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Wolfgang Schimmang, aufgenommen 2010 in seinem Büro.
© Kitty Kleist-Heinrich

Der Dienstälteste: Neuköllner Schulstadtrat Schimmang geht in den Ruhestand

Wie wird man dienstältester Stadtrat Berlins? Wolfgang Schimmang hat darauf mehrere Antworten.

Eine Antwort lautet: „60 Stunden Arbeit pro Woche“. Eine andere: „Man sollte in den Gremien sitzen, auch wenn einem das auf den Keks geht, denn sonst verliert man den Bezug zur Basis.“ Vor allem aber: „Ich hatte die volle Rückendeckung der Neuköllner Sozialdemokratie.“

Neukölln. Da ist es schon, das Hauptwort in seinem Leben. Dort geboren, gelernt, Familie gegründet, seit 1971 in der BVV und seit 1989 Bildungsstadtrat. Immer Neukölln.

Es ist schwer zu sagen, ab wann man in der Berliner Bildungspolitik nicht mehr vorbei kam an ihm. Es kam einfach eins zum anderen. Sein unbeirrtes Eintreten für den Wachschutz an den Schulen, für Mütterkurse und für Schulstationen etwa. Auch wenn der Bezirk diese Sonderausgaben selbst bestreiten musste, setzte Schimmang es – unterstützt durch Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky - durch. Dann wurde eben im knappen Haushalt noch einmal irgendwo ein Schnitt gemacht. Das haben ihm die Schulen gedankt.

Noch dankbarer waren sie aber dafür, dass ihr Bildungsstadtrat ihnen zuhörte und ihre Meinungen ernst nahm. Als die Grundschullehrer gegen die Abschaffung der Vorklassen protestierten und gegen die zwangsweise Einführung des jahrgangsübergreifenden Lernens, ließ er sich von ihren Argumenten überzeugen und versuchte, den Bedenken politisch Gehör zu verschaffen. Noch heute ärgert es ihn, dass sich der damalige Bildungssenator Klaus Böger, auch ein Sozialdemokrat, nicht umstimmen ließ.

Im Landesschulamt vermisste er "die Freiheit des Wortes"

Eine kleine Unterbrechung von Neukölln gab es dann doch: 1995 wurde er zum Vorgesetzten aller Berliner Lehrer, als seine Genossen ihn zum Landesschulamtsleiter machten. Gefallen hat ihm der hohe Posten aber nicht so sehr. Er habe dort „die Freiheit des Wortes vermisst“, sagt Schimmang im Rückblick. Das war er nicht gewohnt: Jeden Satz, jede Einschätzung erst mal darauf zu überprüfen, ob sie dem Senator oder dem Staatssekretär gefallen würde. Dann schon lieber wieder Neukölln.

Die Schulen waren froh, ihn zu haben. „Wir fühlten uns immer verstanden, akzeptiert und unterstützt“, sagte ihm einer der Schulleiter zum Abschied. Außerdem hätten selbst Routinetermine durch ihn eine „unterhaltsame Note“ bekommen. Auch Neuköllns SPD-Chef Fritz Felgentreu erinnert sich daran, wie schon sein erster Besuch bei den Neuköllner Sozialdemokraten zum unvergesslichen Erlebnis wurde, weil Schimmang selbst trockene Tagesordnungspunkte belebte.

Nicht ohne Stolz erzählt er, dass er mit 34 Jahren der jüngste Schulrat der Stadt war. Aber erfüllt hat ihn das Amt nicht so besonders, weil er keine Handhabe hatte, seine Vorstellungen und Ideen umzusetzen. „Wenn man was vorschlägt, macht die Politik da zwei Löcher rein“, heißt das in der typischen Schimmang-Sprache. Zwei Löcher rein. Abgeheftet werden, das wollte er nicht mit sich machen lassen. „Beflügelt“ habe ihn die Vorstellung, etwas verändern zu können.

Heute hat Schimmang seinen letzten Arbeitstag. Ende Juli wird er 65.

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