Dahlemer Eierschale: Nicht mehr angeknackst
Die Dahlemer Traditionskneipe Eierschale gehörte hier zum Stadtbild, war seit 1977 am Ort, im Landhaus Dahlem, auch mal als Dahlemer Krug bekannt. Doch sie war zuletzt angeknackst, es lief nicht so, wie es sollte. Im Mai soll sie wieder eröffnen.
Die "Eierschale" machte vor acht Jahren dicht, es gab Besitzerwechsel, eine lange Sanierungs- und Umbauphase. Jetzt aber neigt sich auch diese Zeit dem Ende zu, die einst so bekannte Schale erhält den letzten Schliff, schon verkündet zur Verwunderung der Passanten am Zaun ein großes Transparent: „Neueröffnung demnächst, wir freuen uns auf Ihren Besuch“.
An eine Wiederauferstehung des Lokals an der Podbielski- Ecke Schorlemerallee hatten viele Anwohner und alte Freunde des Hauses fast nicht mehr glauben wollen. Als Café, Bar, Restaurant und Lounge will sich die neue Eierschale präsentieren, in einem schmucken und stuckreichen Umfeld. Der alte Knacks ist vergessen, sie wirkt wie aus dem Ei gepellt. Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) bestätigt, dass die Villa die „bauaufsichtliche Abnahme“ des Bezirksamtes hinter sich hat und einem Betrieb nichts mehr im Weg steht. Vom Chef des Hauses war am Wochenende keine Auskunft über den genauen Eröffnungstermin zu erhalten, im Internet wird der Mai genannt.
In den letzten Jahren wurde schon einmal eine Wiedereröffnung erwartet, jetzt aber ist sie in die Nähe gerückt, und die Straßenecke wird wieder zum Blickpunkt. Die Eierschale gehörte hier zum Stadtbild, war seit 1977 am Ort, im Landhaus Dahlem, auch mal als Dahlemer Krug bekannt. Die Eierschale war zuvor – seit 1956 – in einem Keller am Breitenbachplatz zur West-Berliner Berühmtheit geworden, in der Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Ella Fitzgerald nach ihren Konzerten in der Stadt noch einmal Extragastspiele gaben. Begonnen hatte alles 1952 in einer Ruine am Schöneberger Rathaus, als der Student und Posaunist Hans-Wolf Schneider ein Kellerlokal gründete und Dixieland spielte. Es war mit Eierverpackungen und Jutesäcken isoliert und hieß zunächst noch „Kajüte“. Als Schneider einmal in der Küche beim Eierpellen zusah, kam ihm eine einleuchtende Idee und das Lokal zu seinem legendären Namen.
Sehr viel später sollten noch Namensableger an der Gedächtniskirche und – nach der Wende – in Treptow dazukommen, das aber waren wirtschaftlich eigenständige Betriebe, das Livemusik-Lokal an der Gedächtniskirche rechnete sich nicht. Der Name Eierschale aber hat sich vielen Berlinern eingeprägt und ist vor allem noch immer mit Dahlem verbunden.
Derzeit ist das Haus noch Baustelle, doch von außen ist davon kaum etwas zu merken, die Fassade leuchtet in hellem Putz und zieht die Blicke auf sich. Die Fassade des einst grauen Landhauses ist wieder mit Stuck versehen, wirkt geradezu piekfein. Vor allem der Garten fällt auf, er ist unter anderem mit Steinplatten ausgelegt, 16 Säulen sind aufgestellt, an denen noch Leuchten montiert werden.
Stäglin muten die Säulen „orientalisch“ an, aber zu Geschmacksfragen will er sich nicht weiter äußern. Im Haus gibt es Wandmalereien mit antiken Motiven, warme Farben, vergoldete Ornamente, viel Stuck, Mosaiken und Marmor, auch dunkles Holzmobiliar, die Theke wird gerade aufgebaut, eine Bühne zeichnet sich ab, Tische und Stühle fehlen noch. Eine Treppe führt nach oben, der Raum öffnet sich zur großen Sonnenterrasse.
Das Haus hat – was Wunder nach der umfangreichen Renovierung – seine verrauchte Jazzklub-Atmosphäre abgestreift. Der Umbau hatte auf sich warten lassen, das Gebäude stand lange leer, Anwohner ärgerten sich über das verwahrloste Äußere. Der Umbau zog sich in die Länge, auch weil nach Auskunft der Behörden noch Probleme mit der Statik und den Rettungswegen gelöst werden mussten.
Hier ist nun wieder, wenn vorläufig auch nur auf dem Eröffnungstransparent, das Zeichen zu sehen, das acht Jahre lang an dieser Ecke fast in Vergessenheit geraten ist. Es ist – natürlich – ein Ei, dessen Schale von einem Küken gesprengt ist und das mit Posaune und einer Trommel ausgestattet ist.
Christian van Lessen
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