Findelkind: Neugeborenes in der Charité ausgesetzt
Ein Säugling ist nur wenige Stunden nach seiner Geburt in einer Besuchertoilette des Charité-Klinikums Rudolf Virchow ausgesetzt worden. Die Polizei sucht jetzt Zeugen.
Die Berliner Polizei sucht auch am Dienstagmorgen weiter nach der Mutter eines auf einer Toilette der Charité gefundenen Babys. Dies sagte eine Sprecherin der Polizei. Die Herkunft des Findelkindes ist weiter unklar. Das Kind ist in Obhut des Krankenhauses.
Wie die Charité am Montagabend mitteilte, wurde das Neugeborene am Sonntagmorgen gegen 8.20 Uhr von einer Reinigungskraft im Bereich der Kinderrettungsstelle am Augustenburger Platz in Wedding entdeckt. Das Kind war in eine rosa-weiße Decke mit Schmetterlingsapplikation gewickelt und mit einer türkisfarbenen Strumpfhose und einem rosafarbenen Hemdchen sowie einem rot-weißgestreiften Mützchen bekleidet. Laut Charité-Sprecherin Stefanie Winde war der Säugling leicht unterkühlt, ist aber ansonsten gesund. Das Kind sei voll entwickelt und wahrscheinlich ohne ärztliche Hilfe entbunden worden. Das Neugeborene wiegt 3640 Gramm und ist 51 Zentimeter groß. Das Jugendamt wurde benachrichtigt. Aus Datenschutzgründen wurde nicht mitgeteilt, ob es sich bei dem Säugling um einen kleinen Jungen oder ein Mädchen handelt. Über die Mutter ist nichts bekannt. Das Geburtsdatum des Baby wurde nach einer ärztlichen Untersuchung geschätzt. Bis ein Vormund bestellt wird, soll es erst einmal in der Klinik bleiben.
Die Polizei hat ein Verfahren wegen Kindesaussetzung nach Paragraph 221 eingeleitet. Am Dienstag klebten die Beamten Plakate und Handzettel auf dem Klinikgelände, auf denen um Zeugenhinweise gebeten wird. Allerdings beinhaltet der Aussetzungsparagraph, dass eine Freiheitsstrafe von einem bis zehn Jahren drohen, wenn das in Obhut stehende Kind dem Tod oder einer schweren Gesundheitsschädigung ausgesetzt wurde. „Die Mutter hat das Baby bekleidet und in eine Decke gewickelt abgegeben in der Klinik. Ein Richter muss das mit einbeziehen“, sagte ein Ermittler. Das Virchow-Klinikum am Augustenburger Platz in Wedding hat keine Babyklappe. „Wird ein Kind in der Babyklappe abgelegt, gibt es kein Verfahren wegen Kindesaussetzung“, hieß es.
Bis jetzt sind fünf Hinweise bei der Polizei eingegangen. Die Polizei sucht jetzt weitere Zeugen, die im Bereich des Klinikums Beobachtungen gemacht haben, die mit dem Ablegen des Kindes in Zusammenhang stehen könnten. Auch wer Angaben über Frauen machen kann, die schwanger waren, jetzt aber kein Kind haben, kann sich unter 4664-912555 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle melden.