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Mit der Neugründung sollten die chaotischen Verhältnisse bei der Flüchtlingsbetreuung im Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) hinter sich gelassen werden.
© dpa

Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten: Mitarbeiter kritisieren Bedingungen für Flüchtlinge und Personal

Die Zustände vom Lageso sollten der Vergangenheit angehören. Nun beklagen Mitarbeiter der Nachfolgebehörde chaotische Bedingungen für Flüchtlinge und Personal.

Es sollte alles besser werden, endlich sollten die chaotischen Verhältnisse bei der Flüchtlingsbetreuung im Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Moabit zu Ende sein. Deshalb nahm Anfang August das neugegründete Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) in Wilmersdorf seine Arbeit auf. Doch offenbar sind auch dort die Bedingungen für Flüchtlinge und Personal weiterhin katastrophal. Das geht aus einem Brandbrief hervor, den Mitarbeiter der neuen Behörde jetzt an die Amtsleitung geschrieben haben.

Angeprangert werden unter anderem eine schlechte Organisation, fehlende klare Arbeitsanweisungen, zu wenig Räume und eine mangelhafte Ausstattung. Die meisten Mitarbeiter hätten zudem keine Verwaltungserfahrung sowie ausreichende fachliche Qualifikationen. Schulungen seien dringend nötig. Außerdem sei man noch immer damit beschäftigt, die lückenhafte bisherige Aktenführung zu vervollständigen, teils fehlten ganze Akten. Außerdem sei die Informationspolitik innerhalb der Behörde schlecht, manches erfahre man nur über den „Buschfunk“.

Mitarbeiter seien massiv überlastet

In der Folge sind viele Mitarbeiter gemäß dem Schreiben massiv überlastet. Ihre Servicedienste für die Flüchtlinge verzögern sich. Das setzt sie unter hohen Druck, während sich bei den Asylsuchenden Frust aufstaut wegen des sinnlosen Wartens auf Godot. Die Gereiztheit wächst auf beiden Seiten. Es gehöre inzwischen zum Alltag, erzählen Mitarbeiter, dass Asylsuchende in der Behörde ausflippen, sich weigern, ohne eine zufriedenstellende Auskunft den Raum zu verlassen.

Das wiederum gehe den Servicekräfte nah. „Wir wollen konkret helfen, wenn die Menschen beispielsweise ihre Notunterkunft nicht mehr ertragen können und längst Anspruch auf besser Wohnverhältnisse haben – wir können aber oft nur trösten.“ Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, vermehrte Erkrankungen seien die gesundheitlichen Konsequenzen. Zur Abhilfe brauche man neben der praktischen Unterstützung auch Supervisionen. „Die Kollegen müssen lernen, mit diesen schwierigen Situationen umzugehen.“

Brief war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt

Offiziell wird der Brandbrief als „Gefährdungsanzeige“ bezeichnet. Verfasst hat ihn die zentrale Leistungsstelle des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten, unterschrieben haben aber auch Mitarbeiter anderer Abteilungen. Nach dem Willen der Verfasser war der Brief nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, er sollte nur die interne Debatte befeuern. Durch Recherchen der rbb-Abendschau aber wurden die Klagen publik. Die Sprecherin der Verdi-Betriebsgruppe des LAF, Nurda Tazegül, bestätigte am Dienstag auf Anfrage den Inhalt des Schreibens, betonte aber zugleich, „dass wir über die Indiskretion sehr unglücklich sind“. Es sei geboten, die Dinge erstmal innerhalb der Behörde zu klären.

Das neue Landesamt soll sich um die Aufnahme, Registrierung und Unterbringung von Flüchtlingen kümmern sowie um die Gewährung von Sozialleistungen. Bis zu 550 Mitarbeiter sollen dort tätig sein. Neben der Zentrale an der Bundesallee in Wilmersdorf gibt es mehrere Außenstellen. Zur Eröffnung hieß es, man wolle viel Energie und Anstrengungen in die Planung stecken, damit sich die Bedingungen für die Asylsuchenden und Beschäftigten spürbar verbesserten. Am Mittwoch wollen Noch-Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und Amtschefin Claudia Langeheine zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Die designierte neue Sozialsenatorin Elke Breitenbach von der Linken erklärte am Dienstag, sie wolle die Zustände rasch verbessern.

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