Berliner Obdachlosenzeitung: Neue Hoffnung für den "Straßenfeger"
Nach 24 Jahren sollte die Obdachlosenzeitung eingestellt werden. Jetzt hat eine gemeinnützige Genossenschaft Hilfe angeboten.
Neue Chance für die Obdachlosenzeitung „Straßenfeger“: Die gemeinnützige „Karuna Sozialgenossenschaft“ für Kinder und Jugendliche in Not will das traditionsreiche Projekt umgehend mit ihren „personellen und finanziellen“ Ressourcen unterstützen“. Das teilte der Geschäftsführer der in Berlin und Brandenburg engagierten Genossenschaft, Jörg Richert, am Dienstagnachmittag dem Tagesspiegel mit. Karuna setzt sich mit vielerlei Betreuungs- und Therapieangeboten für Kinder und Heranwachsende ein, die unter anderem von Obdachlosigkeit bedroht sind.
Die bisherigen Herausgeber des vor 24 Jahren gegründeten „Straßenfegers“ vom Berliner Verein „mob e.V.“ hatten am Dienstagvormittag angekündigt, sie müssten die von Obdachlosen auf der Straße und in Bahnen verkaufte Zeitung wegen finanzieller und personeller Engpässe einstellen. Zugleich betonten sie, dies sei kein dauerhaftes Aus. Man hoffe auf eine Konsolidierung. Danach wolle man die Zeitung wieder herausgeben.
Als die Geschäftsführung von Karuna das erfuhr, bot sie mob e.V. sofort Hilfe an und teilte dies auch Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) mit. Diese reagierte laut Karuna-Chef Richert postwendend. Die Behörde habe einen Runden Tisch vorgeschlagen, an dem ihre Vertreter gemeinsam mit mob e.V. und Karuna schnellstens eine tragfähige Lösung finden sollten. Dies ist aus Sicht von Richert dringend nötig, „weil andernfalls die Existenzgrundlage von 300 Obdachlosen wegfällt“. Sie verkaufen die 12.000 Exemplare des Straßenfegers gegen eine Gewinnbeteiligung von 90 Cent pro Zeitung.
Existenzgrundlage für 300 Obdachlose
Die 1990 gegründete Karuna Sozialgenossenschaft und der ihr angeschlossene Karuna e.V. betreiben unter anderem Einrichtungen für junge Menschen zur Sucht- und Alkoholismusprävention, zur Hilfe bei psychischen Störungen oder für Straßenkinder. Dabei arbeiten sie mit Unternehmen verschiedenster Branchen zusammen, die Karuna als Genossenschaftsmitglieder unterstützen. Auch Kreativ- und Medienfirmen gehören dazu. Jörg Richert: „Diese könnten wir zur Herstellung des Straßenfegers mit einbeziehen.“ Man wolle die Zeitung aber keineswegs übernehmen, Ziel sei vorrangig eine hilfreiche Kooperation mit dem bisherigen Träger.
Mob e.V. hatte am Dienstag nicht nur das vorläufige Ende des Straßenfegers verkündet, sondern auch die Einstellung des „Kaffee Bankrott“, in dem Bedürftige Mahlzeiten erhalten. Man setzte beide Projekte temporär aus, um nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen und sie künftig nach dem Motto Qualität statt Quantität weiterzubetreiben. Mob e.V. und die Sozialverwaltung waren am Dienstagabend nicht mehr zu erreichen.
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