Streit um verweigerten Handschlag in Berlin-Pankow: Platanus-Schule entschuldigt sich bei Imam
Ein Berliner Imam verweigerte einer Lehrerin bei einem Elterngespräch aus religiösen Gründen den Handschlag. Der Konflikt eskalierte. Nun lenkt die Privatschule ein.
Nach einem Religionsstreit hat sich eine Berliner Schule bei einem strenggläubigen Imam entschuldigt. In einem Brief an die Rechtsanwältin des Imams heißt es, man wolle sich ausdrücklich entschuldigen, sollte es „zwischen der Familie und Mitarbeitern unserer Schule zu Missverständnissen gekommen sein“, berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Donnerstag. Man habe niemanden in seiner Religionsfreiheit oder in sonstiger Weise persönlich verletzen wollen. Gleichzeitig bestätigte die Schule laut RBB die Kündigung der Schulverträge der beiden Kinder des Imams.
Ende Mai hatte eine Lehrerin der privaten Platanus-Schule ein pädagogisches Gespräch mit der Familie abgebrochen, weil der Vater ihr aus religiösen Gründen nicht die Hand geben wollte. Sie soll ihm daraufhin Frauenfeindlichkeit vorgeworfen und ihn aufgefordert haben, sich der Kultur in Deutschland anzupassen. In der Folge erstattete die Familie Strafanzeige gegen die Lehrerin wegen Beleidigung und Verletzung der Religionswürde.
Mit der schriftlichen Entschuldigung gibt sich die Familie dem Sender zufolge noch nicht zufrieden. In einem Antwortschreiben wird ein „offenes und ehrliches Gespräch unter allen Beteiligten“ eingefordert. Dies diene dem Kindeswohl, da der Sohn des Imams habe mitansehen müssen, wie sein Vater „in empfindlichem Maße herabgewürdigt wurde“, berichtet der RBB weiter. Ohne dieses Gespräch habe man ernsthafte Zweifel, dass die Schule „hinreichend Sorge dafür trägt“, zukünftige Konflikte zu vermeiden.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung zwischen dem Imam und der Lehrerin sollen Ende Mai Schüler-Rangeleien auf dem Schulhof gewesen sein. Der Sohn des Imams sei unter anderem deswegen schriftlich verwarnt worden. Zudem seien mehrere pädagogische Gespräche mit der Mutter und dem Vater erfolgt. Dieser ist laut RBB ein strenggläubiger Schiit aus der Osttürkei, der im iranischen Ghom und im irakischen Nadschaf theologisch ausgebildet wurde.
Beim Eintritt in den Besprechungsraum habe der Imam Kerim Ucar gleich klargemacht: aus religiösen Gründen könne er einer Frau nicht die Hand geben. Nach Darstellung des muslimischen Ehepaars eskalierte daraufhin der Streit. Vier Mal soll die Pädagogin den Geistlichen unter Berufung auf eine notwendige Respektbezeugung und deutsche Gebräuche nachdrücklich aufgefordert haben, ihr die Hand zu reichen. Nach Darstellung des Imams habe er die Aufforderung freundlich aber bestimmt zurückgewiesen, stattdessen zum Gruß seine Hand aufs Herz gelegt, so der Sender. Dazu habe er erklärt, diese Geste sei die höchste in seiner Religion mögliche Respektbezeugung bei der Begrüßung einer Frau. Die Lehrerin habe das jedoch nicht akzeptieren wollen, sei laut geworden und habe schließlich das Gespräch für beendet erklärt. Die Schule hatte sich zudem Konflikt zunächst nicht geäußert. (epd)