburger Polizei geben, beispielsweise an der Glienicker Brücke in Wannsee. Besonders intensiv will die Polizei vor Grundschulen und Kindergärten überprüfen, ob Kinder korrekt gesichert im Auto sitzen. Denn viele Kinder werden bei Autounfällen verletzt, weil sie nicht oder schlecht angeschnallt waren. Genaue Zahlen sind in der Berliner Unfallbilanz nicht zu finden.
Detailliertere Angaben gibt es vom Nachbarland Brandenburg: Dort wurden im Jahr 2014 genau 49 Prozent der insgesamt 1024 betroffenen Kinder als Mitfahrer in einem Auto verletzt. Viele Eltern unterschätzen diese Gefahr, nach dem Motto: „Auf den wenigen hundert Metern bis zur Schule wird schon nichts passieren.“ Dem widerspricht die Polizei: „Kinder, die nicht durch geeignete Rückhalteeinrichtungen gesichert werden, sind nicht nur in besonderem Maße selbst gefährdet. Im vergangenen Jahr waren bei dieser Sonderkontrolle 2411 Autofahrer nicht angeschnallt gewesen und 162 Kinder nicht oder nur unzureichend gesichert.“
Im gesamten Jahr wurden gut 13.000 derartige Verstöße geahndet, darunter 1458 Fälle, in denen Eltern ihre Kinder nicht vorschriftsmäßig mit Kindersitzen gesichert hatten. Fehlt eine Sicherung völlig, ist die Strafe spürbar: 60 Euro und ein Punkt. Bei mangelhafter Sicherung sind 30 Euro fällig.
Der Sicherheitsgurt ist laut Polizei immer noch „Lebensretter Nr. 1“, noch vor dem Airbag. Dieser entfalte seine Wirksamkeit nur, wenn man angeschnallt ist. Ansonsten kann der Airbag selbst erhebliche Verletzungen herbeiführen. Bei der Vorstellung der Brandenburger Unfallbilanz hatte Innenminister Schröter in der vergangenen Woche die hohe Zahl von Gurtmuffeln kritisiert, 14.578 von ihnen wurden erwischt.
Dass im Verkehr volle Aufmerksamkeit erforderlich ist, bekam eine 21-jährige Radfahrerin am Sonntag in Kreuzberg zu spüren. Sie unterhielt sich so intensiv mit ihrem parallel fahrenden Freund, dass sie ein geparktes Auto übersah. Konsequenz: Krankenhaus.
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