Minister in der Ess-Klasse: Neue Qualitätsstandards beim Schulessen
Ernährungsminister Christian Schmidt hat das Essen im Lennon-Gymnasium in Berlin Mitte gekostet. Für Caterer soll es neue Qualitätskriterien geben.
Mittagszeit im John-Lennon-Gymnasium in Mitte. Die Mensa, ein luftiger Saal im dritten Stock des Altbaus, füllt sich mit Schülern. In der Schlange an der Essensausgabe treffen sie auf Christian Schmidt (CSU). Der Bundesernährungsminister will heute mal kosten, was die Kantine so kann. Drei Gerichte werden angeboten: Fisch mit Vollkornreis, Spirelli mit Käsesoße und Gemüserösti mit Kartoffeln. Ein Gericht kostet 3,50 Euro. Schmidt nimmt den Fisch und hält die goldgelben Nuggets mit der grünlichen Soße in eine Fernsehkamera. Neben ihm reiht sich Anke Oepping ein, die Leiterin des neuen Nationalen Qualitätszentrums für Ernährung in Kitas und Schulen (NQZ). Sie entscheidet sich für die Rösti.
Ministerium für Ernährung will Qualitätsstandards beim Schulessen einführen
Der Grund für ihren Besuch ist die Qualitätsoffensive des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. „Rund ein Drittel der Versorger entsprechen nicht den Qualitätsstandards, die wir uns wünschen,“ sagt der Ernährungsminister. Deshalb sollen verbindliche, bundesweite Anforderungskriterien für Caterer entwickelt werden, die Schulen und Kitas beliefern wollen. Am Ende soll ein Gütesiegel stehen. Das Ziel: kurze Transportwege, mehr regionale und ökologische Kost, ein hoher Nährwertgehalt, weniger Kalorien und natürlich zufriedene Schüler. Eine Millionen Euro werden dafür laut Schmidt investiert, fünf Planstellen wurden im NQZ geschaffen. Die Bundesbehörde soll das Scharnier zwischen Bund und Ländern sein. „Das vorrangige Ziel ist Verlässlichkeit,“ sagt NQZ-Leiterin Anke Oepping.
Am liebsten essen Schüler Nudeln - Spinat ist unbeliebt
„Also mir schmeckt’s!“, sagt sie, nachdem sie und Schmidt an einem Tisch neben ausgewählten Schülern Platz genommen haben. Schmidt nickt zustimmend und wendet sich direkt an die Jungen und Mädchen. Was wünschen sie sich nun? „Mehr Auswahl wäre toll“ sagt ein Schüler. „Ich würde gerne wissen, wie viele Kohlenhydrate in meinem Essen sind“, merkt ein anderer an. „Das kriegen wir hin“, sagt Schmidt zufrieden. Am Nebentisch sind die Kinder weniger glücklich: „Ich finde das Essen dürftig“, sagt eine Zehntklässlerin. Ihre Freundin hat konkrete Wünsche: „Zu Hause esse ich viel vegan, das gibt es hier nicht.“
Die meisten der 760 Schüler des Gymnasiums essen laut Schulleiter Jochen Pfeifer allerdings gar nicht in der Mensa: „Im Schnitt sind es 200 Schüler am Tag“ Die Oberstufenschüler dürfen das Schulgelände in der Mittagspause verlassen, eine Stunde Zeit haben sie dafür. „Das Essen hier ist in Ordnung, aber bei so einem langen Tag geh ich lieber an die frische Luft,“ sagt der 16-jährige Sebastian Wöll.
Laut einer Umfrage des Ernährungsministeriums ist Pasta das Lieblingsgericht der Schüler in Schulkantinen. Im Übrigen auch das des Ministers: „Als Schüler hätte ich zu Nudeln mit Tomatensoße gegriffen,“ sagt Schmidt. Am unbeliebtesten sei Spinat. Wer draußen ist, geht laut der Erhebung am liebsten zum Supermarkt oder zum Bäcker.
Lisa McMinn