Berlin: Noch einmal ohne Sonne
Wer umkippt, muss das Gelöbnis wiederholen. So hart sind die Sitten bei der Bundeswehr
Die Rekruten, die in der Hitze umkippten, müssen das Gelöbnis nachholen. Jedoch nicht wieder in sengender Sonne, sondern „im kleinen Kreis“, in der Julius-Leber-Kaserne. Da dürfte es dann kühler sein, und die Zeremonie kürzer. Das siebte Berliner Gelöbnis am Sonntag fiel auf den bislang heißesten Tag des Jahres, und noch nie sind so viele Rekruten umgekippt. Mehr als eine Stunde Strammstehen vertragen nur trainierte Menschen – und genau das sind die jungen Rekruten nicht. Sie wurden erst am 1. Juli einberufen, da das Gelöbnis wegen des Gedenktages immer am 20. Juli stattfindet, hatten die jungen Männer nicht mal drei Wochen zum Üben. So kam zur Hitze auch noch Stress und Anspannung hinzu. Normalerweise steht das Gelöbnis am Ende der achtwöchigen Grundausbildung an.
Aber die Rekruten wurden mit vielerlei Tipps vorbereitet: Vorher viel trinken und körperlich warm machen. Zudem sollten die jungen Männer trotz des Strammsteh-Befehls in Bewegung bleiben. Ein Presseoffizier empfiehlt: Zehen in den Stiefel aneinander reiben und die Pobacken rhythmisch bewegen. Mehr ist nicht erlaubt, weil’s nicht gut aussieht. Aus diesem Grund sind auch kurze Hemden und Hosen verboten. Die Uniformordnung zu ändern, würde die Bundeswehr aus ihren Grundfesten hebeln. Zu einem feierlichen Anlass gehört der „Große Dienstanzug“, mit Koppel und Stiefel, Punktum
So versagte den 16 Soldaten, darunter einem Trommler vom Musikkorps, im „Großen Dienstanzug“ der Kreislauf – sie sackten zusammen, richtig nach vorn umgekippt ist kaum einer. Denn ihnen war vorher beigebracht worden, auf den Nebenmann zu achten – und ihn festzuhalten, wenn er schwankt. Zudem hatten sich die Sanitäter direkt hinter der Paradeaufstellung platziert, sie achteten mit Argusaugen auf kleinste Schwächeanzeichen. Nur ein Soldat des französischen Jägerbataillons fiel „wie ein Brett um“, schilderte ein Offizier.
Alle Rekruten seien schnell wieder wohlauf gewesen, hieß es gestern beim Wachbataillon. Torsten Schröder, Leiter der Notaufnahme in der Charité, bestätigte, dass ein Kreislaufkollaps für einen gesunden jungen Menschen keine Folgen hat. „Beine hochlegen und viel trinken“ sei die beste Medizin.
Egal wie sich die Temperaturen in den kommenden Jahren entwickeln werden, die Zeremonie bleibt, wie sie ist. Kategorisch stellte ein Offizier fest: „Wegen Wärme fällt das Gelöbnis nicht aus.“ Ein Sonnensegel oder Dach über dem schattenlosen Platz? „Zu teuer.“ Unter der Hand gesteht das Militär zwei Fehler ein. Erstens: Der Beton des Platzes müsste wesentlich dunkler sein, damit die Sonne nicht so reflektiert wird. Beim Bau vor drei Jahren wurde fast reinweißer „eleganter“ Beton genommen, „die Rache des letzten Protokolloffiziers“, wie im Verteidigungsministerium kolportiert wird, „da haben alle den Kopf geschüttelt“. Das Licht gleißt derartig auf dem Appellplatz, dass sich die Kameraleute schon beschwert haben.
Zweitens sei die Rede der französischen Verteidigungsministerin schlicht zu lang gewesen – die zudem anschließend übersetzt wurde. Reichte in den Vorjahren eine knappe Stunde, waren es am Sonntag eine Stunde und 15 Minuten.
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