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© dpa

Fußballstar: Party endete mit Prügel

Fußballprofi und Ex-Hertha-Star Marcelinho soll in einer Berliner Disko einen Mann angegriffen und mit einer Flasche verletzt haben. Die Polizei ermittelt wegen schwerer Körperverletzung.

Als in der „Cazz-Bar“ am Savignyplatz der Bass dröhnte, wurde in der Gasse davor heftig zugeschlagen. Kurz vor 5 Uhr am Ostermontag soll der Fußballer Marcelinho, 32, einem Partygast eine Bierflasche über den Kopf gezogen haben. Wie die „Bild“ berichtet, fuhr das Opfer anschließend per Taxi zu einer Neuköllner Polizeiwache, erstattete Anzeige und ließ im Kreuzberger Urban-Krankenhaus die Wunde an der linken Stirnseite nähen. Am nächsten Tag sagte Ingo H., 44, aus Neukölln der Zeitung: „Marcelinho hat mich mit einer Bierflasche geschlagen.“

Ja, Streit hat es in der Nacht gegeben, „das stimmt schon“, sagte gestern Marcelinhos Berater Wolfgang Nothdurft. Aber „ich bezweifle, dass das stimmt, was dieser Mann gesagt hat“. Nothdurft selbst habe in der Disko unter der S-Bahntrasse mitgefeiert, allerdings „bin ich eine halbe Stunde vor dem Vorfall abgehauen“.

Marcelinho ist kein Unbekannter in der Stadt. Der Brasilianer war jahrelang die zentrale Figur beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, schoss 65 Tore in 155 Spielen. Mal verzückte er Zehntausende mit seinen Dribblings, mal wollten die Fans ihn aus der Stadt jagen, weil er lieber in Diskotheken feiern ging, übrigens meist mit einer Flasche „Beck’s Gold“ in der Hand, aber das nur am Rande.

Seit zwei Jahren steht Marcelinho – 1,75 Meter groß, 68 Kilo schwer – nun beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Marcelinhos Arbeitgeber meldete sich am Abend zu Wort. Der Spieler habe „mir glaubhaft versichert, dass er persönlich zu keinem Zeitpunkt handgreiflich geworden sei“, ließ Cheftrainer Felix Magath mitteilen. Dennoch werde der Profi „auch wegen der Uhrzeit seines Lokalbesuchs“ mit einer Geldstrafe belegt. Wie viel Marcelo dos Santos – so der bürgerliche Name – zahlen muss, wurde nicht genannt.

Im Raum stehen markige Vorwürfe: Marcelinho und seine Kumpels hätten Ingo H. in der Disko angerempelt, dessen Freundin begrabscht. Marcelinho soll ihn mit der Faust vor die Brust geschlagen haben, die Prügel mit der Flasche vor der Disko war der Schlussakt. Ingo H. äußert sich nicht persönlich, er hat die Story an die „Bild“ verkauft. Im Videobeitrag der Zeitung duzen sich Reporter und Opfer.

Via Klub-Mitteilung schildert Marcelinho seine Version so: Er sei mit seiner Frau auf der Party gewesen, „einer privaten Geburtstagsfeier“, später sei es zu „verbalen Provokationen einer Gruppe am Nachbartisch“ gekommen, die in einem Handgemenge endete. Die Türsteher („lokaleigene Security“) hätten „das zitierte Opfer des Lokals verwiesen“.

Am Savignyplatz, der Club befindet sich im Jean-Memmen-Bogen 578, hieß es gestern nur: Den Laden hätten Brasilianer „für eine Privatparty“ gemietet. Marcelinho war genauso geladen wie das spätere Opfer, das gute Kontakte zur südamerikanischen Partyszene haben soll.

Marcelinhos will nun einen Anwalt einschalten. Als Partygänger ist er bestens in der Stadt bekannt, er schaut an Wochenende noch immer gern in Berlin vorbei. Legendär war einst seine Party bis morgens um 4.36 Uhr in einem Lokal in der Torstraße in Mitte: Dabei lag Herthas 0:1 in Hamburg wenige Stunden zurück, der Verein stürzte in die Krise – und der wichtigste Arbeitnehmer ging feiern. Mal kam der Brasilianer Tage zu spät aus dem Urlaub zurück, flirtete mit Frauen rum (während die Familie in der Wohnung am Kaiserdamm saß), mal tänzelte er um 9 Uhr morgens aus einer Diskothek in der Potsdamer Straße heraus – und schwankte mit der Bierflasche in der Hand vor die Tagesspiegel-Redaktion. Und, ja doch, auch Prügelvorwürfe waren zu hören. Doch als die Polizei einmal in Brasilien ermittelte, meldete sich plötzlich ein enger Freund zu Wort – als der wahre Täter.

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