Festival für Neue Musik: Neues Wetter im Konzertsaal
Neue Musik ist aufbrausend und überraschend, meint unsere Autorin. Sie gehört zu den jungen Reportern, die in Kooperation mit dem RBB und dem Tagesspiegel-Jugendblog über das Festival für Neue Musik berichten.
Ein perfekter Sommertag. Flimmernde Hitze, das „Schillern in der Luft“. Und das mitten im Januar im großen Sendesaal des Haus des Rundfunks in Berlin. Wie der Sommer klingen kann und sich zu einem Klangsturm verdichtet, hat Michael Pelzel mit seiner Komposition „…chatoiements à l’air…“ gezeigt. Mit der Uraufführung dieses Gesamtwerkes beginnt das Konzert und gleichzeitig das Festival für Neue Musik "Ultraschall Berlin". Das hoch anspruchsvolle Stück für Kammerorchester hat in der Probe des Deutschen Symphonie-Orchesters wenige Tage zuvor noch Anlass für Spannungen gegeben. Umso beeindruckter bin ich, als die Klänge überzeugend aufbrausen, manchmal wirklich in den höchsten Tönen flimmern. Nachdem der letzte Ton verklungen ist, flüstert der Dirigent den Musikern ein anerkennendes „Bravo“ zu, bevor der erste Applaus des Festivals ansteigt. In der anschließenden Umbaupause führt Festivalleiter Andreas Göbel ein Gespräch mit Michael Pelzel. Durch seine Erklärungen zum Titel und zum Stück werden mir manche Höreindrücke noch verständlicher und bewusster. Ein vielversprechender Ausblick auf das Portraitkonzert Pelzels am Freitag um 21 Uhr im HAU 2.
Der Saal hält die Luft an - und applaudiert
Die folgenden Werke sind nicht weniger spannend. Philippe Manourys „Zones de Turbulences“ ist für Orchester und zwei Klaviere geschrieben, eigens für das GrauSchumacher Piano Duo. In Erinnerung bleibt mir das eindrucksvolle Spiel mit den Klangfarben, die auf der Mischpalette des Orchesters viele neue Töne ergeben. Die beiden solistischen Klaviere verschmelzen zu einem, dieses wiederum mit dem gesamten Orchester. Phrasen werden von Instrument zu Instrument gereicht und ein Ton, der auf dem Klavier angeschlagen wird, verebbt zum Beispiel erst, wenn das Horn absetzt.
Das Stück „Reverso, solo No 6“ von Pascal Dusapin bietet einen zugleich ruhigen wie aufbrausenden Klangteppich mit spannungserzeugenden Harmonien, die besonders von den Bläsern und Percussionisten aufgebrochen werden. Einen Ausnahme-Moment der Spannung gibt es auch, als die Komposition ausklingt und der Saal die Luft anhält, bevor er zu applaudieren wagt.
„Double Up“ schließt das Konzert mit einer Bandbreite von besonders alltäglichen und alltäglich besonderen Geräuschen ab. Der Komponist Simon Steen-Andersen wollte mit Hilfe der Einspielung von Alltagsgeräuschen mittels eines Samplers eine Brücke zwischen Konzertsaal und unserem gewohnten Lebensumfeld schaffen, wie er im Gespräch verrät. Dies gelingt ihm mitunter auf überraschende und amüsante Weise, etwa, wenn die Türklingel oder die Abfahrt der U-Bahn auf der Bühne zu erleben ist. Nach der anfänglichen Faszination lässt jedoch mein Interesse nach. Ein krönender Abschluss nach zahlreichen Wiederholungen hat mir gefehlt.
Mehr Musik von Simon Steen-Andersen gibt es im Abschlusskonzert des Festivals, am 25.01. um 20 Uhr im Radialsystem V. Weitere Texte der jungen Reporter finden Sie auf www.ultraschallberlin.de
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