Berlin und die S-Bahn: Neue S-Bahn zum Hauptbahnhof wird wohl 90 Millionen teurer
Nicht nur, dass die S 21 zum Hauptbahnhof immer später kommt. Jetzt wird sie auch noch mehr Geld kosten als gedacht: 90 Millionen Euro mehr sind im Gespräch.
Die Strecke ist nur rund zwei Kilometer kurz. Trotzdem dauern die Arbeiten an der S-Bahn-Verbindung vom Nordring zum Hauptbahnhof länger als die geplanten sechs Jahre – und sie werden auch viel teurer als vorgesehen. Schon der bisherige Kostenplan mit Ausgaben in Höhe von 227 Millionen Euro war rekordverdächtig. Jetzt sind nach Tagesspiegel-Informationen weitere rund 90 Millionen Euro im Gespräch. Und dann müsste auch das Land kräftig nachzahlen, der Bund und Berlin teilen sich nämlich die Kosten im Verhältnis 60 zu 40.
Die Bahn erklärte lediglich, die Mehrkosten seien noch nicht exakt ermittelt. Man warte noch auf das Ergebnis von zwei Gutachtern. Die Bauleute sind, wie berichtet, am Hauptbahnhof auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Unter der Humboldthafenbrücke, wo der Bahnsteig für die neue Nord-Süd-Bahn, bisher S 21 genannt, entstehen soll, hat man beim Bau des Hauptbahnhofs zwar bereits den Tunnel für die S 21 baulich vorbereitet, doch die damals errichteten Anlagen sind zu klein dimensioniert und müssen teilweise abgerissen und neu gebaut werden. Damit hat man nun die Probleme, die mit dem „Vorratsbau“ eigentlich vermieden werden sollten.
Die Planer von heute führen das Desaster auf den Termindruck beim Bau des Hauptbahnhofs zurück, den der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn unbedingt vor der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 fertig haben wollte. Tatsächlich wurde der Hauptbahnhof dann auch Ende Mai eröffnet. Um den Bahnhof unter der Brücke bauen zu können, will die Bahn bekanntlich die Züge der S-Bahn vorübergehend bereits vor dem künftigen Bahnsteig enden lassen; nach dem Unterqueren der Invalidenstraße. Fahrgäste sollen von diesem provisorischen Bahnsteig aus den Hauptbahnhof und die U-Bahn-Linie U 55 sowie die künftige Straßenbahn-Haltestelle direkt erreichen. Züge könnten dann vielleicht doch schon 2018 dort halten; rund sieben Jahre nach dem Baustart.
Würde man erst den kompletten Bahnhof bauen, wäre die Verspätung noch größer. Das Beseitigen des unerwarteten Hindernisses im Untergrund kann Jahre dauern. Weil der provisorische Bahnsteig kürzer wäre, könnten dort aber nur Vier-Wagen-Züge halten, die die Bahn von Gesundbrunnen oder vielleicht auch von Waidmannslust aus zum Hauptbahnhof pendeln lassen würde. Eine Verbindung auf dem Ring Richtung Westen zum Bahnhof Westhafen, wie es für die S 21 eigentlich vorgesehen ist, würde es dann zunächst nicht geben. Die Bauten zum Ein- und Ausfädeln der Züge auf dem Ring sind bereits vorhanden.
Während die Bahn im Pendelbetrieb, bei dem die Fahrgäste umsteigen müssen, durchaus einen Vorteil sieht, bezweifeln Senatsplaner den Nutzen dieser Variante. Sie befürchten, dass nur wenige Fahrgäste diese Variante nutzen würden und würden lieber in Kauf nehmen, dass der Betrieb erst aufgenommen wird, wenn auch der Abschnitt vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz, dessen Bau derzeit vorbereitet wird, fertig ist. Nur für die Gesamtstrecke hat es auch eine positive Bewertung im Vergleich zwischen Kosten und Nutzen gegeben. Der Weiterbau wird aber auch mehrere Jahre erfordern. Er soll 170 Millionen Euro kosten. Nach heutigem Stand.