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Brandruine: Feuerwehrleute begutachten nach den Löscharbeiten die vom Feuer zerstörten Kulissen-Häuser im Spreepark.
© dpa

Spreepark-Brand in Berlin: „Nur drei Prozent der Brandstifter sind tatsächlich Pyromanen“

Der Psychiater Stefan Röpke von der Charité spricht im Interview über mögliche Motive für Brandstifterei und Täter, die meist beruflich erfolglos aber nicht unbedingt unintelligent sind.

Herr Röpke, Wie kommen vier junge Männer dazu, betrunken einen alten Freizeitpark anzuzünden?

Es gibt verschiedene Gründe für Brandstiftung. Die meisten Täter handeln angetrieben von Langeweile oder suchen Aufmerksamkeit, wollen sich wichtig machen – und am nächsten Tag von ihrer Tat in der Zeitung lesen. Oder sie legen das Feuer als Mutprobe.

Die mutmaßlichen Täter waren 19, 20, 21 und 29 Jahre alt. Ist das ein typisches Alter für solche Taten?
Das Interesse für Feuer wächst bei Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren und ist erst mal völlig normal und menschlich. Kinder sind neugierig, versuchen mal ein Streichholz anzuzünden, Papier oder eine Kerze. Sechs- bis Achtjährige legen dann schon mal kleinere Feuer. Aber bei den meisten Kindern verwächst sich das. Nur manche zünden weiter Dinge an, und dann ist es auch nicht untypisch, wenn längst Erwachsene das noch tun. Nur drei Prozent der Brandstifter sind aber tatsächlich Pyromanen.

Was zeichnet Pyromanen aus?
Sie sind fasziniert vom Feuer, suchen immer wieder Umgang mit den Flammen. Sie legen und löschen Feuer, fahren extra zu Orten, an denen es brennt. Dann empfinden sie Zufriedenheit. Ihnen geht es um das Feuer an sich, nicht primär um den Schaden, Rache, Geld oder andere Motive.

Und die anderen 97 Prozent der Täter?
Die handeln zum Beispiel aus oben genannten Gründen. Etwa die Hälfte leidet unter sozialen Störungen, ist etwa aggressiv oder depressiv, hat ADHS oder Suizidgedanken. Sehr viele Brandstifter handeln auch einfach unter dem Einfluss von Alkohol und anderen Drogen.

Wie sieht das typische Täterprofil aus?
Etwa 80 Prozent der Täter sind junge Männer. Die müssen nicht unbedingt einen geminderten IQ haben, sind aber meist beruflich erfolglos. In der Regel handelt es sich um Einzeltäter.

Stefan Röpke ist Psychiater und Oberarzt an der Charité. Das Interview führte Milena Menzemer.

Milena Menzemer

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