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Grüner wird's nicht? Von wegen. So sollte der Park mal aussehen. Links sind die alten Schießstände zu sehen, rechts am Horizont der Tower.
© Simulation: promo/Senatsverwaltung

Landstadt Gatow in Berlin-Kladow: Nicht nur der BER: Flugplätze dauern etwas länger

Feldlerche, Neuntöter und fünf Fledermausarten: Ab 2012 sollte auf dem früheren Flugplatz in Berlin-Gatow ein Landschaftspark entstehen. Doch weil dort seltene Tierarten leben, passiert bisher - nichts. Die Landschaft droht zu verkommen.

Die Queen ist hier schon lange nicht mehr gelandet. Auf den zwei Pisten in Gatow, wo bis 1994 die britische Royal Air Force ihren Flugplatz betrieb, wurden hunderte Häuser gebaut. Und eigentlich sollte hier im Süden des Bezirks Spandau eigentlich auch längst ein großer Landschaftspark entstanden sein; Kosten: 5,5 Millionen Euro. Doch das Projekt verzögert sich immer weiter – jetzt ist die Fertigstellung im Jahr 2020 geplant.

Mit dem Bau der Einfamilienhaussiedlung in der so genannten „Landstadt Gatow“ wurden bisherige Grünflächen des ehemaligen Flugplatzes zubetoniert. Als Ausgleichsmaßnahme soll zwischen der Potsdamer Chaussee, die Spandau mit Potsdam verbindet, und dem Luftwaffenmuseum eine 90 Hektar große Parklandschaft entstehen. Der Bund finanziert das Projekt. 2011 ist das Büro der Berliner Landschaftsarchitektin Gabriele Kiefer zum Sieger eines Wettbewerbs für die Grünanlage gekürt worden. Der Entwurf sah vor, einige der Betonmauern des ehemaligen britischen Schießplatzes als Kletterwände zu erhalten, auf der ehemaligen Schießbahn eine Skater- und Rollschuhbahn zu errichten und die ehemaligen Landebahnen zum Teil als Aktionsfläche zu nutzen.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher war ganz begeistert von den Plänen

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sprach damals von einem „überzeugenden Konzept, das eine gute Grundlage für die Integration Urbaner Landwirtschaft in eine Parklandschaft bildet“. Die Realisierung sollte „zeitnah“ erfolgen, 2012 sollte mit den Arbeiten begonnen werden. Stattdessen droht die Landschaft zu verkommen. Zwar hieß es schon in der Ausschreibung: „Die vorhandenen Vegetationsstrukturen bieten einer Vielzahl von berlinweit gefährdeten Tierarten Lebensraum. Dieser soll erhalten bleiben“. Doch dafür erwies sich das Konzept als unzulänglich.

In dem Areal nisten bedrohte Vögel, Insekten und Reptilien wie Feldlerche, Haubenlerche, Grauammer, Braunkehlchen, Neuntöter, Zauneidechse und fünf verschiedene Fledermausarten. So beschlossen Bund, Senat und Bezirk, im Einvernehmen mit den Naturschutzverbänden ein Artenschutzgutachten in Auftrag zu geben. Es kommt zu dem Schluss, dass die extrem geometrischen Formen, die vorgesehenen großen Plätze und die zahlreichen geplanten Baumneupflanzungen des Siegerentwurfes nicht mit der Erhaltung der Lebensräume der seltenen Tiergarten vereinbar sind, so Spandaus Stadtrat für Bauen, Umweltschutz und Wirtschaftsförderung, Carsten Röding (CDU). Nachdem im Frühjahr erstmals auch der Wachtelkönig nachgewiesen wurde, stellen die Grünen des Bezirks das Projekt inzwischen komplett zur Diskussion.

Das Auftauchen des vom Aussterben bedrohten Vogels unterstreicht den hohen ökologischen Wert der Wiesenfläche und belegt die Notwendigkeit, sie mit biotoperhaltenden Maßnahmen zu schützen, heißt es in einem Antrag, mit dem sich die Bezirksverordneten am kommenden Mittwoch beschäftigen werden. Der geplante Park sei „mehr denn je grundsätzlich in Frage zu stellen“. Indessen wurde von Bund und Senatsverwaltung das Büro Kiefer erst einmal beauftragt, seinen Entwurf entsprechend des Artenschutzgutachtens umzuarbeiten. So lange hat die Realisierung eines Projektes noch nie gedauert, sagte die Landschaftsarchitektin dem Tagesspiegel. Es ist keine Frage, dass die Lebensräume der seltenen Arten erhalten werden, betont Heidrun Hendricks, Bereichsleiterin bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Problematisch sei dabei, dass man bei der vorgesehenen, mehrjährigen Bauzeit immer wieder in die Brutzeit gerate. Deshalb sei es notwendig, Ersatzhabitate für die Tiere zu schaffen und einzelne Arten nach Herrichtung von Teilflächen mehrfach umzusiedeln, erklärte ein Sprecher des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit dem Tagesspiegel.

Mit dem Bau in Berlin-Gatow soll nun 2016 begonnen werden

Nach planerischer Berücksichtigung dieser Anforderungen, so das Ministerium, soll mit den Arbeiten für den Landschaftspark nunmehr Anfang 2016 begonnen werden. Die Gesamtfertigstellung ist erst viereinhalb Jahre später für Mitte 2020 vorgesehen. So lange kann nicht gewartet werden, sagt Stadtrat Röding. Bisher wurden noch nicht einmal Mittel für die dringend notwendigen Pflegearbeiten bewilligt. „Wie dürfen nicht so lange warten bis das, was wir erhalten wollen, nicht mehr da ist“, sagt der Kommunalpolitiker.

Rainer W. During

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