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Sternfahrt
© dpa

Sternfahrt des ADFC: Pedale treten bei sengender Sonne

Die Resonanz des Autofreien Sonntags war bescheiden. Aber auch die große Sternfahrt lockte offenbar nicht so viele Radler auf die Piste wie erhofft. Die Schätzungen von Polizei und Fahrradklub klaffen weit auseinander.

Nur eines ist immer anders bei der Fahrradsternfahrt: das Wetter. Nach Jahren mit Sturmböen und Dauerregen oder mit radlerfreudlicher leichter Bewölkung brannte die Sonne gestern gnadenlos vom Himmel. Die begehrtesten Orte waren also Zapfstellen für kaltes Wasser. Spätestens nach 30, 40 Kilometern war der Liter Wasser in der Flasche alle.

Schlapp gemacht hat wohl trotz der 30 Grad niemand, bei Tempo 13 im Schnitt kommen auch Ältere und Kinder mit – und das macht die Sternfahrt des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) so erfolgreich. Jeder kann ohne Anmeldung mitmachen und zeigen: Radfahrer sind gleichberechtigte Verlehrspartner. Das Motto lautete: Berlin fährt Rad. „Platte Reifen gab es, aber sonst lief alles gut“, sagte die neue ADFC-Landesvorsitzende Sarah Stark. 80 Treffpunkte auf 18 Routen gab es, alle endeten am Brandenburger Tor, beim Umweltfestival der Grünen Liga. Am längsten, fast zwölf Stunden, waren 20 junge Stettiner unterwegs, die um zwei Uhr in Polen zu den 200 Kilometern aufgebrochen waren. Am schnellsten war ein Dutzend Rennradfahrer, darunter Benno Koch, Fahrradbeauftragter des Senats. Die Gruppe war in Stettin gestartet und brauchte sechs Stunden bis Berlin. Durchschnittstempo: 28 Stundenkilometer.

Der ADFC sprach am Nachmittag wie üblich von 250 000 Teilnehmern. Die Polizei zählte intern jedoch nur 25 000. War die Hitze an der geringen Teilnehmerzahl Schuld oder die fehlende Werbung? In den Vorjahren hatten überall in der Stadt Plakate für die größte Radler-Veranstaltung des Jahres geworben.

Mehr Werbung hatte der freiwillige autofreie Sonntag, der vom Abgeordnetenhaus, der BVG und der S-Bahn unterstützt worden war. Doch auch da blieb die Resonanz gering. Die Straßen seien so voll oder leer gewesen wie an anderen Sonntagen, hieß es bei der Polizei. Ob es wesentlich mehr Fahrgäste in Bahnen und Bussen gab, ließ sich gestern noch nicht sagen.

Für Autos gesperrt war gestern von 10 bis 18 Uhr die Akazienstraße in Schöneberg – zentrale Feier der Organisatoren des autofreien Sonntags. Kinder malten mit Kreide Bilder auf den Asphalt, sprangen Seil oder tobten sich am Mini-Kicker aus. Erwachsene konnten sich massieren lassen. Statt Autolärm waren jazzige Klänge der Bigband des Erich-Hoepner-Gymnasiums zu hören.

Organisiert hatten die Aktion drei Zwölftklässler des Erich Hoepner- und des Goethe-Gymnasiums. „Wir wollen mit der Aktion die Straße als öffentlichen Raum zurückerobern“, sagte die 17-jährige Larissa Krause. Das Projekt ist Teil der Initiative „Ring frei“, die im Berliner Jugendforum entstanden ist und sich für den autofreien Sonntag engagiert. Ein Beschluss des Abgeordnetenhauses hat den Schülern die Organisation erleichtert: Der Straßenabschnitt wurde ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt.

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