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Berlin: Notlandung in Tempelhof

Sportmaschine mit vier Insassen weicht nach Motorschaden auf den ehemaligen Flugplatz aus – Niemand wurde verletzt

Eine einmotoriges Sportflugzeug ist gestern Abend auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof notgelandet – inmitten von Skatern, Fahrradfahrern und Spaziergängern. Verletzt wurde aber niemand. Die Maschine des Typs Socata TB 10 „Tobago“ setzte gegen 18.30 Uhr auf der südlichen Landebahn auf. An Bord waren der 32-Jährige Pilot und drei Passagiere aus Brandenburg, die für einen 15-minütigen Rundflug ab Tegel bezahlt hatten. Nach etwa zehn Minuten Flug habe der Motor über Neukölln stark zu stottern begonnen, berichtete der Pilot kurz nach der Landung. Die Leistung sei sehr schnell völlig weg gewesen, wenngleich der Motor noch lief. Die Feuerwehr war nach dem Alarm „Notlandung Passagiermaschine“ mit einem Großaufgebot ausgerückt, musste aber nicht tätig werden.

Genau eine Woche zuvor war in Schönefeld ebenfalls nach einem Motorschaden der „Rosinenbomber“ notgelandet. Die DC-3 wurde dabei stark beschädigt, die drei Besatzungsmitglieder und vier Passagiere wurden verletzt.

„Viel Zeit war nicht zum Überlegen“, berichtete Freizeitflieger Manuel R., umringt von Besuchern des Geländes. Die einzige Freifläche in der Nähe sei der Flughafen Tempelhof gewesen. Eine Landung auf der Wiese sei nicht möglich gewesen, da dort Menschen picknickten und grillten. Also segelte der Berliner aus etwa 600 Meter Höhe in geschätzten 1,5 Minuten auf Tempelhof zu, als erstes Flugzeug nach der Schließung des Traditionsflughafens Ende Oktober 2008. Über Funk hatte der Pilot dem zuständigen Tower in Schönefeld „Mayday, Mayday, Mayday, Motorschaden, lande in Tempelhof“ gemeldet. Die Leute auf der Landebahn rannten beiseite, sagte Manuel R. Die Maschine sei nicht sehr laut, „wir hatten viel Glück“.

„Ich hatte schon Befürchtungen, dass ich nicht mehr bis Tempelhof komme“, sagte der Softwareexperte später. Die Passagiere hörten den Funkverkehr mit, da sie in der Maschine ebenfalls Kopfhörer aufhatten. „Wir haben nichts gemerkt“, berichteten die Passagiere, ein Ehepaar aus Brandenburg mit Nachbarstochter Franziska. Erst durch den Funkverkehr wurden ihnen klar, dass ihr Rundflug außerplanmäßig zu Ende gehen wird. „Der Pilot war ganz ruhig geblieben“, sagte Franziska. Nach dem Aussteigen aus der Maschine hätten Parkbesucher sie mit den Worten begrüßt: „Habt ihr ’ne Meise?“ Dann sei jemand gekommen und habe etwas zu trinken angeboten.

Nach Angaben von Pilot Manuel R. waren die Flüge Teil des Familientages der Bundeswehr, der auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegels stattfand. „Für mich war es der zehnte Flug am Sonnabend.“ Unklar blieb gestern, wie die Maschine Tempelhof wieder verlassen wird. Da es rechtlich kein Flughafen mehr ist, ist ein Start ohne Ausnahmegenehmigung nicht möglich. „Hoffentlich müssen wir die Maschine nicht auf einen Lastwagen laden.“ Am Abend erschien der Chef des Tempelhofer Parks, Michael Krebs, und bot an, die Maschine in einen Hangar zu schleppen oder bis Montag durch einen Zaun zu sichern. R., der gerade eine Ausbildung zum Berufspiloten absolviert, sagte, dass er die Maschine auch wieder wegfliegen würde.

Jörn Hasselmann

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