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Helmut Dietl (li.) mit Benjamin von Stuckrad-Barre.
© Mike Wolff

Helmut Dietls Hauptstadtfilm "Zettl": "München ist gemütlicher als Berlin"

Helmut Dietl und sein Co-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre erklären, warum sich ihr neuer Berlin-Film "Zettl" gar nicht wirklich um die Hauptstadt dreht. Oder doch?

Helmut Dietl hat mit „Zettl“ seinen ersten Berlin-Film gedreht. Der komödiantische Großregisseur, viermal verheiratet (beim vorletzten Mal mit Veronika Ferres), ist ein elegant ergrauter bayerischer Cowboy und Gentleman, listig lächelnd. Benjamin von Stuckrad-Barre, früh als Popliterat bekannt, ist eher bissig, witzig auch er, nur leichter ermüdet vom Film-PR-Betrieb, das gesteht er mit größter Freundlichkeit. Wir sitzen im Regent Hotel in Berlin-Mitte, im Separee. Mineralwasser, für Dietl bitte ein stilles. Der Regisseur und sein Co-Autor werden nun erklären, warum „Zettl“ gar kein wirklicher Berlin-Film ist. Oder doch?

Herr Dietl und Herr von Stuckrad-Barre, Ihr Film „Zettl“, der nächste Woche in die Kinos kommt, zeigt ein Berlin, wie man es noch nie gesehen hat.

Helmut Dietl: Ach ja?

Weil es dieses Berlin mit lauter Hochhäusern und einer Verdichtung der Stadt, in der alle Baulücken des Krieges und der DDR-Zeit durch Computeranimationen geschlossen sind, gar nicht gibt. Berlin, das sich atmosphärisch gerne mit New York vergleichen lässt, sieht plötzlich fast so aus wie New York. Wer von Ihnen hatte diese Idee?
Dietl: Zunächst stand das so nicht im Drehbuch. Es beginnt ja mit der Landung des großen Verlegers, der in Berlin ein neues Magazin, eine Art Berliner „New Yorker“ gründen will. Zuerst wollten wir ihn in einem Privatjet auf dem Flughafen Schönefeld landen lassen. Aber dort ist es öd’, und die Szene wäre nur banal.

Jetzt ist es ein Fanal.
Benjamin von Stuckrad-Barre: Ein Spiel mit der speziell Berliner Sehnsucht, New York zu sein. Mit dem Mythos und dem Klischee.

Ulrich Tukur als Verlegertycoon aus der Schweiz landet mit dem Helikopter an der Spree und wird von Bully Herbig als Chauffeur Max Zettl abgeholt: vor einer New Berlinischen Stadtkulisse, bei der man zur Sinatra-Musik den Fernsehturm, die Silhouette des Alexanderplatzes oder die Oberbaumbrücke gerade noch als Erkennungszeichen am Rande sieht.

Dietl: Es war schwer, in der Innenstadt eine Drehgenehmigung zu kriegen für die Landung eines Helikopters. Irgendwie kamen wir dann auf den Fluss, und ich habe mir auch diese ganzen Hochhauspläne für den Alexanderplatz angeschaut, die es ja schon zum Ende der Weimarer Republik gab, und jetzt diese Spreeufer-Pläne mit den Media-Factorys und wie der neue Osten dem anderen Ufer … das ist –

Kreuzberg und Friedrichshain.
Dietl: Wie das dort einander gegenüberliegt. Manche Pläne sind vielleicht größenwahnsinnig, aber einiges wird dort auch entstehen. Und da fiel mir auf einmal der Hudson ein. Oder der East River, wenn man von Brooklyn hinüber nach Manhattan schaut und dort die Helis der Großkopferten rüberfliegen und auf den Dächern landen. Also haben wir einen Heli-Landeplatz an die Spree verlegt, und mit dem Studio Scanline in München habe ich die Skyline von Berlin digital etwas weitergedacht. Dazu passt dann auch Sinatras „New York, New York“, als satirisch-ironischer Hauch. Der Duft der großen weiten Welt, an dem man in Berlin gerne schnüffelt. Oder diese Welt des Vergleichs. Hier in Berlin sagt man immer, etwas in der Stadt ist „wie“. Wie New York. Wie Moskau. Wie Madrid. Komischerweise ist Berlin, zumindest im Positiven, nie wie Berlin.

„Zettls“ Berlin ist aber auch ein utopisches Berlin. Die reale Stadt hat die Zukunftsträume von einer Verdoppelung der Einwohnerzahl, einem neuen Wirtschaftswunder und einer neuen Skyline ja erst mal hinter sich.
Stuckrad-Barre: Deshalb wirkt ein Berlin, das von den Zwanziger Jahren träumt oder von einem Hohenzollernschloss, von New York und dem künftigen Vernarben aller noch offenen Wunden von Krieg, Diktaturen, Teilung, Zerstörung, auch immer in Erwartung. Das erzeugt zugleich eine gewisse Gegenwartslosigkeit.

Sie kontrastieren Tristesse und Talmi, den schicken Schrott und den zwielichtigen Glamour in einer teils realen, teils science-fictionhaften Szenerie. Damit überspielen sie gleich die Schauplatz–Konkurrenz mit den vielen anderen Kino- und Fernsehfilmen, die heute in Berlin stattfinden. Ihre Kunst-Stadtkomödie über den Aberwitz des Berliner Politbetriebs soll offenbar nicht in die Realismus-Falle tappen.
Dietl: An einen realistischen Berlin-Film haben wir nie gedacht. Das wär’ ja ganz fad. Erst hatte die Bundesrepublik nur dieses komische Dorf am Rhein und war ein Provisorium. Und jetzt haben wir zwar wieder die alte Hauptstadt, doch diese neue Regierungsmeile von Berlin-Mitte ist auch eine künstliche Stadt. Nicht gewachsen wie das Regierungsviertel in Paris oder London. Das schlägt zurück auf die Menschen, die dort arbeiten und die fast alle nicht aus Berlin kommen. Daher sprechen sie in „Zettl“ auch Bayrisch, Schwäbisch, Sächsisch, Chinesisch. Bei einer Komödie über die Politik und die Medien in dieser Regierungsmeile geht’s mir nicht um die Frage, was ist wirklich. Sondern, was ist wahr.

Dietl: "Das Wahrscheinliche, es steckt schon in dem Wort, ist doch auch nur ein Schein."

Alfred Hitchcock hat immer davor gewarnt, dass „die Wahrscheinlichkeit nicht ihr gemeines Haupt erhebt“.
Dietl: Das Wahrscheinliche, es steckt schon in dem Wort, ist doch auch nur ein Schein. In der Komödie enthüllt erst das Unwahrscheinliche ein Stück von der Wahrheit – was immer diese Wahrheit sein mag.

Stuckrad-Barre: Eine Art fantastischer Realismus, als Gleichnis und nicht als eindimensionale Wirklichkeitsbeschreibung angelegt. Wenn es unwirklich ist oder erscheint, kann es umso wahrhaftiger sein. Automatisch verbieten sich damit Sightseeing-Ansichten aus dem Doppeldeckerbus, also Kulissenbilder wie Siegessäule oder Brandenburger Tor.

Das Tor kommt gar nicht vor.
Stuckrad-Barre: Nur das Kanzleramt als Zielobjekt, als des Sehnsuchtsquader des Ministerpräsidenten Scheffer, der so gerne dort hinein will.

Der MP von Mecklenburg-Vorpommern, ein geiler Schwabe, gespielt von Harald Schmidt …

Stuckrad-Barre: Ja, und das Brandenburger Tor kommt nur im Logo der politischen Fernseh-Talkshow in „Zettl“ vor. Es gibt auch kein Borchardt, keinen Udo Waltz, unsere Realitätsanleihen sind etwas verwegener. Denn es ist ja kein Kabarett, sondern eine Dietl-Komödie.

Herr Dietl, Sie wohnen, wenn Sie in Berlin sind, selber in einem der urbansten Teile von Mitte.
Dietl: In der Oranienburger Straße, mit Blick auf den kleinen Monbijoupark. Und der Benjamin wohnt gleich um die Ecke. Das ist reiner Zufall, aber sehr praktisch für unsere Arbeit am Drehbuch.

Waren Sie, Herr von Stuckrad-Barre, der Sie jetzt ständig in der Stadt wohnen, auch so etwas wie ein Berlin-Scout für Helmut Dietl?
Stuckrad-Barre: Überhaupt nicht. Wir kennen uns hier gleichermaßen gut oder schlecht aus.

Ich stelle mir Helmut Dietl abends eher so bei seinem Lieblings-Italiener, dem „Bocca di Bacco“ in der Friedrichstraße, oder im „Grill Royal“ vor, aber nicht unbedingt in den Kreuzberger oder Friedrichshainer Kneipen oder den Clubs …
Dietl: Im „Grill Royal“ gibt es sehr gute Steaks. Inzwischen esse ich allerdings kein Fleisch mehr. Wenn wir den ganzen Tag an einem Drehbuch rumspinnen, dann will ich abends nur etwas Anständiges essen. Nichts weiter. Und einfach nur anständig zu essen ist in Berlin-Mitte nicht so leicht. Weit rumfahren mag ich nicht, und abends nach zehn gehe ich nach Hause.

Stuckrad-Barre: Einen Ort genau dann zu verlassen, wenn die meisten anderen kommen, das mögen wir beide sehr gern.

Benjamin von Stuckrad-Barre, Sie sind gerade 37 geworden, genau 30 Jahre jünger als Helmut Dietl. Sie gehen in keine Clubs, nicht ins Berghain?
Stuckrad-Barre: Da muss ich überall nicht mehr hin, (lacht) ich war ja schon dort! Sich dem gesellschaftlichen Getümmel zu entziehen, fällt umso leichter und ist für unsere Darstellung der Gesellschaft nur folgerichtig, wenn man selbst zuvor in diesem oder jenem Getümmel unterwegs war.

Was ist denn Ihr Lieblingsort?
Dietl: Das Bett. (Gelächter) Nein, es gibt scho’ manchmal was anderes. Aber sein muss es nicht.

Dietl: "Es geht um das Hauptstadt-Theater, das alle zu Narren macht"

Ihre Personen, die „Zettl“-Personnage oder Bagage ist eigentlich nur das vermeintlich typische Borchardt- oder Grill-Royal-Publikum. Berlin-Mitte ist jedoch nicht Berlin. Die Stadt hat ja kein echtes Zentrum, sondern lauter Subzentren und völlig unterschiedliche Milieus.
Dietl: „Zettl“ ist gar kein „Berlin“-Film. Kein Film über Kreuzberg und Zehlendorf und Marzahn und Neukölln und so weiter. Es geht ausschließlich um diesen speziellen, künstlichen Orbit Berlin-Mitte als Regierungs-, Macht- und Medien-Quadratmeile. Um das Hauptstadt-Theater, das alle zu Narren macht.

Stuckrad-Barre: Wir sind überhaupt nicht zuständig für eine Beschreibung der sogenannten sozialen Realität, nämlich bloß als Chiffre für Hartz IV und Plattenbauten. Der von uns beschriebene, geografisch und kulturell bewusst eng umgrenzte Bezirk des Regierungsviertels stellt aber auch eine soziale Realität dar. Es ist die Bühne für das permanente Rollenspiel, die Überdrehtheit, Künstlichkeit, die Intrigen, das allseitige Hochhinauswollen. Das ist die politische Komödie.

Auch in der realen Realität wird Politikern gerne vorgeworfen, die Verbindung zum wahren Leben zu verlieren.
Stuckrad-Barre: „Erbarmen mit den Politikern“ hat Hans Magnus Enzensberger einst einen Essay überschrieben. Es ist tatsächlich der grauenvollste Beruf. Ich habe ja Politiker wie Wowereit, Merkel, Steinmeier, Westerwelle und andere aus der Nähe beobachtet und Reportagen oder Porträts über sie geschrieben. Nach ein paar Tagen war ich allein vom Zuschauen fix und fertig. Doch für die geht es immer weiter, 24 Stunden an sieben Tagen die Woche, unter öffentlicher Aufsicht, im Kameralicht, jeder Versprecher, jede SMS kann eine Katastrophe oder eine Beförderung auslösen. Kein Ausruhen, kaum Nachdenken. Nur Macht als Droge.

Und Sex. Zumindest in „Zettl“.
Dietl: Sonst wär’s ja langweilig und würde als Komödie nicht funktionieren. Von Molière bis Horváth sehen wir doch, es geht in der Komödie wie im Leben vor allem um Sex, Geld, Geiz, Gier, Macht und Verrat. Manchmal noch um Liebe.

Max Zettl avanciert vom Chauffeur des Schweizer Medienzars Urs Doucier – meist wie Dossier ausgesprochen – zum Berliner Erben von Baby Schimmerlos, dem Boulevardreporter aus der legendären München-Serie „Kir Royal“. Im Namen Zettl klingt neben dem Stück Papier, dem Schmierpapier, auch Dietl an. Und Zettel, der später in einen Esel verwandelte Theater-Dilettant und brünstige Liebhaber der Königin, ist eine wunderbare Figur aus Shakespeares Komödie „Der Sommernachtstraum“.

Dietl: Von Arno Schmidt gibt’s noch sein dickes Buch „Zettels Traum“. Es steckt außerdem das Anzetteln drin.

Wem verdankt der Zettl nun seinen Namen?

Dietl: (lächelt) Hm …

Stuckrad-Barre: Das bleibt unser Geheimnis.

Dietl: Ich habe den Bully Herbig getroffen, bevor er am Montag rüber zum Gottschalk gegangen ist. Er hat mir vom Vorgespräch mit einer Fernsehredakteurin erzählt, und die hat ihn nach Shakespeare gefragt. Eine Fernsehredakteurin und Shakespeare, da war ich schon überrascht.

Bis zu Shakespeare ist es vor lauter Gottschalk und Werbung nicht gekommen.

Dietl: Natürlich nicht.

Apropos Fernsehen. Bei jedem halbwegs diskutablen deutschen Kinofilm stehen auch öffentlich-rechtliche Sender als Förderer oder Co-Produzenten mit im Vorspann. Nicht bei „Zettl“. Hat sich das Fernsehen komplett verweigert?

Dietl: Pro7/Sat1 haben die TV-Lizenz erworben und strahlen den Film später aus.

Stuckrad-Barre: Die Privaten in Deutschland nehmen ihren Bildungsauftrag noch ernst!

Sie sagen, beim ersten großen Spielfilm über die „Berliner Republik“ wollten weder das ZDF noch eine der vielen ARD-Anstalten bis hin zum regional betroffenen RBB mit von der Partie sein?

Dietl: Keiner. Sie fanden es zu burlesk oder bizarr, einer sprach sogar von „brueghelianisch“, als wär’s ein irgendwie apokalyptisches Barockgemälde. Es gab die abenteuerlichsten Ausreden dafür, dass es ihnen politisch offenbar unheimlich war. Politisch nicht korrekt. Zu gewagt.

Dietl: "Deutsche Komödien haben im Ausland etwa den Ruf von schwedischem Spargel."

Beim sterbenden Bundeskanzler mit einer jungen Geliebten und einer hermaphroditischen Berliner Bürgermeisterin endet die öffentlich-rechtliche Freiheit der Satire?

Stuckrad-Barre: Der Vergleich mit Breughel wäre normalerweise ein Kompliment. Doch in den Entscheidungspositionen öffentlich-rechtlicher Sender sitzen Menschen, die sich für immens intelligent halten und einem nach der Lektüre des Drehbuchs sagen, dass es ihnen selbst sehr gefällt, aber dass sie ihr Publikum „leider“ für zu dumm halten. Es ist eine sagenhafte Publikumsverachtung.

Dietl: Der Thomas Bellut, der Programmdirektor und künftige Intendant des ZDF, hat das Drehbuch auf meine nachdrückliche Bitte hin im Urlaub tatsächlich gelesen und mir dann gesagt: Ich finde es toll! Aber ich kann das meinem Publikum nicht zumuten. „Die Leute wollen so was Politisches nicht.“ Das habe man an den Quoten bei der Serie „Kanzleramt“ gesehen. Wenn man drauf antwortet, das lag daran, dass es schlecht gemacht und total langweilig war, hört einem niemand mehr zu. Und die Begründungen sind vorgeschoben. Beim NDR zum Beispiel hat eine Redakteurin, die heute dort nicht mehr Redakteurin ist, das Buch gelesen und fand es angeblich menschenfeindlich und frauenverachtend.

Helmut Dietl, ein Frauenverächter! – Sie haben rund fünf Jahre zusammen an den verschiedenen Versionen des Drehbuchs gearbeitet.

Dietl: Ursprünglich sollte ja der Franz Xaver Kroetz als 25 Jahre älter gewordener, von München in die Hauptstadt gekommener Baby Schimmerlos noch mitspielen. Er hätte hier gleichsam die alte Moral des Sensationsjournalisten verkörpert, die irgendwie noch eine Restmoral war gegenüber der neuen Amoral des jungen Zettl. Kroetz wollte erst, dann wollte er nicht mehr, weil er plötzlich wieder jünger und fescher und geiler sein wollte als er längst war. Sein Ausstieg hat mich hart getroffen, und wir mussten die Geschichte ziemlich umstricken. Aber im Ergebnis finde ich es jetzt richtiger: Dass die neue Zeit mit dem Tod und Begräbnis vom alten Baby beginnt.

Sie haben angeblich hunderte Szenen erfunden, die es nun im Film nicht mehr gibt.

Stuckrad-Barre: Das hat, neben aller Trauer über gekürzte Lieblingsszenen, etwas Gutes. Das Verdichten verstärkt die Sache.

Dietl: Ursprünglich sollte es ein amphibischer Film werden. Mit einer Kinofassung und einem Dreiteiler fürs Fernsehen.

Bei Pro7 oder Sat1 gibt es später keine längere Version als „Directors’ cut“?

Dietl: Nein, das ist jetzt schon im Kino der Final cut. Ich habe mir den von meinem Partner Warner Brothers vertraglich zusichern lassen. Bis zu zwei Stunden Länge bestimme ich allein. Es sind 118 Minuten geworden.

Warum startet der Film jetzt nicht ein paar Tage später auf der Berlinale?
Dietl: Das wollte ich nicht. Noch nie. Meine Filme sind nicht wirklich geeignet für die Berlinale. Sie sind auf so einem Festival für eine internationale Jury als deutsche Beiträge mit deutschen Themen nicht so recht erkennbar. Sofort erkennbar als deutsche Filme zu deutschen Themen sind Filme mit einer NS-Thematik oder Filme über die Stasi, den Mauerfall oder die RAF. Alles auch, was mit Schwermut zu tun hat, gilt als deutsch. Komödien wie „Rossini“ gelten nicht als genuin deutsche Beiträge. Obwohl „Rossini“ in vielen Ländern, vor allem in Südamerika, ein Erfolg war.

Das sind doch eingedunkelte Komödien. „Schtonk!“ als Satire über die Fabrikation der falschen Hitler-Tagebücher hatte geradezu den Lubitsch-Touch einer NS-Reliquien-Komödie

Dietl: Mit „Schtonk!“ war ich für den Oscar nominiert, das war eine Ausnahme. Geht es um Hitler, dann gelten wir als kompetent. Aber deutsche Komödien sind eine Ausnahme, auch dafür hat Herr Hitler gesorgt, weil er die jüdischen Künstler mit ihrem Witz vertrieben oder vernichtet hat. Der jüdische Witz fehlt auch dem heutigen Berliner Humor. Und deutsche Komödien haben im Ausland etwa den Ruf von schwedischem Spargel.

Welche sind denn in der Filmgeschichte Ihre drei Lieblingskomödien?
Dietl: „Amarcord“ von Federico Fellini, „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ von Luis Buñuel und … (lacht), das klingt nicht originell, aber natürlich Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“.

Was macht für Sie den Unterschied zwischen Ihrer Heimatstadt München und Berlin?
Dietl: Soll man Äpfel und Pflaumen vergleichen? Bei München ist es ein südlicher Charme, den hat Berlin nicht. Das andere ist der Hauptstadtcharme, der ist aufregender. München ist gemütlicher. Deswegen bin ich ganz gern in Berlin.

Haben Sie beide noch etwas zusammen vor?
Stuckrad-Barre: (nickt)

Dietl: Ich darf Ihnen verraten, dass wir seit 2. Januar an einer möglichen Fortsetzung arbeiten, mit Zettl als Regierungssprecher.

Jetzt haben wir über eine politische Komödie, Satire, Farce gesprochen und das ganze Interview lang kein Mal das Wort Wulff erwähnt.
Stuckrad-Barre: Wir wollen ja nicht, dass das Amt die Würde unseres Films beschädigt.

Das Gespräch führte Peter von Becker

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