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Äußerlich fast unverändert: Bis 2012 war im Gebäude der jetzigen Notunterkunft und künftigen Flüchtlingsschule die Teske-Realschule beheimatet.
© Susanne Vieth-Entus

Flüchtlinge in Berlin-Schöneberg: Notunterkunft muss Schule für Flüchtlinge weichen

Flüchtlinge machen Platz für Flüchtlinge: Trotz aller Proteste muss eine hoch gelobte Notunterkunft schließen. Es fehlen Schulplätze.

Jetzt werden vollendete Tatsachen geschaffen: „Wir brauchen Koffer und Umzugskartons“, teilten die die Ehrenamtlichen von „Schöneberg hilft“ am Mittwoch mit. Denn die Notunterkunft in der ehemaligen Luise-und-Wilhelm-Teske-Schule am Tempelhofer Weg muss geräumt werden und einer Schwerpunktschule für Flüchtlinge Platz machen. Alle Appelle der Grünen, der GEW und der Ehrenamtlichen zugunsten eines Moratoriums haben demnach nichts genutzt.

Im Gebäude der Teske-Schule am Tempelhofer Weg sind Familien und alleinstehende Männer untergebracht.
Im Gebäude der Teske-Schule am Tempelhofer Weg sind Familien und alleinstehende Männer untergebracht.
© Susanne Vieth-Entus

„Zwischen Freitag und Sonntag sollen zunächst die Familien umziehen“, berichtet Hans-Jürgen Kuhn, schulischer Koordinator bei „Schöneberg hilft“. Was mit den rund 80 jungen Männern passiert, die bislang zusammen mit den Familien am Tempelhofer Weg wohnen, wurde bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Fest steht nur, dass sie nicht zusammen mit den Familien in das Friedenauer Rathaus ziehen dürfen, weil es bereits andere Pläne für die überzähligen Plätze gibt. Dies bedauert „Schöneberg hilft“ sehr, weil sich in den vergangenen Monaten eine gute Gemeinschaft gebildet habe: „Die jungen Männer sind sehr auf ein Netzwerk angewiesen“, mahnt Koordinatorin Heike Hilsberg. Tempelhof-Schönebergs Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) konnte nur zusichern, dass die jungen Männer nicht in die Flughafen-Hangars kommen, was von allen als fataler Rückschritt angesehen worden wäre.

"Das hätten wir nicht zugelassen"

"Das hätten wir nicht zugelassen", betonte am Mittwoch Maria Antonia Kipp, die Sprecherin des Heimbetreibers Tamaja, der auch die Flüchtlinge auf dem Tempelhofer Feld betreut. Daher dürfen die jungen Männer jetzt noch so lange in der Teske-Schule bleiben, bis eine Lösung für sie gefunden ist. Kipp sagte, es sei "beeindruckend", wie gut das Zusammenleben der im Heim geklappt habe.

Im Chemieraum scheint die Zeit stehen geblieben: Obwohl es nun schon über drei Jahre her ist, dass dort der Schulbetrieb eingestellt wurde, stehen noch alle Möbel an ihrem Platz.
Im Chemieraum scheint die Zeit stehen geblieben: Obwohl es nun schon über drei Jahre her ist, dass dort der Schulbetrieb eingestellt wurde, stehen noch alle Möbel an ihrem Platz.
© Susanne Vieth-Entus

Die andere Sorge gilt dem Entstehen einer reinen Flüchtlingsschule. „Die Entscheidung für einen Schulstandort ausschließlich für geflüchtete Kinder und Jugendliche darf nicht übereilt getroffen werden“, meldeten sich die GEW-Vorsitzenden Doreen Siebernik und Tom Erdmann zu Wort, die sich mit „Schöneberg hilft“ solidarisierten.

Auch die Musikschule soll Platz bekommen

Die Bildungsverwaltung hat den pensionierten ehemaligen Oberschulrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Günther Kuhring, mit der Leitung der „Projektgruppe Tempelhof“ betraut. Er war zusammen mit Schöttler und der bezirklichen Schulstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) auf Einladung von „Schöneberg hilft“ am Montag in die Teske-Schule gekommen. Sie betonten, dass man ohne die Teske-Schule nicht auskomme, wenn man eine wohnortnahe Beschulung für die Kinder aus den Hangars wolle. Die von der grünen Bildungspolitikerin Stefanie Remlinger vorgeschlagene mobile Schule auf dem Tempelhofer Feld sei keine Lösung.

Sogar die Schreibtafel hängt noch in der ehemaligen Teske-Schule.
Sogar die Schreibtafel hängt noch in der ehemaligen Teske-Schule.
© Susanne Vieth-Entus

Kaddatz wies darauf hin, dass sie "schon im August" gesagt habe, dass der Bezirk das Gebäude der Teske-Schule wegen der wachsenden Schülerzahlen weiterhin als Schulstandort brauche. Dort soll jetzt nicht nur ein Teil der Kinder aus den Hangars betreut werden, sondern auch Platz bleiben für Erwachsenen-Deutschkurse soviel Musikschul-Angebote.

Generell verfolgt Berlin das Ziel, alle Flüchtlingskinder in den Schulen zu integrieren, die im Umfeld der Notunterkünfte liegen. Aufgrund der großen Zahl an Flüchtlingen auf dem Tempelhofer Feld ist dies aber dort nicht realisierbar, obwohl alle umliegenden Bezirke involviert sind.

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