"Der Entertainer" am Ku'damm-Theater: Peter Lohmeyer kämpft bis zum Ende
Kurz vorm Abriss der Ku’damm-Bühnen geht ein Veranstalter pleite. Doch der Schauspieler Peter Lohmeyer kämpft trotzdem weiter.
Na klar. „The show must go on!“ Ein eiserner Grundsatz im Schauspielgewerbe. Am Ku’damm aber, im Theater am Kurfürstendamm und in der Komödie, lässt sich das nun leider nicht mehr lange durchhalten. Ende Mai endet auf beiden traditionsreichen Bühnen die Spielzeit, im Sommer beginnt der Abriss ihres bisherigen Domizils, des Ku’damm-Karrees, um Platz zu schaffen für ein neues Geschäfts- und Hotelzentrum. Die Bühnen ziehen ab Herbst übergangsweise ins Schillertheater, in drei Jahren soll ein Neubau stehen, der Spielbetrieb der Ku’damm-Bühnen von zwei auf eine Bühne gelegt werden.
Zuletzt wurden bereits die Anteile der Eigenproduktionen zurückgefahren, am Sonntag lief mit „Die Niere“ mit Dominic Raacke die letzte in der Komödie. Nun geht es ins Best-of-Finale mit Katharina Thalbach, Gayle Tufts und anderen Ku’damm-Größen. Das Theater nebenan aber war zuletzt vermietet an die Kreuzberger Theaterproduktionsfirma „Santinis“ und die hat nun – als Krönung des Trauerspiels – Insolvenz angemeldet. Einige der Vorstellungen des laufenden „Abriss-Festivals“ mussten ausfallen.
Betroffen davon war vor allem Peter Lohmeyer, der versucht, das sinkende Theaterschiff wenigstens noch ein Weilchen, wie er sagt, „mit möglichst viel Tiefgang über Wasser zu halten“. Lohmeyer, 56 Jahre, populär durch zahlreiche Rollen in TV, Kino und Theater. Gemeinsam mit seinem Publikum will er sozusagen zum Abschied ein Stück durchleben, das zwar in den späten Fünfzigern entstand, aber überraschend authentisch zur aktuellen Situation der todgeweihten Theater passt. Titel: „Der Entertainer“. Der britische Dramatiker John Osborne hat es geschrieben. Die Story dreht sich um den Entertainer Archie Rice – ein Mann zwischen Witz und Wahnsinn, Komik und Tragik – der angesichts des Niedergangs der damaligen Music-Halls seiner Losung treu bleibt: The show must go on. Bis zum bitteren Ende.
Peter Lohmeyer kämpft bis zum Ende
Also, ein abgewrackter Alleinunterhalter in einem fast toten Theater auf düsterer Bühne. Wahrlich kein Stoff, wie ihn das Komödien-Publikum am Ku’damm normalerweise liebt. Ein Experiment, sagt Lohmeyer, „ein wichtiges“. Und dann schiebt er nach, er fühle sich als Archie Rice wie im Spiegelkabinett. „Was hier geschieht, geschieht auch Archie im Stück – es doppelt sich hinten und vorne.“ Gleichwohl waren die Kritiken nach der Premiere mehr als mäßig, viele Plätze blieben unbesetzt.
Doch Peter Lohmeyer, ganz Einzelkämpfer, wirbt unbeirrt für die nächsten Termine, weil ihm „Der Entertainer“ mehr als am Herzen liege. Er habe noch nie „so direkt und an der richtigen Stelle“ Menschen erzählen können, was ihn bewegt. Konkret: der Ärger über den Abriss, über die baupolitische Trostlosigkeit. Deshalb hat er in der vergangenen Woche sogar einen Teil der Honorare für die Pianistin Misha Cvijovic und die Schauspieler des Stücks – Anke Engelke, Johanna Griebel, Werner Rehm und Nicolas Lehni – nach zwei Aufführungen selbst bezahlt.
Er brennt für das Stück
Santinis hatte für das Abriss-Festival mit selbstproduzierten Stücken das Theater am Kurfürstendamm gemietet. Das erste, „Das Wunder vom Ku’damm“, ebenfalls schlecht besprochen, kam offenbar geradeso über die Runden. Das Ensemble des „Entertainers“ hingegen hing finanziell in der Luft. Lohmeyer sprang ein – bis das Theater am Dienstag gleichfalls in die Offensive ging. Einige Vorstellungen wurden zwar gestrichen, aber die meisten finden statt. Die Honorare sollen seitens der Bühne gesichert sein, verbunden mit der Hoffnung auf ein volles Haus.
Hauptbeweggrund, so Geschäftsführer Michael Forner: „Peter Lohmeyer brennt für das Stück, er spielt sich jeden Abend die Seele aus dem Leib.“
Aufführungen vom 19. bis 22. April sowie am 29. April und 5. Mai. Kartentelefon: 88591188, www.komoedie-berlin.de.