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Standbild aus dem Twitter-Video.
© Polizei Berlin

Beinahe-Unfall mit Radfahrern: Polizei ermittelt Lkw-Fahrer von der Greifswalder Straße

Vier Zeugen des lebensgefährlichen Manövers haben sich gemeldet. Am Tatort gilt jetzt Tempo 10 – daran halten sich aber nur wenige Autofahrer.

Das haarsträubende Video wurde online zigtausendfach geteilt – und hat die Polizei zu Strafermittlungen veranlasst: Ein Lkw mit Anhänger überholt zwei Radfahrer auf der Greifswalder Straße mit wenigen Zentimetern Abstand. Die Markierung führt den Radfahrstreifen an einer Baustelle direkt neben eine provisorische Autospur, die für den Lastwagen offenkundig zu schmal ist.

Laut Polizei haben sich zunächst die betroffenen Radfahrer, 44 und 46 Jahre alt, auf unterschiedlichen Polizeiabschnitten als Zeugen gemeldet. Über das Kennzeichen des Anhängers sei der Fahrer des Lastwagens ermittelt worden. Gegen den 65-Jährigen werde wegen Verkehrsgefährdung ermittelt – eine Straftat. Am Sonntag sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage, dass sich noch zwei weitere Zeugen des Vorfalls gemeldet hätten. Sie alle würden nun ebenso wie der beschuldigte Lkw-Fahrer angehört. Dass der Fall mit einer Anklage oder einem Strafbefehl ende, sei ebenso möglich wie die Herabstufung zur Verkehrsordnungswidrigkeit, hieß es im Präsidium. Das Verfahren werde wohl einige Zeit dauern.

Am Tatort gilt auf Weisung von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) seit Freitag Tempo 10. Am Montagmorgen im Berufsverkehr war allerdings zu beobachten, dass die meisten Autofahrer die Beschränkung ignorierten und mindestens doppelt so schnell fuhren wie erlaubt. Zuvor galt dort Tempo 30.

Außerdem hatte die Senatorin angekündigt, die Verkehrsführung von Fachleuten begutachten zu lassen. Im Internet wurde der Verkehrsverwaltung von zahlreichen Kommentatoren vorgeworfen, die Unfallgefahr durch die scharf abknickende Umleitung der Radspur - mitten hinein in die für Lastwagen objektiv zu schmale Autospur in der Baustelle - provoziert zu haben. Ein Vor-Ort-Termin des Tagesspiegels am Wochenende bestätigte den Eindruck, dass die Markierung falsche Verhältnisse suggeriert, nämlich, dass die Breite fürs gleichzeitige Passieren von Kraftfahrzeugen und Radfahrern ausreichen würde.

Ende Juni soll die Baustelle verschwinden

Online wurde der Verkehrsverwaltung außerdem vorgeworfen, in der Gegenrichtung auf demselben Abschnitt der Greifswalder Straße sowie an einer Baustelle auf der nahe gelegenen Storkower Straße ganz ähnliche Gefahrenstellen durch provisorische Markierungen geschaffen zu haben.

Auch an anderen Orten wie dem Reichpietschufer in Tiergarten werden Radfahrer so unnötig in Gefahr gebracht. Ein Augenzeuge berichtete, dass auf der Straße nahe dem Bundesverteidigungsministerium am Sonntagabend eine Radfahrerin fast unter die Räder gekommen sei, als sie der Markierung folgte. Die Baustelle auf der Greifswalder Straße soll nach Angaben der Verkehrssenatorin bis Ende Juni verschwinden.

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