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Mehr als tausend Menschen demonstrieren auf dem jährlichen Al-Quds-Marsch in Berlin.
© imago/Anton Thiem

Antisemitische Demo in Berlin: Muslim-Verbände tun sich mit Distanzierung schwer

Gegen den jährlichen Al-Quds-Marsch, der sich gegen die Existenz Israels richtet, formiert sich ein breites Bündnis. Doch der Schiiten-Verband distanziert sich nicht von Al-Quds.

Das Bündnis aus Parteien und Verbänden ist breit, selbst Innensenator Andreas Geisel hat als SPD-Landesvize zu Protesten gegen den Al-Quds-Marsch an diesem Sonnabend aufgerufen – als Zeichen „gegen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit“. Die jährliche Al-Quds-Demonstration richtet sich gegen die Existenz Israels, die mehreren hundert Teilnehmer sind Unterstützer von Terrorgruppen wie Hamas, deutsche Rechtsextremisten sind dabei – vor allem aber Anhänger der Hisbollah. Mit dem Al-Quds-Tag wollte Irans verstorbener Revolutionsführer Ayatollah Chomeini am Ende des Fastenmonats Ramadan daran erinnern, dass Israel ausgerottet werden soll.

Trotz Kritik, trotz Forderungen nach einem Demo-Verbot, obwohl das Abgeordnetenhaus kürzlich jede Form des Antisemitismus verurteilt hat, tun sich muslimische Verbände schwer damit, sich von den Israelhassern zu distanzieren. Muslimische Gruppen, die den Marsch ablehnen, bleiben still – wohl auch aus Angst. Und die „Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands“ (IGS), deren Mitglieder stets zahlreich beim Aufmarsch dabei sind, reagiert ausweichend.

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Der Ex-Bundestagsabgeordnete Volker Beck hatte besonders die IGS dazu aufgefordert, sich vom Quds-Marsch zu distanzieren – wenn sie sich denn als demokratische Religionsgemeinschaft verstehe. Auf Anfrage reagiert der Verband ausweichend. Er sehe sich als „ Sprachrohr und Dienstleister der Gemeinden“, nicht als „Führungsinstanz“.

Der Verband mahnt nur – mit versteckter Israelkritik – die Al-Quds-Demonstranten: Wichtig sei, dass „der Ruf nach Gerechtigkeit und die Unterstützung der Unterdrückten, auf dem Boden des Grundgesetzes beworben wird“.

Volker Beck wirft der IGS nun vor, zum Israelhass der Veranstalter zu schweigen, seine Anhänger nicht zum Fernbleiben aufzufordern. Die IGS habe „bei der Extremismusprävention versagt. Die Bundesregierung sollte Ihnen das Geld dafür streichen“. Die Polizei hat jedenfalls strenge Auflagen erteilt: Kein Verbrennen von Fahnen, kein Aufruf zu Gewalttaten und Hass, keine Zeichen der Hisbollah.

„Al-Quds-Marsch wegbassen!“ Unter diesem Titel finden Sie hier einen Kommentar von Tagesspiegel-Redakteur Sebastian Leber.

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