Flughafen Berlin-Brandenburg: Müller: "Es ist immer noch möglich, 2017 zu fliegen"
Der BER soll im Sommer 2016 fertiggebaut werden und 2017 ans Netz gehen - soweit der Plan. BER-Chef Mühlenfeld sagte aber: "Es gibt in Deutschland auch Spätsommer." Und Aufsichtsratschef Müller sprach von 2018.
"Obwohl es jeden Tag schwieriger und enger wird: Es ist immer noch möglich, 2016 den Bau zu beenden und 2017 zu fliegen", sagte Berlins Regierender Bürgermeister und BER-Aufsichtsratschef Michael Müller (SPD) am Freitag auf der Pressekonferenz nach einer sechseinhalbstündigen Aufsichtsratssitzung. "Wir wollen den Druck im Kessel lassen." Insgesamt gebe es auf der Baustelle mittlerweile eine "überschaubare und beherrschbare Situation". BER-Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld ergänzte: "Wir alle glauben, dass es möglich ist." Nach wie vor sei der Plan, dass der Bau bis zum Sommer 2016 fertiggestellt werden kann, sagte Mühlenfeld, aber: "Es gibt in Deutschland ja auch Spätsommer."
Zu Beginn der Pressekonferenz sagte Müller: "Wir hatten eine lange und arbeitsreiche Sitzung mit vielen relevanten Punkten." Drei davon waren: Der Regierungsflughafen, die wirtschaftliche Situation und natürlich der Eröffnungstermin. Beim Regierungsflughafen wurde sich auf eine Variante geeinigt, die wirtschaftliche Situation der Flughafengesellschaft sei "30 Millionen Euro besser als erwartet". Aber das große Thema bleibt die Inbetriebnahme: Der Aufsichtsrat habe die Geschäftsführung und Technikchef Jörg Marks gelöchert, sagte Müller, und "es konnte dargestellt werden, dass die ganzen alten Probleme sehr gut abgearbeitet wurden, der Puffer musste genutzt werden, aber dafür haben wir ja Puffer".
Inzwischen sei man allerdings an einem Punkt, an dem man nicht mehr selbst den Bau entscheidend vorantreiben könne, sondern abhängig sei von Genehmigungsverfahren anderer Behörden.
Die Bahn stellt neue Anforderungen
Ein Problem sind auch neue Anforderungen, die Eisenbahnbundesamt und Bahn offenbar erst kurz vor der Sitzung eingereicht hatten und die offenbar das Projekt erneut verzögern könnten. Müller sagte, er werde die entsprechenden Behörden in der kommenden oder übernächsten Woche zum Gespräch einladen, um nach einer Lösung zu suchen.
Allerdings nannte Müller auch das Jahr 2018. Wörtlich sagte er: "Mir ist das Datum sehr wichtig, ich streite mich aber nicht um vier Wochen. Es kommt nicht darauf an, ob es Dezember 2017 oder Januar 2018 wird. Wichtig ist, dass das Ding seriös fertig wird."
Müller: "Es wird von Tag zu Tag enger"
Der Tag begann kurz nach 7 Uhr im alten Verwaltungstrakt am Flughafen Tegel. Hier tagte an diesem Freitag die Entscheider-Runde, um 8 Uhr hatte sich der Aufsichtsrat. Kurz vor dem Reingehen sagte Berlins Flughafenplaner Engelbert Lütke Daldrup: "Es wird eng, das wissen wir." Die Pressekonferenz hätte um 13 Uhr stattfinden sollen - daraus wurde nichts, es wurde kurz vor halb vier. Aber mit Verschiebungen kennt man sich ja aus.
Brandenburg erwartet "weise Entscheidungen"
Müller hatte vor einer Woche im Abgeordnetenhaus gesagt, das Gremium werde „bewerten, ob es nach wie vor möglich ist, 2017 an den Start zu gehen“. Im März hatte Flughafen-Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld erklärt, ein Eröffnungstermin müsse den Fluggesellschaften zwei Flugplanwechsel zuvor angekündigt werden. Im Oktober 2017 beginnt der fragliche Winterflugplan, im folgenden März der Sommerflugplan 2018. Der dann drittgrößte deutsche Flughafen sollte eigentlich 2011 in Betrieb gehen.
Vier Eröffnungstermine sind bereits geplatzt, weil die Brandschutzanlage nicht funktionierte und andere Mängel im Abfertigungsgebäude zu Tage traten.
Zurück in Tegel, während im Hintergrund die Flugzeuge lärmen. Am Morgen traf sich vor der Aufsichtsratssitzung der "BER-Präsidialausschuss" mit Mitgliedern der Eigentümer: Neben Lütke Daldrup (für Berlin) auch Rainer Brettschneider (für Brandenburg), Michael Müller (als BER-Aufsichtsratschef) und Rainer Bomba (für den Bund), wobei Letzterer schon mal das auffälligste Auto fuhr: einen weißen Hybrid-Mercedes.
"Wir sind alle gespannt. Es wird heute viele Informationen geben", sagte Bomba am Morgen in Tegel. Im Streit um den Regierungsflughafen ist er guter Dinge, "wir hatten gestern Abend eine Sitzung mit den Staatssekretären".
Und der Brandenburger Brettschneider formulierte es so: Er erwarte "weise Entscheidungen" an diesem Freitag.
Grüne: "BER ist ein Fass ohne Boden"
Für die Grünen im Bundestag ist die Flughafen-Baustelle „ein Fass ohne Boden“. „Eine weitere Verschiebung der Eröffnung birgt enorme Risiken für den Bundeshaushalt“, sagte ihr Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler der Deutschen Presse-Agentur. „Allein die monatlichen Betriebskosten belaufen sich auf 17 Millionen Euro. Hinzu kommen Einnahmeausfälle von 14 Millionen Euro. Das sind pro Monat Mehrbelastungen von 31 Millionen Euro für den Staat, eine Million Euro pro Tag“, rechnete Kindler vor.
(mit dpa)