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Nach Obamas Erklärung unterschreiben Bürger in San Francisco eine Dankeskarte für den Präsidenten.
© Reuters

Historische Erklärung: Obama spricht sich für die Homo-Ehe aus

Barack Obama hat sich als erster amtierender US-Präsident für gleichgeschlechtliche Ehen ausgesprochen. Schwulen- und Lesbenverbände jubeln, die Republikaner protestieren. Das polarisierende Thema dürfte nun wichtig für den Wahlkampf werden.

US-Präsident Barack Obama hat sich erstmals öffentlich dafür ausgesprochen, dass Lesben und Schwule heiraten dürfen. "Ich denke, dass es gleichgeschlechtlichen Paaren möglich sein sollte zu heiraten", sagte Obama am Mittwoch in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Der Präsident betonte, es handle sich um seine persönliche Meinung. So sollte es Bundesstaaten auch weiterhin erlaubt sein, gleichgeschlechtliche Ehen zu verbieten. Obama räumte ein, dass er seine Ansicht zu dem umstrittenen Thema mit der Zeit geändert habe. "Ich habe in Bezug auf die Homo-Ehe gezögert, zum Teil, weil ich dachte, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften ausreichend seien", sagte Obama. "Mir war bewusst, dass für viele Menschen der Begriff 'Ehe' etwas ist, das mächtige Traditionen beinhaltet, religiöse Überzeugungen und so weiter."

Nun sei es ihm persönlich wichtig, "hervorzutreten und gleichgeschlechtlichen Paaren zuzusichern, dass sie die Möglichkeit haben sollten, zu heiraten". Ein wichtiger Faktor seines Meinungswechsels seien Gespräche mit seinen Töchtern gewesen, die Freunde mit gleichgeschlechtlichen Eltern hätten.

Schwulen- und Lesbenverbände weltweit begrüßten die Erklärung, zu der sie Obama seit langem aufgefordert hatten. Die Gruppe Human Rights Campaign bescheinigte Obama, er habe mit seinen Worten Geschichte geschrieben. Auch New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, der weder den Demokraten noch den Republikanern angehört, begrüßte Obamas Äußerung: "Dies ist ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der amerikanischen Bürgerrechte", sagt er.

Kritik erntete der Präsident hingegen von Republikanern und streng gläubigen Christen. Obamas wahrscheinlicher republikanischer Herausforderer Mitt Romney widersprach der Erklärung des Präsidenten umgehend und sagte, seiner Meinung nach solle die Ehe auf einen Mann und eine Frau beschränkt bleiben.

Die polarisierende Frage der Homo-Ehe dürfte nun zu einem prominenten Thema im Präsidentschaftswahlkampf werden und könnte vor allem jüngere demokratische Wähler mobilisieren. Vor vier Jahren hatte sich Obama im Wahlkampf noch gegen die Eheschließung zwischen Homosexuellen ausgesprochen. Zuletzt hatte das Weiße Haus stets erklärt, dass sich Obamas Haltung in dieser Frage "entwickelt".

Im Bundesrecht der USA ist die Ehe als "legaler Bund zwischen Mann und Frau" festgeschrieben, allerdings können die Einzelstaaten in dieser Frage eigene Wege gehen. Die USA gleichen dabei einem Flickenteppich: In Connecticut, Iowa, Massachusetts, New Hampshire, New York und Vermont sowie der Hauptstadt Washington ist die Homo-Ehe erlaubt. Auch die Bundesstaaten Washington und Maryland haben grünes Licht gegeben, die Gesetze könnten hier aber durch anstehende Volksabstimmungen wieder gekippt werden.

Einige Bundesstaaten erkennen homosexuelle Partnerschaften an, stellen diese aber nicht mit der Ehe zwischen Mann und Frau gleich. Etwa 30 Staaten haben der Homo-Ehe dagegen mit Gesetzen oder Verfassungsänderungen einen Riegel vorgeschoben. Zuletzt hatten die Wähler in North Carolina am Dienstag in einem Referendum mit 61 Prozent für einen Verfassungszusatz gestimmt, der eine Eheschließung zwischen Homosexuellen sowie die Legalisierung anderer Formen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften verbietet. Die öffentliche Meinung hat sich in den USA bei diesem Thema in den vergangenen Jahren aber deutlich gewandelt. Eine Erhebung des Instituts Pew Research Center aus dem April zeigte, dass landesweit mittlerweile 47 Prozent der US-Bürger die Einführung der Homo-Ehe unterstützen, während 43 Prozent dies ablehnen. 2001 hatten sich noch 60 Prozent gegen die Homo-Ehe ausgesprochen.

(dapd/AFP/Reuters)

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