Berlin: „Murat 620“, „Ibrahim 562“, „Adnan 672“…
Unter diesen Namen soll das LKA V-Männer der rechten Szene geführt haben.
Bürgerlich heißt er Thomas S. In den Akten hat er den offiziellen Titel „VP 562“, also Vertrauensperson 562. Doch die Beamten sollen ihm noch einen weiteren Namen verpasst haben: „Ibrahim 562“. Das berichtet nun ausgerechnet die türkische Zeitung „Hürriyet“ unter Berufung auf als geheim eingestufte LKA-Akten. Demnach soll es weitere V-Personen gegeben haben, die als „Murat 620“ und „Adnan 672“ geführt worden sein sollen.
Eine besondere Brisanz bekommen die Decknamen angesichts der Tatsache, dass vor allem Thomas S. das Berliner Landeskriminalamt jahrelang mit wichtigen Informationen aus der rechten Szene versorgt hat. Vor allem in der rechten Musikszene kannte er sich gut aus, aber auch darüber hinaus. So hatte er brisante Informationen, die eine Spur zu den Ende der 90er Jahre untergetauchten drei Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe hätten legen können. Doch die Informationen versandeten. Vor allem das Landeskriminalamt Thüringen machte den Berliner Kollegen schwere Vorwürfe, dass die Informationen nicht weitergegeben worden seien.
Im Jahr 2011 wurden die drei Rechtsextremisten als „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) bekannt, und sie werden für den Mord an neun Menschen mit Migrationshintergrund sowie eine Polizistin verantwortlich gemacht. Außerdem war Thomas S. mit Zschäpe vor deren Untertauchen kurze Zeit liiert. Zschäpe wird ab Montag in München der Prozess gemacht.
Die Berliner Polizei hat die Verwendung türkischer Decknamen für V-Leute aus der rechtsextreme Szene vor zwölf Jahren bedauert. „Dies muss als unsensibel bewertet werden, und zwar unabhängig davon, dass damals noch kein Bezug zwischen den Mordopfern des NSU und dem Rechtsextremismus bekannt war“, sagte Pressesprecher Stefan Redlich am Donnerstag. ctr/dpa
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