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© dpa

Jugendstrafanstalt: Mit leeren Händen hinter Gittern

Die Justiz investiert Millionen, um die Gefängnisse sicherer zu machen und Schmuggel zu unterbinden. Etwa ein Drittel aller Insassen der Berliner Strafanstalt gelten als Intensivtäter.

In allen Berliner Gefängnissen sollen Ausbrüche erschwert werden. Die Justizverwaltung hat ein millionenschweres „Sicherheitskonzept 2008“ gestartet. In der Jugendstrafanstalt Berlin (JSA) soll ein zusätzlicher, elektronisch gesicherter Innenzaun gebaut werden, der alleine eine knappe Million Euro kosten soll. Nach Angaben des Leiters der JSA, Marius Fiedler, reagiere die Justiz damit auf „die geänderte Klientel“ – im Jugendgefängnis sitzen immer mehr äußerst gewaltbereite Serientäter. Etwa ein Drittel der 550 Insassen gelten als Intensivtäter. Im Mai 2007 hatte ein Fluchtversuch Aufsehen erregt, hinter dem die Familie eines arabischen Intensivtäters gesteckt haben soll. Während der Sportfreizeit hatten Unbekannte eine dreiteilige Aluleiter über den Zaun geworfen. Justizangestellte hatten die Flucht vereitelt.

In Erklärungsnöte war im vergangenen Jahr Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) geraten, nachdem bekannt geworden war, dass über die Mauer der JSA regelmäßig Telefone und Drogenpakete geschmuggelt werden. Die Päckchen waren aus einer Gartenkolonie über den Zaun geworfen worden, die Gefangenen hatten sie dann mit Leinen in ihre Zellen geangelt. Deshalb wurden im Winter 120 engmaschige Gitter vor den Zellenfenstern, die nahe der Mauer liegen, montiert. Nach Angaben des Abschnittsleiters der Polizei, Uwe Pahl, wurde in diesem Jahr nur noch ein einzelner versuchter Drogenwurf bekannt, und zwar am 2. Mai. „Die Gefangenen haben gemerkt, dass es keinen Sinn mehr macht.“ Ansonsten flogen noch einige Telefone und Döner über den Zaun, sagte Fiedler – wurden aber sichergestellt. Schmuggelware in der JSA ist jedoch weiterhin ein Problem. So wurden in diesem Jahr bereits 125 Mobiltelefone sichergestellt, im Vorjahr waren es 492. Nach Einschätzung Fiedlers „schmuggeln Mütter und Großmütter am meisten rein“. Um illegale Telefone aus dem Gefängnis zu verbannen, soll noch in diesem Jahr ein sogenannter Handyblocker installiert werden, später dann auch in der U-Haft in Moabit. Diese Geräte sollen Gespräche unterdrücken. Wie berichtet, hat die Kommunikationsbranche bereits Widerstand angekündigt, falls die Blocker auch außerhalb der Gefängnismauern wirken sollten.

Weiter gilt unter anderem in der JSA und auch im Männergefängnis Charlottenburg seit kurzem ein Verbot von Privatkleidung. Vorangegangen war die Flucht eines Gefangenen aus der JVA Charlottenburg, der sich gegen einen seiner Besucher hat austauschen lassen. Zudem gibt es in Charlottenburg im Besuchszimmer jetzt Trennscheiben, um Schmuggel zu unterbinden. Der grüne Abgeordnete Benedikt Lux kritisierte die Verschärfung gestern: „Gegen menschliches Versagen helfen keine Trennscheiben.“ In der JVA Tegel wird derzeit eine elektronische Sicherung des Zaunes getestet, bei Berührung schaltet sich sofort eine Videokamera ein. Diese soll das Personal auf den Wachtürmen einsparen.

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