Olympia in Berlin: Olympisches Dorf auf Flugplatz Tegel
Der Regierende Wowereit hat eine Idee für die Nachnutzung der Airportfläche
Der Regierende Bürgermeister hat eine Vision für den Flughafen Tegel: Dort, wo bis 2011 noch die Flieger über die Betonpiste donnern, ehe auch dieser innerstädtische Airport geschlossen wird, könnte das Athleten-Dorf für die Olympischen Spiele entstehen. Klaus Wowereit (SPD) sehe „einen großen Reiz in der räumlichen Nähe zum Olympiagelände“, sagte ein Sprecher des Regierenden Bürgermeisters.
Zwar steht bislang nicht fest, ob sich der Deutsche Olympische Sportbund mit Berlin als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2016, 2020 oder 2024 bewerben wird, dennoch kommt prompt Applaus aus der Sportpolitik. Einen ähnlichenVorschlag hatte nämlich der Landessportbund (LSB) vor sechs Jahren geäußert: Als Berlin an Olympia 2012 dachte, brachte der LSB den Flugplatz Tempelhof als Standort für das Olympiadorf ins Spiel. Jetzt sagt LSB-Sprecher Dietmar Bothe: „Wir setzen uns für beide Flughäfen ein, sowohl für Tegel als auch für Tempelhof“ – samt künstlicher Wasserstrecke.
Was der LSB damit meint, schrieb Präsident Peter Hanisch vor drei Wochen in einer Mail an die SPD-Fraktion. Darin machte er sich stark für eine neue „künstliche Regattastrecke nach internationalem 1a-Standard“ auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof. Diese Idee – ein 2,5 Kilometer langes Becken, in dem die Ruderer und Kanuten bei Olympia antreten – könnte auch in Tegel umgesetzt werden, sagt Bothe, zumal beim Neubau eines derart großen Quartiers ohnehin künstliche Seen gebaut würden, um die Lebensqualität zu erhöhen. Der zweite Vorteil sei: In Tegel könnte das Becken in Ost-West-Richtung entstehen. Es gebe somit keinen Seitenwind, weil in Berlin meistens Westwind herrscht. Auch die Strömungen würden wegfallen, weil der Boden einheitlich wäre – anders als etwa auf der Naturregattastrecke in Grünau.
Auch London, das 2012 Olympia ausrichtet, baut ein neues Quartier auf ungenutztem Gelände. Dort entsteht auf einem alten Hafenareal das Olympische Dorf; die 3500 Appartements werden später als soziale Wohnungen weitergenutzt.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kennt die Gedankenspiele. Das Gelände sei durch die Autobahn gut erschlossen, auch sei denkbar, einen Teil des Flughafengebäudes zu integrieren. Das alte Olympische Dorf, das 1936 knapp 15 Kilometer westlich vom Olympiastadion entstand, ist zwar seit April dieses Jahres zu besichtigen, aber heruntergekommen. Und das Athleten-Dorf, das einst Bestandteil war der gescheiterten Bewerbung für Olympia 2000, wurde nie gebaut. Es sollte in der Murellenschlucht entstehen – zwischen Ruhleben und Waldbühne. Die Rede war von 4,2 Milliarden Mark Baukosten. André Görke
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