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Schlangenlinien. Wo Radwege fehlen oder nicht frei sind, müssen Radler oft riskant ausweichen.
© Alexander Heinl/dpa

Radverkehr in Berlin: Neue Gesellschaft soll Radwege bauen

Der Verkehrssenator will ab September eine private Firma gründen, die sich um den Ausbau der Radwege kümmert - und vor allem den Überblick bei der Radinfrastruktur behält.

Eins hat der Verkehrssenator erkannt: Seine Verwaltung ist zu langsam. „Der Radverkehr wächst schneller, als wir bauen können”, hatte Andreas Geisel (SPD) im Juni eingeräumt. Diese Erkenntnis kam allerdings erst unter Druck zustande, und zwar dem des drohenden Volksentscheids Fahrrad. Die Initiative hat bekanntlich in kürzester Zeit mehr als 100 000 Unterschriften gesammelt. Zuvor hatten jahrelang Radfahrer und der ADFC das Schneckentempo bemängelt, ohne jedes Ergebnis.

Nun will der Senat noch im September eine private Gesellschaft gründen, die sich um die Radinfrastruktur kümmern soll. Wie Staatssekretär Christian Gaebler am Sonnabendnachmittag bei einer Fahrradtour mit dem ADFC sagte, solle diese Gesellschaft mit dem Namen „Infra/Velo-GmbH“ als Tochter von „Grün Berlin“ direkt nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus die Arbeit aufnehmen.

Der Initiator des Volksentscheids Fahrrad, Heinrich Strößenreuther, begrüßte, dass jetzt Tempo gemacht wird. Allerdings sagt er, die GmbH wäre sinnvoller bei der Verkehrslenkung als bei „Grün Berlin“ angesiedelt. Die Gesellschaft betreut die großen Parks in Berlin. Strößenreuther meint, wenn der Radverkehr dem Senator wichtig wäre, würde er ihn zur Chefsache machen und sich die Gesellschaft direkt unterstellen.

Planer könnten von der IGA 2017 kommen

Dem Vernehmen nach wird die „Infra/Velo GmbH“ Grün Berlin unterstellt, weil dort mindestens zehn Planer demnächst ohne Beschäftigung sind, die derzeit noch die Gartenschau in Marzahn vorbereiten. Die IGA wird 2017 eröffnet.  

Den Überblick behalten

Strößenreuther traut den Planern zu, „schnell einige Projekte anzuschieben“. Wie Gaebler sagte, soll die „Infra/Velo-GmbH“ vor allem „den Überblick“ behalten. Daran fehlt es derzeit. Zwar hat der Senat vor Jahren eine Radverkehrsstrategie beschlossen, die aber nur bruchstückweise umgesetzt wird. Ein Beispiel: Seit 14 Jahren endet der mit Millionenaufwand asphaltierte Radweg zwischen Südkreuz und Steglitz am S-Bahnhof Priesterweg im Nichts. Wieso die fehlenden 200 Meter Kopfsteinpflaster nicht fertig werden, konnte Gaebler nicht sagen. Vor sechs Jahren hatte ein Senatsplaner gegenüber dem Tagesspiegel die Schuld an dieser Panne auf den Bezirk Tempelhof-Schöneberg geschoben. Geändert hat sich nichts.

Dafür wurden zuletzt an mehreren Stellen, so an der Leipziger Straße und auf der Monumentenbrücke, Radspuren auf Fahrbahnen markiert, „hingepinselt“, wie Strößenreuther kritisiert. Die schmale Spur auf der stark befahrenen Leipziger Straße mache den Radverkehr nicht sicherer. „Wir brauchen sauber abgetrennte Infrastruktur.“ Die Initiative fordert im Gesetzentwurf 350 Kilometer Fahrradstraßen.

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