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Über seine politische Zukunft will Matthias Platzeck sich nach dem Schlaganfall noch nicht genau äußern.
© dpa

Der Rückkehrer: Platzeck schließt Rücktritt nicht aus

Ministerpräsident Matthias Platzeck ist nach dem Schlaganfall wieder im Amt. Doch über seine politische Zukunft spricht er nur vage.

Es bisschen blass wirkt er noch, aber Matthias Platzeck macht schon wieder Witze. „Der Linksdrall wird geringer, ist aber noch ein Stück mehr, als es das Parteibuch eigentlich erfordert beim Laufen“, sagt Brandenburgs Ministerpräsident. Es ist sein erster öffentlicher Auftritt, nachdem er vor eineinhalb Wochen alle Termine absagte und ins Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum kam, die Diagnose lautete: leichter Schlaganfall.

Jetzt, im Konferenzraum der Staatskanzlei in Potsdam, in dem Fotografen, Kameraleute und Journalisten so dicht gedrängt sitzen wie sonst nie, weil Platzecks Krankheit Schlagzeilen macht, sagt er genau ein Wort nicht ein einziges Mal: nämlich Schlaganfall. Eigentlich ist eine Pressekonferenz zu den Folgen des Hochwassers für die Tourismuswirtschaft angesetzt. Damit das, was Tausende Flut-Betroffene wirklich interessiere, nicht untergeht, wolle er auch ein paar Worte verlieren zu dieser „sonstigen Situation“, wie er es nennt, die doch eigentlich Privatsache sei.

Dass das Interesse an Platzecks Gesundheit so groß ist, dass Fotografen sogar sein Haus in Babelsberg belagerten, wie Platzeck beklagt, hat einen Grund. 2006 galt er als Hoffnungsträger der SPD im Bund, gab aber nach Hörstürzen und einem Zusammenbruch den Parteivorsitz nach 146 Tagen wieder ab und zog sich nach Brandenburg zurück.

Er habe sich wohl übernommen, wolle kürzer treten, hatte er damals gesagt. Bei einem 14-Stunden-Tag ist das wohl kaum möglich: Regierungschef, seit Januar Chefkontrolleur beim Pannen-Neubau des Hauptstadtflughafens in Schönfeld und Landesparteichef. Nun meldete sich Platzeck Körper wieder.

„Es ging mir wahrlich nicht gut, es war mit dem Sehen nicht doll und mit dem Laufen auch nicht“, sagt Platzeck. „Die Rekonstruktion lief den Umständen entsprechend gut, der Strom hat sich neue Wege gesucht, die Signalverarbeitung funktioniert wieder. Ich werde in den nächsten Tagen noch an Gleichgewicht und Koordination feilen.“ Alles andere sei wieder in Ordnung. Er werde noch ein paar Termine wahrnehmen, im Büro aufarbeiten, was liegen geblieben ist während des Hochwassers und seines Klinikaufenthalts.

Matthias Platzeck will nach langer Zeit mal wieder Urlaub machen

Und dann will er seit langem mal wieder drei Wochen Urlaub machen und dabei mehr Sport machen, als sonst schon. „Das was ich tue, tue ich in enger Abstimmung mit den behandelnden Ärzten“, sagt Platzeck. Aber was war der Auslöser, hat sich Platzeck zu viel zugemutet? Es gebe keine eindeutigen Ableitungen, sagt er. „Ich bin in bestimmten Beziehungen auch sehr untypisch, nicht direkt korpulent, laufe dreimal die Woche, esse jeden Mittag Salat mit Olivenöl.“

Matthias Platzeck: „Ich bin bis Herbst 2014 gewählt, alles andere wird sich zeigen.“

Aber was seine politische Zukunft betrifft, ob er eines seiner Ämter abgeben wird, da bleibt Platzeck vage, schließt aber auch nichts aus. „Alles was mit Schlussfolgerung zu tun hat, hat seine Zeit, und ich werde mir diese Zeit nehmen“, sagt Platzeck. Es bestehe kein Anlass für hektische Reaktionen und Schnellschüsse, sagte Platzeck. „Ich bin bis Herbst 2014 gewählt, alles andere wird sich zeigen.“ Um die Lage gründlich einzuschätzen und bis er wieder komplett fit ist, werde es noch ein paar Wochen brauchen. „Ich bin da sehr ehrgeizig und mühe mich auch sehr.“

Wenn seine Partei es wolle und er sich gesundheitlich dazu in der Lage fühle, „dann werde ich 2014 wieder antreten“. Dann räsoniert Platzeck darüber, dass er als Kind „ein bestimmtes Pflichtgefühl eingeimpft“ bekommen habe, eine Art preußische Disziplin. „Wenn ich ein Amt übertragen bekomme, dann will ich es mit aller Kraft ausfüllen. Dazu gehört aber auch, sich selbst zu prüfen, ob man in der Lage ist, diesem Amt und den Aufgaben gerecht zu werden“, sagt Platzeck „Das werde ich auch weiter so halten.“

Alexander Fröhlich

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