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Unter Bären. Elyas M’Barek (re.) lieh Paddington schon im ersten Film und jetzt wieder seine Stimme. Hugh Grant ist als Bösewicht vom Dienst zum ersten Mal dabei. Ein dritter Teil ist bereits in Planung.
© Manfred Thomas

Filmstadt Berlin: Paddington kehrt zurück auf die Leinwand

Die Saison der Familienfilme hat begonnen, da wird es schon mal eng auf dem Teppich – am Sonntag mit Hugh Grant und Hexe Lilli.

Hexen gehen immer. Das wusste bereits Shakespeare, siehe „Macbeth“. Obwohl seine drei alten Weiber schon von anderem Kaliber waren als Bibi Blocksberg oder Lilli. Für Auftritte, gar Hauptrollen in einem Weihnachtsfilm wäre das Grusel-Trio ungeeignet. Lilli dagegen ...

Es ist also wieder so weit: Die finstere Jahreszeit hat begonnen, das Christfest naht und mit ihm die Filme, mit denen die Verleihfirmen an den Adventswochenenden oder auch zwischendurch ganze Familie in die Kinosäle locken wollen. Filme wie „Plötzlich Santa“ (ab 16.11.), in dem der Tischler Andersen, der trotz bester Verkleidung seine Kinder nicht als Weihnachtsmann zu überzeugen vermag, bei einem Schlittenunfall auf den echten Rotrock trifft. Der wiederum seinen Kindern erzählt hat, ein Tischler namens Andersen bringe die Geschenke. Ein Rollentausch wird vereinbart – nun, man kann sich das Weitere etwa vorstellen.

Auch der britische Botschafter besuchte die "Paddington"-Premiere

Auf dass ein vorweihnachtliches Lichtspiel nicht gleich wieder wunderkerzengleich erlischt, sondern Blockbuster-Qualitäten entwickelt, wird solch ein Filmstart gern mit einer Premiere garniert, und da die Zeit eng wird, kommt es schon mal vor, dass zwei solcher Galavorführungen am selben Tag stattfinden wie am gestrigen Sonntag. Immerhin nicht zur selben Zeit. Ja, mit geschickter Planung war es sogar möglich, erst im Kino in der Kulturbrauerei „Hexe Lilli rettet Weihnachten“ zu bestaunen und danach im Zoo-Palast „Paddington 2“, Karten für beide Premieren vorausgesetzt. Und die waren begehrt, besonders für die Bärennummer. Nur wenige sind ja so begünstigt und wie Ihrer Majestät Botschafter Sir Sebastian Wood schon qua Amt verpflichtet, britisches Kulturgut wie Bär Paddington durch Anwesenheit offiziell zu unterstützen.

Hedda Erlebach, die neue Hauptdarstellerin in "Hexe Lilli rettet Weihnachten".
Hedda Erlebach, die neue Hauptdarstellerin in "Hexe Lilli rettet Weihnachten".
© imago/Horst Galuschka

Aber zuerst kam Hexe Lilli, der Kinderbuchreihe ihres Schöpfers Knister entsprungen und schon 2009 und 2011 im Kino erfolgreich, nunmehr mit neuer Hauptdarstellerin. Man fand sie in Berlin: Hedda Erlebach, elf Jahre alt, mit ersten Erfahrungen als Synchronsprecherin und Schauspielerin, dazu voller Hingabe beim Berliner TSC, Abteilung Eiskunstlauf. Erst im Frühjahr nahm sie an den Prüfungen für die Berufung zum Landeskader des Berliner Eissportverbandes für die kommende Saison teil – und wurde tatsächlich wegen „überdurchschnittlicher Leistungen“ in den Förderkader aufgenommen. Das hat Folgen für den Alltag, den Hedda in einem Kindermagazin der Deutschen Bahn so beschrieb: „An drei Tagen in der Woche beginnt bei mir um 8 Uhr die Schule. An den anderen beiden Tagen habe ich morgens zuerst Eiskunstlauftraining. Der Unterricht geht dann bis mittags oder nachmittags. Danach folgt die zweite Trainingseinheit. Meist bin ich dann 19 Uhr zu Hause, mache Hausaufgaben und ruhe mich aus. Gegen 21.30 Uhr geht bei mir das Licht aus.“

Jürgen Vogel hatte mal wieder Lust auf einen Kinderfilm

Eiskunstlauf, Weihnachtsfilm – passt doch eigentlich ganz gut, auch wenn die Jungschauspielerin nicht auf Kufen vor der Kamera stehen musste. Lilli hat auch so genug Probleme, zaubert sie doch, um ihren nervigen kleinen Bruder zu ärgern, Knecht Ruprecht aus dem Mittelalter in die Gegenwart. Der will aber partout nicht mehr zurück, macht nur Ärger und bringt sogar das Weihnachtsfest in Gefahr. Aber keine Sorge: Alles wird gut!

Den Ruprecht spielt Jürgen Vogel, der – so zitiert ihn Regisseur Wolfgang Groos – „jetzt einfach wieder Lust darauf“ hatte, in einem Kinderfilm mitzuspielen, sein letzter sei „Emil und die Detektive“ gewesen. Wie Hedda, ihre Filmmutter Anja Kling, Groos und Produzentin Corinna Mehner war auch Vogel zur Premiere gekommen. Es war freilich genau genommen nicht die richtige. Die fand schon vor einer Woche in Köln statt, und ohnehin läuft der Film seit Donnerstag in den Kinos. Aber festlich war es doch.

Vielleicht nicht ganz so wie später vor dem Zoo-Palast bei „Paddington 2“. So ein peruanischer Brillenbär mit großer Liebe zu Orangenmarmelade, den es in eine Londoner Mittelstandsfamilie verschlagen hat – das ist doch mal etwas ganz Besonderes. Das erste Mal besuchte Paddington – schon aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen zum Berlinale-Bären war das nur recht und billig – anlässlich der Filmfestspiele 2014 die Stadt. Hugh Bonneville, Ersatzvater des naschsüchtigen Bären, war wegen George Clooneys „Monuments Men“ ohnehin in der Stadt, da wurde in der britischen Botschaft gleich kräftig für den noch gar nicht fertigen Film geworben, sogar ein Plüsch-Paddington im Herthino-Format nahm teil. Zur Premiere zehn Monate später kam dann nur Elyas M’Barek, Synchronsprecher des Bären.

Zum ersten Mal seit "Notting Hill" standen Hugh Grant und Hugh Bonneville (re.) für "Paddington 2" wieder gemeinsam vor der Kamera.
Zum ersten Mal seit "Notting Hill" standen Hugh Grant und Hugh Bonneville (re.) für "Paddington 2" wieder gemeinsam vor der Kamera.
© Manfred Thomas

Der lief auch am Sonntag über den roten Teppich, seine Wachsfigur, bei Madame Tussauds Unter den Linden lässig in ein Sofa gelümmelt, hatte schon vor einigen Tagen Besuch von dem Pelztier in blauem Dufflecoat bekommen. Diesmal blieb er nicht allein, fand sich in Begleitung von Regisseur Paul King und Produzent David Heyman, aber die wahren Stars waren doch Hugh Bonneville und Neuzugang Hugh Grant, der von Nicole Kidman, im ersten Teil eine fiese Tierpräparatorin, die Rolle des Bösewichts übernommen hat. Für beide Hughs ist es der erste gemeinsame Film seit „Notting Hill“.

Die Nonne spielte Hugh Grant besonders gern

Rot waren selbstverständlich nicht nur der Teppich und Paddingtons komischer Schlapphut. Ein roter Doppeldecker war als Kulisse herangefahren worden, auch eine rote Telefonzelle, von denen es im alten West-Berlin aus alliierten Zeiten ohnehin noch einige gibt, hatte man aufgestellt – für den Fall, dass Paddington mit seiner fast 100 Jahre alten Tante Lucy in Peru telefonieren möchte, die doch letztlich der Auslöser der neuen Abenteuer ist. Das heißt, eigentlich sind es eher Missgeschicke, die Paddington bei seinen Versuchen, Geld zu verdienen, passieren. Der Tante will er unbedingt ein wertvolles Pop-up-Buch schenken, aber das wird leider geklaut, vom selbstverliebten Schauspieler Phoenix Buchanan, der den Zenith seiner Karriere längst hinter sich hat. Das dachte mancher auch von seinem Darsteller Hugh Grant. Doch dann hat der sich dank „Florence Foster Jenkins“ doch wieder in die oberste Spielklasse katapultiert und wird nun auch schon in der britischen Presse für seine Fiesling-Rolle hoch gelobt. Die ihm, wie er gestern im Zoo-Palast verriet, ganz besonderes Vergnügen bereitete, weil er diesmal – seine Figur schlüpft in mancherlei Rollen – auch eine Nonne spielen durfte. Er habe eine reine Jungenschule besucht und schon da immer die Frauenrollen bekommen.

In Deutschland startet „Paddington 2“ am 23. November, in den USA erst Mitte Januar, nur muss bis dahin ein neuer Verleih gefunden werden. Der alte galt für einen Familienfilm als nicht mehr tragbar: The Weinstein Company.

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