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Beschmiertes Redaktionsgebäude in Spremberg.
© Rundschau

Nach kritischer Berichterstattung: Neonazis attackieren „Lausitzer Rundschau“

Etwas Vergleichbares hat es bislang nicht gegeben. Eine Zeitung berichtet kritisch über die Neonazi-Szene und wird danach selbst Opfer von Angriffen. So ist es der "Lausitzer Rundschau" im brandenburgischen Spremberg ergangenen.

Die Rechtsradikalen kamen gleich zwei Nächte hintereinander: In der Nacht zum Montag beschmierten sie das Gebäude der Lokalredaktion der Tageszeitung „Lausitzer Rundschau“ im südbrandenburgischen Spremberg mit Parolen und Bildern einer Neonazi-Demonstration. In der Nacht zu Dienstag wurden dann Innereien von Tieren ans Schild der Redaktion gehängt. „Eklig, anonym und feige“, nannte der Chefredakteur der Lausitzer Rundschau, Johannes M. Fischer, die Anschläge. Für ihn steht fest, dass sie von Rechtsradikalen ausgingen. „Wir haben in der vergangenen Woche mehrfach kritisch über die rechte Szene in Spremberg berichtet“, sagte er am Dienstag dem Tagesspiegel: „Das hat ihnen wohl nicht gefallen. Aber nun werden wir noch intensiver recherchieren und noch engagierter schreiben und kommentieren.“

René Wappler, ein Spremberger Redakteur hatte in der vergangenen Woche den Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2011 zum Anlass genommen, über die zunehmende Präsenz von rechtsextremen Gruppen in der Stadt an der Grenze zu Sachsen zu berichten. Da ging es um Parolen des Neonazi-Netzwerks „Widerstand Südbrandenburg“ an den Häuserwänden ebenso wie um ausländerfeindliche Übergriffe. Selbst Sprembergs Bürgermeister Klaus-Peter Schulze (CDU) äußerte sich in der Stadtverordnetenversammlung besorgt über den Anstieg der Straftaten mit politischem Hintergrund.

Noch mehr verärgert haben dürfte die Mitglieder der Spremberger Neonazi-Szene aber ein Artikel desselben Redakteurs über eine Feier am Spremberger Bismarckturm. „Da haben sich mehr als 30 Vermummte mit Fackeln, Fahnen und Transparenten getroffen. Und Bilder von dieser Demo wurden jetzt an unser Redaktionsgebäude geklebt“, sagt Wappler.

Einen vergleichbaren Vorgang hat es seinen Angaben zufolge noch nicht gegeben – eine verbale Attacken aber schon, und zwar durch ein Mitglied der Spremberger „Gremium MC“-Rocker. Die unterhalten nach Einschätzung des Mobilen Beratungsteams, das die Neonazi-Szene seit Jahren beobachtet, intensive Kontakte in die rechtsextreme Szene.

Zahlreiche Politiker, darunter Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD), verurteilten den „Angriff auf die Pressefreiheit“. Die Kriminalpolizei und der Staatsschutz ermitteln. Für René Wappler und die anderen Redakteure in Spremberg steht fest: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“

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