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Die Taxiunternehmen sind über die neue App nicht begeistert.
© dpa

Neue Smartphone-App im Test: Per Privattaxi durch Berlin

Eine neue Smartphone-App vermittelt in Berlin private Fahrer als Taxi-Ersatz. Taxiunternehmen und Behörden sehen das Angebot kritisch und halten es sogar für illegal. Der App-Anbieter spricht von Innovation. Ein Praxistest.

Vom Askanischen zum Alexanderplatz in 30 Minuten? Na dann: Auf die Plätze, fertig, los! Der Download und die Einrichtung des neuen App-Dienstes „uberPOP“ dauert zwei Minuten. Zwei Wischs weiter kann man schon einen Fahrer bestellen. Alex lächelt von seinem Profilfoto und bietet seinen silbernen Audi an. Zack, bestellt. Noch 15 Minuten bis zum Einstieg, informiert die App. Alex ist gerade irgendwo in Mitte. Was in Paris und Brüssel schon Alltag ist, kommt nun nach Berlin. Mit dem Angebot der Firma „Uber“ sollen Fahrgäste neue Mitfahrgelegenheiten für die City bekommen. Seit mehr als einem Jahr bietet das US-Unternehmen einen Limousinenservice per App an, neuerdings können hier auch Privatfahrer ihre Dienste anpreisen.

Freier Markt? Freie Fahrt?

Alex ist zwei Minuten zu früh. Der junge Mann hat sich mit einem Start-Up selbstständig gemacht, sagt er, und verdient sich nun ein paar Euro dazu. Als er auf Facebook die Anzeige von „Uber“ entdeckte, dass Fahrer gesucht werden, meldete er sich direkt. Er musste ein Training absolvieren, Kopien seines Führerscheins, seiner Autopapiere und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen: „Wir wollen ja nicht, dass Schwerverbrecher die Leute kutschieren“, sagt Alex. Aufregung um das neue Angebot kann er nicht verstehen. Der Markt sei frei und er nehme lediglich eine Aufwandsentschädigung für seine Fahrten, wie bei der seit Jahren etablierten Mitfahrgelegenheit. Er müsse das dann auch nicht dem Finanzamt melden. „Uber“ bekommt 20 Prozent des Fahrpreises ab. Am Alex angekommen, wird die Kreditkarte automatisch mit zehn Euro belastet. Drei Euro gespart gegenüber einem Taxi. Für Nettigkeit und Pünktlichkeit bekommt Alex fünf von fünf Sternen. Die Kunden sollen die Fahrer bewerten.

"Unrechtmäßige Personenbeförderung"

Am Taxistand wartet Taxifahrer Bernd geduldig auf einen Fahrgast. Die neue App sei nicht so gut, findet er. Er arbeite hart für einen Nettotageslohn von etwa 30 Euro – „Hartz-4-Empfänger, die nebenbei noch Taxi spielen, kann Berlin nicht gebrauchen“, sagt er. Taxi-Unternehmer und Verwaltung in Berlin sehen das neue Angebot kritisch und urteilen: illegal.

Am Alex sind 20 Minuten lang keine Fahrzeuge über die App verfügbar. Die S-Bahn muss einspringen. Zurück am Askanischen Platz klingelt das Handy. Ein Mitarbeiter von „Uber“ sagt, dass Alex eigentlich bei dem Unternehmen eingestellt sei. Nach „ein paar zusätzlich verdienten Euros“ klingt das nicht. So oder so ähnlich wie im Audi von Alex soll die App aber funktionieren. Das „Uber“-Team arbeite daran, dass demnächst echte Privatanbieter fahren, sagt der Mann: „Um der hohen Nachfrage nachzukommen, führen wir täglich mehr interessierte Fahrer in das System ein.“ Wenn es demnächst das Angebot noch gibt.

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