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Freundlich oder garstig? Berlins Bäderchef Ole Bested Hensing.
© Thilo Rückeis

Kritik an Ole Bested Hensing: Mitarbeiter der Bäder-Betriebe schreiben Brandbrief

Beschäftigte beschweren sich beim Sportsenator Frank Henkel über den „cholerischen“ Bäder-Chef Ole Bested Hensing und rigorose Einsparungen. Ende August soll das Hallenkonzept der Landesregierung vorliegen. Dann droht neuer Ärger.

Mitarbeiter der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) fühlen sich von ihrem Chef Ole Bested Hensing schlecht behandelt. Bei Workshops mit den Badebetriebsleitern sei er „laut, cholerisch und teils beleidigend“ aufgetreten, steht in einem anonymen Brandbrief von Beschäftigten an den Sportsenator und BBB-Aufsichtsratchef Frank Henkel (CDU). Kritisiert wird auch, dass die im Frühjahr vereinbarte Tariferhöhung auf Veranlassung Hensings bis heute nicht umgesetzt worden sei. Externe Berater erhielten ohne Ausschreibung Vorstandsposten, während beim Personal für die Beckenaufsicht und im technischen Bereich der Bäder rigoros eingespart werde.

In dem Brief an Henkel wird ebenfalls behauptet, die Mitarbeiter würden vom Vorstand gezwungen, neue Arbeitsverträge zu unterschreiben. Wer das nicht tue, dessen Gehalt werde eingefroren. Auch die Gewerkschaft Verdi wirft dem BBB-Vorstand vor, dringend benötigtes Personal nicht einzustellen und geltende Tarife nicht anzuwenden. Alle Auszubildenden müssten fest übernommen und der sogenannte Sommer-Tarifvertrag sofort angewendet werden.

Der Sprecher der Bäder-Betriebe, Matthias Oloew, wies die Kritik am Auftreten des Bäderchefs zurück. Es gebe auch keinen Grund, die neuen Arbeitsverträge für die BBB-Beschäftigten nicht zu unterschreiben, sie seien mit Gewerkschaft und Personalrat abgestimmt. Leider gebe es bei den Bäder-Betrieben noch viele unterschiedliche Arbeitsverträge. Die geplante Vereinheitlichung – im Rahmen des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes (TVöD) – machten die Betriebsabläufe einfacher und verringerten die Verwaltungskosten. Kritik am knappen Personal konterte Oloew: „Zurzeit haben wir 49 Mitarbeiter mehr als vor einem Jahr.“

Schwierige Situation der landeseigenen Bäder-Betriebe

Das ändert nichts daran, dass das Betriebsklima offenbar schlecht ist, unabhängig davon, wer dafür die Verantwortung trägt. In einem internen Personalrats-Info wird der Bäder-Vorstandschef genüsslich mit den Worten zitiert: „Du musst dafür sorgen, dass deine Mitarbeiter Spaß haben.“ Stattdessen werfen die Arbeitnehmer dem Vorstand vor, für viele Probleme „dem Personal in der Öffentlichkeit den Schwarzen Peter zuzuschieben“ anstatt sich sachkundig zu machen und auf Hinweise und Vorschläge der Personalvertretung zu reagieren.

Der mitten in der Saison auflodernde Streit passt zur unverändert schwierigen Situation der landeseigenen Bäder-Betriebe, die mit 50 Millionen Euro jährlich aus der Landeskasse deutlich unterfinanziert sind. Betriebs- und Sanierungskosten laufen aus dem Ruder. Hensing beklagt auch seit langem unflexible Regelungen für den Einsatz des Personals. Vor allem im Sommer sind die Bäder hoffnungslos unterbesetzt, weil viele Mitarbeiter Urlaub machen. Andererseits gibt es nach Einschätzung Hensings zu viel technisches Personal, und er beklagt eine Dienstvereinbarung, die Alleinarbeitsplätze verbieten. Das stimme nicht, widerspricht der Personalrat, betont aber gleichzeitig: „Wir sind doch keine Busfahrer.“

Ob das neue „Berliner Bäderkonzept 2025“ dazu beitragen kann, die Gemüter zu beruhigen? Mehrfach wurde es vertagt, die zuständige Innen- und Sportverwaltung des Senats kündigte vor der Sommerpause an, ihre Vorschläge bis 31. August dem Abgeordnetenhaus vorzulegen. Das Papier muss bis dahin noch mit anderen Senatsbehörden abgestimmt werden. Das Risiko ist hoch, dass das Konzept neuen Streit entfacht. Jedenfalls dann, wenn Berlin tatsächlich neue Wege gehen will und aus öffentlichen Mitteln bis zu vier Kombi-Freizeitbäder baut, die nicht nur den Vereinen, Schulen und der Volksgesundheit dienen, sondern einfach mal ein bisschen Spaß machen. Gesamtkosten: Mindestens 100 Millionen Euro. Vier Standorte sind in der Diskussion: Lichtenberg (am Tierpark), Charlottenburg (Olympiabad), Pankow (Wolfshagener Straße) und Mariendorf.

Dort könnte das Sommerbad an der Rixdorfer Straße zu einem Multifunktions- und Spaßbad mit Ganzjahresbetrieb ausgebaut werden. Im Gegenzug würden die maroden Bäder am Ankogelweg und in der Götzstraße schließen. SPD und CDU im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sind aber strikt dagegen und fordern einmütig, alle drei Standorte zu erhalten und „zu ertüchtigen“. Das würde aber nach Darstellung der Bäder-Betriebe mindestens 15 Millionen Euro kosten. Ein Kombi-Neubau wäre für 25 bis 30 Millionen Euro zu haben. Auch das Olympiabad in Charlottenburg mit einem Sanierungsbedarf von 30 Millionen Euro wird vorerst nur notdürftig geflickt, um die Schließung zu verhindern.

Ulrich Zawatka-Gerlach

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