Berlin: Palasseum statt Sozialpalast: Wohnblock erhielt Namen
"Pallasseum" - das klingt nach Amphitheater, nach Antike, nach Kultur. Den Vorschlag für den Namen des inoffiziell so genannten Sozialpalastes wurde von der zehnjährige Meliha Eroglu eingereicht.
"Pallasseum" - das klingt nach Amphitheater, nach Antike, nach Kultur. Den Vorschlag für den Namen des inoffiziell so genannten Sozialpalastes wurde von der zehnjährige Meliha Eroglu eingereicht. Seit vier Jahren wohnt sie in dem zehnstöckigen Gebäude. Als sie erfuhr, dass das Haus einen neuen Namen bekommen sollte, war sie gleich Feuer und Flamme. Denn sie wohnt gerne an der Pallasstraße, hat dort auch viele Freunde. "Die Idee hatte jedoch mein Onkel", gibt sie zu. Gestern wurde das Gebäude auf seinen Namen getauft.
Der Wettbewerb ist eine von zahlreichen Initiativen der Bewohner sowie des Quartiersmanagements Schöneberger Norden, um dem als "städtebauliche Katastrophe" verschrienen Komplex ein neues Image zu geben. Zwischen 100 Vorschlägen musste sich die Jury entscheiden, darunter "Palast International", "Schöneberger Stars", "Wohnen in Kultur" und "Familienresidenz".
1976 wurde der Häuserriegel, der sich quer über die Pallasstraße erstreckt, nach Plänen des Architekten Jürgen Sawade erbaut. 514 Wohnungen entstanden dort mit Subventionen des Landes Berlin für einkommensschwache Familien. Doch in den folgenden Jahren entwickelte sich der Komplex zum sozialen Brennpunkt. 1998 wollte CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky das Gebäude gar abreißen lassen. Doch statt Abriss wurde ein Präventionsrat eingerichtet, der 1999 durch das berlinweite Konzept des Quartiersmanagements ergänzt wurde. Die Eigentümergesellschaft Wohnen am Kleistpark KG ließ in den vergangenen Jahren neue Hauseingänge und Aufzüge bauen, in Planung ist ein Concierge-Dienst. Und wo einst Autos parkten, entsteht ein Park.
Auch die Anwohner engagieren sich mit Nachbarschaftsfesten und Wettbewerben um den schönsten Balkon. Inzwischen ist der Leerstand gesunken, nur 19 Wohnungen sind nicht vermietet. Zwar ist die Abrissdiskussion in den Reihen der CDU noch nicht vom Tisch, doch für Klaus-Peter Fritsch, Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft eine "völlig absurde Idee".
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