3D-Drucker in Berlin: Mit Papst Franziskus im 3D-Labor
Wird die Zukunft gedruckt? Im 3D-Labor der TU Berlin experimentieren Forscher mit 3D-Druckern, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Unser Autor hat sich dort mal umgesehen - und sogar den Papst getroffen.
Ich bin in einem Raum der TU Berlin, mir gegenüber steht Papst Franziskus und starrt mich an. Daneben: ein menschliches Herz und das Brandenburger Tor. „Nicht nur für technische Anwendung, sondern auch Geschichtliches eignet sich 3D-Druck“, erzählt mir Joachim Weinhold, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des 3D-Labors der TU Berlin. Er deutet auf Kopien von Statuen des Teesalons des ehemaligen Berliner Schlosses. „Für eine Gipsabformung wären diese Objekte viel zu empfindlich gewesen, also haben wir sie gescannt und anschließend als Gipsmodell gedruckt“, erklärt er.
Drucken mit Plastik aus der Waschmaschine
Dann führt Ben Jastram, der Leiter des Labors, uns in einen anderen Raum. Darin steht ein schrankgroßer 3D-Drucker, er arbeitet nach dem so genannten Lasersintern-Verfahren. Dabei wird Kunstoffpulver und Metall verarbeitet. Es wird schichtweise aufgetragen, ein Laser schmilzt und härtet es dann an den passenden Stellen. „Den Stoff, den wir hier verarbeiten, Polyamid 12, kennt eigentlich jeder aus seiner Waschmaschine“, erklärt Jastram.
Eine menschliche Zelle oder ein ganzes Haus
Inzwischen kann von winzig kleinen menschlichen Zellen bis zu Häusern so ziemlich alles gedruckt werden. „Viele denken, es reicht ein Knopfdruck und zehn Sekunden später haben wir da unser fertig gedrucktes Objekt, aber so schnell geht es nicht“, sagt Joachim Weinhold.
„Für einen Druckvorgang benötigen wir heute, mit allen Vor- und Nachbereitungen in der Regel drei bis vier Tage.“ Beim 3D-Druck wird, anders als beim Fräsen, Schnitzen und Drechseln, Material angefügt und nicht abgetragen. Das macht ihn so besonders.
Es wird viel in 3D-Druck investiert
Wer sind die Kunden des Labors? „Wir arbeiten vor allem für die Institute der TU, sowie für Studenten. Und natürlich ist die Forschung und Lehre ein wichtiger Schwerpunkt. Aber es gibt auch ein paar externe Kunden“, erzählt Jastram.
„Es gibt viele Bereiche in denen 3D-Druck eine Rolle spielt“, erläutert er weiter. „Das reicht von Prothesen in der Medizintechnik und technische Werkteile bis hin zu Robotik und Bionik. Die Wirtschaft ist an dieser neuen Technik sehr interessiert und fördert die Forschung mit vielen Investitionen.“
Futuristische Kunst aus dem Drucker
Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Kunst findet im 3D-Druck neue Ausdrucksmöglichkeiten. Joachim Weinhold, der neben seiner Arbeit an der TU auch als Bildhauer tätig ist, zeigt mit einige seiner Skulpturen, die er mit einem 3D-Programm am Computer entworfen und anschließend gedruckt hat. Es sind futuristisch anmutende, organisch wirkende Gebilde.
Der Bildhauer Raimund Kummer hat hier am 3D-Labor unter anderem eine Skulptur anfertigen lassen, die nun, in vergrößerter Ausfertigung vor der Universität in Kleve steht. „Doch natürlich dauern Entwurf und Ausführung auch hier ein Weilchen, da ich als Künstler natürlich ein paar Entscheidungen treffen will“, erzählt Weinhold. Medizin, Technik, Kunst – das klingt alles sehr positiv.
Technik in Kinderschuhen
Doch auch, wenn der der 3D-Druck schon 1983 erfunden wurde, steckt die Technik noch in den Kinderschuhen – der Druck von komplexen Geweben und Organen zum Beispiel. „Für viele Sachen, von denen wir vor 20 Jahren dachten, dass wir sie in 20 Jahren können würden, setzen wir heute nochmal 20 Jahre an“, sagt mir Weinhold. Er selbst arbeitet seit 2009 im fünf Jahre zuvor gegründeten 3D-Labor der TU.
Drucken wir bald unsere Autoteile selbst?
Ist 3D-Druck die Technik der Zukunft? Druckt bald jeder zuhause seine eigenen Gegenstände? „Davon würde ich abraten“, sagt Ben Jastram. „Denn der Hobbytüftler zuhause weiß in der Regel nicht, was er tut.
Natürlich kann ich das Spielzeug meiner Kinder drucken, doch ich persönlich würde es ihnen nicht zu spielen geben, denn die meisten billigen Kunststoffe sind giftig.“ Auch von der Selbstherstellung und Reparatur wichtiger Teile von Motorrädern oder Autos rät Jastram ab – zu groß seien die Risiken bei diesen ungetesteten Teilen.
Baumarkt statt 3D-Drucker
Die beiden Wissenschaftler sind sich einig: Wer Objekte mit einem 3D-Drucker herstellen will, muss Chemiker, Physiker, Ingenieur und Materialwissenschaftler in einem sein. 3D-Druck wird die herkömmlichen Verfahren wohl nicht ersetzen sondern nur ergänzen. Denn anstatt hunderte Euro und ein Wochenende zu investieren, um eine Schraube im 3D-Drucker zu drucken, können wir morgen auch einfach in den Baumarkt fahren.
Johann Stephanowitz