Schauspielschule "Ernst Busch": Neubau wird 11 Millionen teurer als geplant
Nach einer aktualisierte Kostenschätzung soll der Neubau der Schauspielschule 44 Millionen Euro kosten. Bei dem Bau tauchen immer wieder neue Probleme auf.
Vor ein paar Jahren wollten die Sozialdemokraten noch ihr Veto einlegen, weil ihnen der Umbau der alten Opernwerkstätten in der Zinnowitzstraße (Mitte) für die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ zu teuer war. Aber Studierende und prominente Künstler machten Druck und so stimmte Rot- Schwarz im Herbst 2012 dem Bauprojekt zu. Unter der Bedingung, dass die Kosten auf 33 Millionen Euro gedeckelt werden. Das funktionierte natürlich nicht. Nach einer „aktualisierten Kostenschätzung“ der Bauverwaltung kosten Sanierung und Neubau mindestens 44 Millionen Euro.
Dass der neue Standort für die international renommierte Schauspielschule viel teurer wird, hatte sich schon im Frühjahr angedeutet. Da wurden bereits Mehrkosten von 4,8 Millionen Euro angekündigt. Als wesentlichen Grund nannte der Senat die Insolvenz des Rohbauunternehmens im Oktober 2015, aber auch den schlechten Zustand des ehemaligen Werkstattgebäudes. Auch der Baugrund erwies sich als äußerst schwierig. Jetzt lieferte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses einen neuen Katalog der Risiken zulasten des Landeshaushalts. Mit dem Ergebnis, dass weitere 6 Millionen Euro benötigt werden.
"Ernst Busch" leidet unter Platzmangel
Um dies zu finanzieren, müssen in den nächsten Jahren möglicherweise andere Bauvorhaben aus dem „Investitionspaket Wissenschaftsbauten“ zurückgestellt werden. Das ist jedenfalls die Vorstellung der Stadtentwicklungsverwaltung. Gebaut wird seit 2014, erst Mitte nächsten Jahres wird der neue Standort für die Hochschule voraussichtlich bezugsfertig sein. Ein gutes Jahr später als geplant. Dann können die vier Standorte, auf die die älteste Schauspielschule Deutschlands bisher verteilt war, in bester City-Lage zusammengeführt werden. Ein großer Fortschritt, allerdings teuer erkauft. „Ernst Busch“ leidet seit vielen Jahren unter großem Platzmangel und der Situation, in alle Winde zerstreut zu sein.
Probleme nach dem Richtfest
Seit 2005 gab es mehrere, zunächst gescheiterte Versuche, der 1905 von Max Reinhardt gegründeten Ausbildungsstätte in Pankow oder Mitte zu einem neuen Domizil zu verhelfen. Auf diese Weise wurden bereits mehrere Millionen Euro versenkt, ohne dass je ein Bagger anrollte. Das immerhin hat sich geändert, vor eineinhalb Jahren wurde an der Zinnowitzer Straße Richtfest gefeiert, seitdem laufen die Kosten weiter davon.
Beispielsweise stellte sich heraus, dass der Baugrund erst ab 6 Meter Tiefe tragfähig ist. Die Fundamente lagen nicht da, wo man sie vermutet hatte. Die Decken des Bestandsgebäudes mussten verstärkt und der Innen- und Außenputz konnte nicht ausgebessert, sondern musste komplett abgeschlagen und erneuert werden. Auch muss der Brandschutz ertüchtigt werden und es sieht so aus, als wenn für den Gebäudefunk der Feuerwehr Signalverstärker gebraucht werden.
Wegen der Insolvenz und der damit verbundenen Bauverzögerungen musste das Gebäude provisorisch winterfest gemacht werden, teuer ist auch die Bauzeitverlängerung. Die beteiligten Firmen schreiben fleißig zusätzliche Rechnungen, auch die Honorarsätze wurden inzwischen erhöht. „Die Leistungserbringung einiger Unternehmen ist schleppend“, beklagt der Senat. Andere Firmen sprangen ab. Die 44 Millionen Euro könnten nicht das letzte Wort gewesen sein.