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Da bekommt man schon vom Zusehen Urlaubsgefühle: Blick auf die Boote am Großen Müggelsee. Vielleicht wollen Sie ja hinterherpaddeln?
© dpa

Stadtsafari - Sommerliche Entdeckertouren in Berlin (2): Mit dem Rad am Müggelsee entlang

Köpenick ist umgeben von Wasser, Wald und Flur. Unsere Tour entlang des Müggelsees zeigt, welche Ziele man sich in Berlins südöstlicher Ecke einfach erradeln kann.

Wenn Köpenicker Ureinwohner auswärtigen Besuch haben, richten sie das Programm gern nach dem Wetter: Entweder es ist so, dass der Gast mit der S-Bahn nach Berlin reinfahren und sich dort das Übliche anschauen kann. Oder das Wetter ist zu schön für dieses Übliche. Dann nehmen sich die Ureinwohner Zeit, um den Besuch mit dem Besonderen zu beeindrucken. Mit Köpenick, genauer: dem vielen Wald und den Gewässern, die sich wie Urlaub anfühlen, aber nicht wie Großstadt. Also beste Voraussetzungen für eine gleichzeitig komfortable und spannende Entdeckertour. Diese hier erschließt fast alles, was grün und blau und schön ist im Berliner Südosten – mehrere Bade- und Einkehrmöglichkeiten inklusive. Als Einstimmung eignet sich die meistfrequentierte Fährlinie der Stadt, auf der sich Schülerverkehr und Kurzstreckentourismus mischen und Radfahrer an Wochenenden nicht mehr zurückbleiben müssen, seit die alte Dieselschaluppe durch den deutlich größeren Elektrokatamaran namens „Fähr-Bär“ ersetzt wurde.

Fast wie im Westen

Das Villenviertel Wendenschloss ist typisch fürs traditionelle Köpenick: Irgendwie stehen geblieben in der Zeit vor Erfindung des Bioladens und ein bisschen verschnarcht, aber nobel wie Dahlem – und auch nicht mehr viel billiger. Wer sich aus dem Südwesten Berlins auf diese Entdeckungstour begibt, kann ohnehin mit Déjà-vus rechnen: Hinter den Villen beginnt jeweils der Wald – mit Aussichtsturm und malerischem Teufelssee hier wie da, mit Seen und Strandbädern und mit teuren Wohnvierteln. Bei aller Ähnlichkeit merkt man doch, dass der Osten nach der Wende etwas mehr durchgeschüttelt wurde. So ist das hinter dem bescheidenen Biergarten im Halbschlaf dämmernde Schmetterlingshorst einst ein opulentes Ausflugslokal gewesen. Der Anlegesteg, von dem nur noch Reste im Wasser stehen, lässt es ahnen. Von der ebenfalls einst von Dampfern angesteuerten Gaststätte Marienlust ist nach einem Brand nur noch ein Picknickplatz übrig. Geblieben ist allein der weite Blick über den Langen See, der bis zur Stadtgrenze nach Schmöckwitz reicht.

Immerhin scheint die Wiederbelebung des Müggelturms endlich absehbar. Ob er helfen könne, fragt ein Mann am Kassenhäuschen, der sich als ein vom Käufer Matthias Große engagierter „Objektmanager“ erweist. Und dann erklärt er die Pläne, die das Bauschild in seinem Rücken illustriert: Imbiss, Restaurant mit Eiscafé, Tagungsräume hinter Panoramafenstern und eine Außenstelle des Standesamtes. Über der Treppe zum Langen See hin – so heißt die Dahme hier – soll eine Sichtachse freigesägt werden. Wildwuchs gab es am Müggelturm auch im übertragenen Sinne, aber nach der erfolgreichen Vertreibung eines unseriösen Investors zeugen die angerückten Bauleute mit ihren Presslufthämmern von neuer Ernsthaftigkeit. „Nächstes Jahr zu Pfingsten wollen wir fertig sein“, sagt der Objektmanager. Gute Aussichten nach mehr als 20 Jahren. Die von oben war allerdings immer genial: den Müggelsee zu Füßen, am Horizont rechts märkische Windräder, links der Fernsehturm und in der Mitte Marzahn.

Ein bisschen Ostsee-Feeling

Wer vom Großen Müggelsee nicht genug bekommt, kann sogar in eines der Ferienhäuser ziehen, die neben der Ausflugsgaststätte „Rübezahl“ entstanden sind. Ein Bootsverleih befindet sich direkt vor der Tür, aber vor allzu ehrgeizigen Plänen sei gewarnt: Der Weg im Paddelboot über den Großen Müggelsee ist nicht nur weit, sondern bei Wind auch gefährlich. Eine beeindruckende Vorstellung lässt sich auch vom Ufer aus erleben – bei Westwind am ehesten dort, wo Rahnsdorf endet und ein unscheinbarer Waldweg zum östlichen Zipfel des Sees führt: Ganz plötzlich machen die Bäume Platz für eine Art Terrasse, die selbst unter Einheimischen als Insidertipp gelten kann. Man hat gute Chancen, hier ganz allein zu sein und Ostsee-Feeling zu genießen, wenn bei Westwind die Wellen mit drei Kilometer Anlauf heranrollen und schäumend gegen die Uferbefestigung schlagen.

Legen Sie doch mal ein Päuschen ein auf unserer Radtour. Am Müggelsee gibt es viele Badebuchten mit Sandstrand. Hauptsache, Sie haben die Badehose eingepackt...
Legen Sie doch mal ein Päuschen ein auf unserer Radtour. Am Müggelsee gibt es viele Badebuchten mit Sandstrand. Hauptsache, Sie haben die Badehose eingepackt...
© Stefan Jacobs

Im Hinterland des Müggelsees, wo der Rialtoring über die Kanäle von Neu Venedig führt, wohnten schon immer jene, die sich’s leisten konnten – etwa die Puhdys, die hier der Rockerrente frönen. Friedrichshagen beginnt sich ähnlich zu entwickeln. Für den doppelten Carport ist dort nicht überall Platz, wohl aber für denkmalgerechtes Wohnen in Jugendstilvillen und für Spezialitätenläden, für die man sonst nach Prenzlauer Berg fahren müsste. Aber dort haben sie ja nicht mal einen See.

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