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Multimedia für die Metropole: Neue Landesbibliothek: Prachtvolle Kultur-Ikone in Tempelhof?

Das Konzept für eine neue Landesbibliothek orientiert sich an anderen großen Städten. Grünes Licht gibt es aber erst nach der Wahl.

Andere machen es Berlin vor: Amsterdam und Singapur, Seattle und Birmingham, Oslo, Aarhus und Salzburg. Städte, die ihren Bürgern große, moderne Universalbibliotheken anbieten, die mehr sind als eine Ausleihstation. Orte der Kommunikation, des Lernens und der Begegnung, mit einem breiten Angebot herkömmlicher und digitaler Medien, die täglich tausende Besucher anlocken. Der in Berlin geplante Neubau für eine Zentral- und Landesbibliothek orientiert sich an solchen Vorbildern, die gerade gebaut werden oder längst eröffnet sind.

Zur Vorbereitung des Projekts stellte der Senat am Dienstag die ersten Gelder in Aussicht. Drei Millionen Euro. Am Rand des Tempelhofer Feldes soll bis 2016 eine „Metropolen-Bibliothek“ für alle Altersklassen und Bildungsschichten entstehen, die nach bisheriger Schätzung 250 Millionen Euro kosten wird. Claudia Lux, Generaldirektorin der noch auf mehrere Standorte verteilten und aus allen Nähten platzenden Landesbibliothek, setzt große Hoffnungen in den Senatsbeschluss. „Wenn die Planungsmittel frei sind, könnten wir sofort loslegen.“ Für Berlin sei dies im internationalen Wettbewerb der Städte eine große Chance.

Allerdings weiß auch Lux, dass erst die nächste Landesregierung, die nach der Abgeordnetenhauswahl am 18. September gebildet wird, endgültig grünes Licht geben kann. Oder auch nicht. SPD, Linke und Grüne werben in ihren Wahlprogrammen für eine neue Zentralbibliothek, aber die Grünen wollen keinen teuren Neubau in Tempelhof, sondern sprechen von einem „zentralen, verkehrsgünstigen und urbanen Standort“. Die CDU schlägt vor, die maroden Bibliotheksgebäude am Kreuzberger Blücherplatz (Amerika-Gedenkbibliothek) und in der Breiten Straße in Mitte (Berliner Stadtbibliothek und Senatsbibliothek) zu sanieren. Die FDP sieht zwar auch Handlungsbedarf, macht aber keine eigenen Vorschläge.

Es ist der zehnte Anlauf für eine neue Landesbibliothek nach dem Mauerfall. Es könnte das größte Haus dieser Art in Europa werden. Auf einem 2,7 Hektar großen Grundstück, Haupteingang am Tempelhofer Damm, soll ein Gebäude mit sieben Etagen und drei Kellergeschossen entstehen. Mit 63 000 Quadratmeter Nutzfläche, das sind 50 Prozent mehr als die derzeitigen Standorte der Zentral- und Landesbibliothek. Die Publikumsflächen sollen dramatisch erweitert werden, von 7500 auf 40 000 Quadratmeter. Das Humboldtforum auf dem Schlossplatz soll nach seiner Fertigstellung 2019 – als attraktive Dependance – die Kinder- und Jugendbibliothek und die Abteilungen Musik, Film und Kunst aufnehmen.

Der Projektleiter der Landesbibliothek, Jonas Fansa, wehrt sich gegen den Vorwurf, es gebe für den Neubau noch keine brauchbaren Konzepte. Längst liege ein 31 Seiten starkes Raumprogramm vor, das permanent weiterentwickelt werde. „Wir wissen ziemlich genau, was sich auf den einzelnen Etagen abspielen wird.“ Freihandbereiche, Gruppen-, Kopier- und Videoräume, Leseplätze und Lounge, Bibliotheksshop und Gastronomie, Serviceeinheiten und Verwaltung.

Mit vergleichbaren Bibliotheken in aller Welt sind die Fachleute in Berlin im Gespräch. Und seit eineinhalb Jahren arbeitet die Landesbibliothek mit mehreren Hochschulen zusammen, deren Studierende in Abschlussarbeiten eigene Gebäudestudien erstellen. So entstanden in Dresden an der Hochschule für Technik und Wirtschaft unter der Obhut des Architektur-Professors Werner Wentzel elf Arbeiten in einem Masterprojekt. Einen Architekturwettbewerb für die neue Landesbibliothek ersetzt das natürlich nicht.

Eine prachtvolle Kultur-Ikone – warum ausgerechnet in Tempelhof? „Dort können wir frei planen, auf einem landeseigenen und wenig erschlossenen Grundstück“, sagt Bibliothekschefin Lux. Außerdem sei das Areal mit U- und S-Bahn und dem Auto sehr gut erreichbar. Sie weist darauf hin, dass auch in anderen Großstädten solche Zentralbibliotheken helfen, weniger attraktive Stadtregionen zu entwickeln. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will für das Tempelhofer Feld einen öffentlichen Ankermieter, der zu weiteren Ansiedlungen führt. Grüne und CDU als potenzielle Regierungsparteien nach der Wahl bleiben skeptisch. Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen.

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