Mode: Anzüge nach Maß: Monokel - Twens in Tweed
Monokel macht Anzüge nach Maß. Nicht für blasierte Schlipsträger, sondern für junge Dandys.
Kariertes Sakko über blauem Jeanshemd, italienisches Wollmaterial zu rustikalem Denim: Das Schaufenster soll zeigen, was es in der Linienstraße Neues gibt. Der Herrenausstatter Monokel Berlin eröffnete im Februar. Alexander Davaroukas, Bilal Taher und Philipp Wyss arbeiteten seit Mitte letzten Jahres an ihrem Konzept, mit dem sie ein junges Publikum ansprechen wollen. Die drei Gründer sind über Umwege zur Mode gekommen. Nach seinem BWL-Studium arbeitete Taher als Assistent der Geschäftsführung bei der Krawattenmanufaktur Edsor, wo er Davaroukas kennenlernte. Wyss ist studierter Kommunikationsdesigner und arbeitet als freier Fotograf.
Der 23-jährige Philipp Wyss ist überzeugt, dass sich in Maßanzügen nicht nur Juristen mittleren Alters wohlfühlen. Im perfekt sitzenden marineblauen Einreiher, Einstecktuch und Socken farblich abgestimmt, erklärt er, dass diese gerade für Berlin ungewöhnliche Vorliebe eher eine Chance als ein Risiko darstellt: „In Berlin ist man ja schon ein Paradiesvogel, wenn man mit Krawatte herumläuft. Das bedeutet aber auch, dass es hier nicht so viel Konkurrenz gibt. Gerade für junge Leute, die gerne Anzüge tragen, ist das Angebot längst nicht zufriedenstellend.“
Der Zielgruppe angepasst, gibt es bei Monokel Anzüge ab 450 Euro. „Wir haben uns bewusst gegen die Maßschneiderei entschieden, damit wir unsere Produkte noch erschwinglich anbieten können. Maßanzüge für vierstellige Preise würden komplett an unserer Klientel vorbeigehen“, so Wyss. In der Maßkonfektion werden bestehende Schnittkonstruktionen auf die Körperformen hin abgeändert. Im Laden hängen eine Reihe Musterteile in verschiedenen Größen, alle aus dem gleichen blauen Stoff. Der Kunde probiert sie durch, das am besten passende wird an ihm abgesteckt. Dieses Musterteil wird an die Näherei gegeben, die aus dem ausgewählten Stoff in vier bis fünf Wochen einen Anzug fertigt.
Die Hemden werden in Belgien gefertigt, die Anzüge in Italien und China
Auch hier soll der Kunde die Auswahl haben: „Unsere Hemden werden in Belgien gefertigt. Für die Anzüge haben wir Produktionsstätten in Italien und China, zwischen denen man wählen kann.“ Gerade die Produzenten in China habe man sich in Hinsicht auf Professionalität und Arbeitsbedingungen ganz genau angeschaut. „China steht nicht mehr zwangsläufig für schlechte Arbeitsbedingungen. Dort wird mit hochmodernen Mitteln gearbeitet. Die Qualität kann durchaus mit unseren italienischen Produzenten mithalten“, sagt Wyss. Trotzdem würden manche Kunden vor der Option „Made in China“ zurückschrecken.
500 unterschiedliche Stoffe hat Monokel Berlin im Repertoire. Zu 80 Prozent kommen die Materialien aus Großbritannien und Italien, darunter auch aus berühmten Webereien wie Dugdale, Carlo Barbera oder Loropiana. „Außer Cerruti beziehen wir eigentlich von jeder großen Marke. Im Moment überlegen wir auch, ob wir Stoffe von Zegna ins Sortiment nehmen“, sagt Wyss.
Mit dem italienischen Textilriesen Ermenegildo Zegna teilt Wyss auch ästhetische Standpunkte. Schon im vergangenen Sommer hatte Chefdesigner Stefano Pilati viele Kritiker von seinen „Broken Suits“ überzeugt, der Kombination von Jacke und Hose in unterschiedlichen Farben. Wyss sieht für die kommende Saison ähnliche Tendenzen: „Ich mag Kombinationen aus Chinohosen und Jacketts und Materialien wie Leinen-Mohairmischungen in Karo oder Glencheck.“
Die drei Mittzwanziger sind von ihrem Geschmack überzeugt. „Wir haben es einfach gerne, uns ein bisschen besser anzuziehen“, sagt Wyss. Noch muss sich die Kundschaft für die Outfits der drei erwärmen, noch hängen nur wenige fertige Modelle im Geschäft.
- Monokel, Linienstr. 77, Mitte. Mehr Infos finden Sie hier.
Manuel Almeida Vergara
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