Technologie und Start-Ups in Berlin: New York goes Marzahn
Die New York University sucht innovative Partner und wird in einem Berliner Technologie-Park fündig.
Kellin Slater freut sich schon auf Berlin. Vor zwei Tagen hat die 19-Jährige ihr Studium am polytechnischen Ableger der New York University in Brooklyn begonnen, und nun lockt Deutschland ... ach was, die ganze Welt. „Euer Klassenzimmer ist da draußen“, sagt Brooklyns Bürgermeister Eric Adams.
Da draußen verändert sich die Welt jeden Tag. Neue Talente, neue Technologien, und ab sofort eine neue transatlantische Zusammenarbeit: Die NYU, eine der renommiertesten Universitäten in den USA, kooperiert mit dem CleanTech Innovation Center in Berlin-Marzahn. Der Vertrag wurde nun in Brooklyn unterzeichnet. Das Innovation Center wird noch in diesem Monat eröffnet. Nächstes Jahr wird es um den CleanTech Business Park erweitert, mit 90 Hektar die größte Berliner Industriefläche, auf der sich moderne Betriebe im Bereich der alternativen Energien ansiedeln sollen. Erste Interessenten gibt es bereits, darunter Unternehmen aus der Papier- und Recycling-Branche.
Für Marzahn ist das CleanTech Innovation Center die große Chance, neue Unternehmen in den Bezirk zu locken. In einem eigens ausgestatteten Gebäude können sich Start-ups einmieten, die kleineren an einem einzelnen Schreibtisch, andere auf großer Fläche. Sie können tüfteln und planen, und einmal im Jahr fliegen ausgesuchte Jungunternehmer für zwei Wochen nach New York, um andere Unternehmer zu treffen und Kunden zu akquirieren. Studenten aus New York können im Gegenzug in Marzahn Erfahrungen sammeln – das klingt gut in den USA, wo im Bereich erneuerbare Energien Deutschland als Top-Standort anerkannt ist.
Eine erste Start-up-Delegation haben die Berliner bereits über den Atlantik geschickt. Unter ihnen sind zahlreiche Web- und App-basierte Firmen wie der Lieferdienst lieferando.de und der Handy-Türöffner Kiwi, deren Geschäftsmodelle in den USA bereits Vorbilder oder Konkurrenten haben, aber auch speziell auf Berlin zugeschnittene Dienste wie der Segway-Verleih Yoove oder Pop Up Berlin, ein Infrastrukturdienstleister für junge Unternehmen.
„Deutschland ist uns in vielen Bereichen weit voraus“
Ein Jahr lang plante man in Berlin das Konzept, hinter dem auf New Yorker Seite Kurt Becker steht, der Vize-Dekan der Polytechnischen Abteilung der University. Becker, der bei Kaiserslautern aufwuchs und seit 1984 in New York lebt, wird in Zukunft regelmäßig nach Berlin pendeln und den Austausch begleiten. Die Zusammenarbeit mit Berlin liegt nahe – nicht nur wegen der persönlichen Geschichte des Professors. Vielmehr geht es um die Führungsrolle Deutschlands in der Branche. „Deutschland hat den Begriff ‚Energiewende’ in die Wörterbücher der Welt geschrieben“, bewarb Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer den Fortschritt zu Hause. Auch die Deutsch-Amerikanische Handelskammer unterstützt das Projekt.
„Für mich wäre es eine Riesen-Chance, in Deutschland zu lernen“, sagt Studentin Kellin. Sie gehört zu Beckers Physik- Klasse und applaudiert der Vertragsunterzeichnung mit einem Dutzend Kommilitonen. Unter ihnen ist die 20-jährige Nicole Breitbart, die in Berlin ihren Abschluss machen will. „Deutschland ist uns in vielen Bereichen weit voraus“, schwärmt sie. Nun kommt sie nach Marzahn, um sich das mal genau anzusehen.
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