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Radelnde Paketdienstleister sind bereits testweise unterwegs, im Juni beginnt dann ein gemeinsames Pilotprojekt der fünf großen Paketdienste.
© Michael Gottschalk/Imago

Pilotprojekt für weniger Lieferverkehr: Pakete kommen bald mit dem Lastenrad

In Teilen von Prenzlauer Berg und Mitte wird die Zukunft erforscht: Dort liefern ab Juni Paketdienste mit dem Lastenfahrrad aus.

Die Postler und Pin-AGler kennen es nicht anders. Die letzte Meile zum Kunden legen sie in der Stadt mit Muskelkraft und Elektromotor zurück. Künftig werden auch die Kollegen von DHL, UPS, Hermes und den anderen Paketdiensten ökologisch und platzsparend unterwegs sein. Zumindest im Umfeld des Mauerparks in Prenzlauer Berg und Mitte. Dort soll am 1. Juni der erste Berliner "Mikro-Hub" zum Umschlag von Paketen von Lkw auf Lastenfahrräder in Betrieb gehen. Am Freitag begann die landeseigene Behala im Auftrag des Senats mit den baulichen Vorbereitungen. Der Umschlagplatz entsteht auf der Straßenbahnkehre an der Eberswalder Straße am Mauerpark.

Das Pilotprojekt wird als Forschungsvorhaben vom Bundesumweltamt gefördert und firmiert unter dem Kürzel KoMoDo – Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die Kurier-, Express-, Paket-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lasträdern in Berlin. Die Senatsverwaltung für Verkehr hat die Dienstleister DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS ins Boot geholt, die LogisticNetwork Consulting GmbH (LNC) koordiniert das Projekt. "Die fünf großen Dienstleister werden sich erstmals gemeinsam eine Logistikfläche teilen", sagt Dag Rüdiger von der LNC. Offenbar war es ein hartes Stück Arbeit, die konkurrierenden Unternehmen zu überzeugen.

Boten per Rad sind im Stadtverkehr effektiver

Die Vorteile liegen auf der Hand, zumal in den Altbauquartieren der Stadt: Statt klobige Feinstaubquellen in zweiter Reihe parken schlanke Packräder am Bürgersteig, im Fachjargon Cargobikes genannt. Die radelnden Lieferanten werden im Gewühl des Stadtverkehrs wahrscheinlich schneller unterwegs sein, allerdings ist ihre Nutzlast deutlich niedriger als bei einem Transporter. Laut Rüdiger sollen die Kunden nicht länger auf ihre Pakete warten als sonst. "Die letzte Liefer-Meile in den Vierteln ist ein idealer Einsatzort für Lastenräder", sagt Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Klimafreundlicher, leiser und sauberer soll die neue Paketlogistik daherkommen.

Die Lieferketten der fünf Dienstleister bleiben aber streng getrennt, bis zu einer wirklich integrierten Logistik reichte der gute Wille dann doch nicht. Jedes Unternehmen bringt seine Pakete im eigenen Lkw zum Umschlagplatz, lagert sie in separaten Containern und befördert sie mit eigenen Rädern weiter. Nach einem Jahr wird das Projekt ausgewertet und entschieden, wie es weitergeht.

Ein zentraler Verteilerstandort soll Wohnstraßen entlasten

Eine ähnliche Idee kursiert auch viele Kilometer entfernt, in der Altstadt Spandau, Berlins größter Fußgängerzone. Die soll in den kommenden Jahren aufgefrischt und entrümpelt werden. Nun kursiert folgender Gedanke: Die vielen hektischen Paketlaster kurven nicht mehr einzeln durch die engen Gassen, sondern laden ihre Ware auf einem Umschlagplatz vor der Altstadt ab – von wo sie dann je nach Adresse gebündelt weitergeleitet wird. So ein Verteilerstandort könnte der Parkplatz an der Moritzstraße zwischen Polizeiwache und Musikhaus sein. "Unser Grundgedanke ist, den Lieferverkehr in der Altstadt zu reduzieren", sagt Andreas Wunderlich, Chef des Altstadtmanagements. Ein Gedankenspiel bislang, das in der kommenden Woche im Rathaus Spandau Thema sein wird – durch das Projekt in Prenzlauer Berg könnte es Rückenwind bekommen.

Wegen des sprunghaft gestiegenen Onlinehandels hat der Lieferverkehr in den Städten extrem zugenommen, mit den bekannten Folgen wie zugeparkte Radwege und höhere Feinstaubemissionen. 2016 wurden deutschlandweit rund drei Milliarden Pakete ausgeliefert, mehr als zehn Millionen Sendungen pro Werktag. In der Weihnachtszeit verdichten sich die Lieferfrequenzen in den Wohnstraßen zusätzlich. Einige Experten erwarten demnächst einen Paketkollaps.

Durch Einkäufe im Internet hat der Lieferverkehr extrem zugenommen

Die Post fährt ihre Briefe bereits mit rund 5000 Elektrofahrzeugen und deutschlandweit 10.500 E-Bikes aus. In der Paketzustellung dominiert aber weiterhin der konventionelle Antrieb. Auch Lastenräder spielen kaum eine Rolle.

Der Senat will auch andere Branchen und Privatleute ermutigen, die Alternative Lastenfahrrad zu prüfen. Dazu wurde ein Förderprogramm aufgelegt, das in diesem Jahr über ein Budget von 200 000 Euro verfügt. Für den Kauf eines Elekro-Lastenrads gibt es einen Zuschuss von 33 Prozent, maximal 1000 Euro, ohne Elektrantrieb verringert sich die Höchstsumme auf 500 Euro. Ab Mai können Anträge gestellt weerden. Allerdings müsse der Hauptausschuss die Gelder vorher noch freigeben, erklärte die Sentsverwaltung für Verkehr.

Auch der Fahrradclub ADFC hat ein Lastenradprogramm gestartet. Dabei können die Räder im Internet (flotte-berlin.de) kostenlos gebucht und ausgeliehen werden. Bislang stehen neun Lastenräder zur Verfügung, in Kreuzberg, Schöneberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Alt-Treptow. Auch einige Baumärkte leihen ihren Kunden inzwischen kostenlos Lastenräder aus.

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