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Der Ex-Chef des Olympiastadions: Joachim E. Thomas.
© Thilo Rückeis

Kritik an Abrechnungen und großem Dienstwagen: Platzverweis für Chef des Olympiastadions

Joachim E. Thomas ist nicht länger Chef des Berliner Olympiastadions. Der umstrittene Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH wurde am Mittwoch vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung abberufen. Es ging um Tankrechungen und einen zu großen Dienstwagen.

Um 17.20 Uhr stieg Frank Henkel gestern am Olympiastadion in seinen Dienstwagen. Mehr als drei Stunden hatte der Innensenator die Sitzung des Aufsichtsrats der Olympiastadion GmbH gerade geleitet, die wichtigste Entscheidung hatte er, als er seine Aktentasche verstaute, aber schon in einer Pressemitteilung verkündet: Joachim E. Thomas ist vom Aufsichtsrat als Geschäftsführer der GmbH mit sofortiger Wirkung abberufen worden. Als Grund wurden „pflichtwidrige Handlungen“ genannt.

Gemeint sind damit Vorwürfe, die in einem Gutachten aufgelistet sind, das dem Aufsichtsrat vorliegt. So soll Thomas Tankbelege nicht korrekt abgerechnet haben, er soll ohne triftigen Grund Business- statt Economyclass geflogen sein, Hotelrechungen sollen einen Höchstbetrag überschritten haben, und Thomas soll ein zu teures Auto als Dienstwagen benützt haben. Zudem soll der 60-Jährige gestattet haben, dass eine Besuchergruppe das Olympiastadion besichtigt, ohne dafür Miete zu bezahlen.

Nach Tagesspiegel-Informationen soll insbesondere die Finanzverwaltung das Verhalten von Thomas kritisch bewertet haben. Die Vorwürfe wurden in den vergangenen Tagen öffentlich und verstärkten zunehmend den Druck auf den Geschäftsführer. Aufgrund der Presseberichte ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Thomas wegen „Anfangsverdachts des möglichen Betrugs und anderer Delikte“. Thomas schwieg zu den Vorwürfen, auch der Aufsichtsrat hielt sich bedeckt. Zu ihm gehören neben dem Innensenator noch Ex-Schulsenator Klaus Böger und Monika Randow von der Senatsverwaltung für Finanzen.

Die SPD-Politikerin Iris Spranger, Mitglied des Abgeordnetenhauses, sagte gestern dem Tagesspiegel: „Ganz sicher ist Herr Thomas nicht abberufen worden, weil er Politikern und Funktionsträgern kostenlos einen Rundgang durch das Olympiastadion erlaubt hat.“ Um diese Besichtigung hat es in den vergangenen Tagen einige Diskussionen gegeben. Die Besuchergruppe bestand aus Sportpolitikern, BVV-Abgeordneten, Stadträten und Bürgerdeputierten in Sportausschüssen. „Alle Teilnehmer hatten in ihrer Funktion mit dem Olympiastadion zu tun“, betonte Jörg Stroedter, der beteiligungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Er war ebenso bei der Besichtigung dabei wie Iris Spranger und Karin Halsch, die Sportausschuss-Vorsitzende. Sie alle betonen, dass es sich um einen dienstlichen Termin gehandelt habe.

Stroedter betonte, dass keine Bürger aus Wahlkreisen zu der Besichtigung eingeladen worden seien. „Das war eine interne Veranstaltung, öffentlich wurde nicht eingeladen.“ Thomas habe Fragen zum Olympiastadion und zur Sportpolitik beantwortet. Iris Spranger, über deren Büro der Termin organisiert worden ist, erklärte zudem, von der GmbH sei nie das Thema Miete angesprochen worden.

Joachim E. Thomas hatte am 1. Juli 2010 die Geschäftsführung der Olympiastadion GmbH übernommen. Sein Vertrag läuft offiziell bis zum 30.Juni 2015. Sein Aufgabengebiet war die Akquisition, Begleitung und Umsetzung von Großveranstaltungen wie das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM 2011, die Entwicklung der Geschäftsbereiche Hospitality & Events, Tourismus sowie die mediale Vermarktung des Geländes. Zudem sollte er auch neue Nutzungskonzepte für das Olympiastadion ausarbeiten.

In Fachkreisen ist der Jurist sehr angesehen. Ein Experte, der jahrelang mit ihm gearbeitet hat, sagte dem Tagesspiegel: „Er hat herausragende Sportereignisse gut begleitet. Die Tatsache, dass Berlin für weitere Jahre das DFB-Pokalfinale austragen darf, ist ein Beweis für seine gute Arbeit. Außerdem sieht man beim Istaf, wie gut alles funktioniert.“ Das Internationale Stadionfest (Istaf) ist das größte Ein-Tages-Leichtathletik-Meeting in Deutschland.

Der SPD-Abgeordnete Robert Schaddach sagte zu Thomas’ Abberufung: „Ich finde, dass Geschäftsführer von Landesunternehmen zu viel verdienen. Wenn die mehr erhalten als der Regierende Bürgermeister, ist das nicht in Ordnung. Die brauchen auch keinen großen Dienstwagen. Es ist die Frage, ob sie überhaupt einen brauchen. Und man findet auch gute Geschäftsführer, die billiger sind.“

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