Flughafen: Mindestens 30 Millionen Euro für Modernisierung von Tegel
Neue Toiletten, neue Heizung, vielleicht ein neues Terminal: Der Airport Tegel muss teilsaniert werden. Erste Bedenken gibt es aber schon.
In den Flughafen Tegel, der spätestens in zwei Jahren geschlossen werden soll, müssen nach Berechnungen der Flughafengesellschaft nochmals bis zu 50 Millionen Euro gesteckt werden. 30 Millionen Euro gelten nach Tagesspiegel-Informationen als unvermeidlich, bei weiteren 20 Millionen Euro gibt es dem Vernehmen nach auch innerhalb der Flughafengesellschaft Bedenken. Der Aufsichtsrat muss die Ausgaben auf seiner nächsten Sitzung am Mittwoch beschließen. Bereits nach der vorangegangenen Sitzung im Januar hatte Aufsichtsratschef Matthias Platzeck angekündigt, in Tegel müsse nochmals ein zweistelliger Millionenbetrag ausgegeben werden.
Ohne die Investitionen, die sich betriebswirtschaftlich nicht mehr amortisieren werden, könne der Flughafenstandort Berlin nicht gesichert werden, heißt es beim Flughafen. Angesichts der erwartenen Schließung von Tegel in der Nacht zum 3. Juni 2012 seien die Anlagen zuletzt auf Verschleiß gefahren worden; repariert wurde nur noch das Allernotwendigste. Nun müssten unter anderem die Klimaanlage und auch die Heizung auf Vordermann gebracht werden. Auch die Gepäckbänder gelten als extrem störanfällig. Hier will die Flughafengesellschaft auch mit einer technischen Eingreiftruppe vorbeugen, die bei einem Ausfall Schnellreparaturen vornehmen soll. Zudem sollen die inzwischen oft heruntergekommenen sanitären Anlagen erneuert werden. Auch eine kostspielige Grundreinigung des gesamten Ensembles ist vorgesehen – und nach Ansicht der Flughafengesellschaft auch dringend erforderlich.
Diese Maßnahmen kosten nach Berechnungen der Flughafengesellschaft rund 30 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach sind sich die Gesellschafter – Berlin, Brandenburg und der Bund – weitgehend einig, diesen Ausgaben zuzustimmen.
Dagegen sind wohl auch innerhalb der Flughafengesellschaft und vor allem bei Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) die Pläne des amtierenden Flughafenchefs Horst Amann umstritten, für 20 Millionen Euro auch den Terminal C so umzubauen, dass die Abfertigung flüssiger wird. Der als Behelfsbau errichtete Terminal C wird vorwiegend von Air Berlin genutzt. Erhebliche Bedenken gibt es nicht nur wegen der Höhe der Ausgaben, sondern vor allem auch, weil in der Bauphase wahrscheinlich die Kapazität vorübergehend noch weiter eingeschänkt werden müsste. „Das kann man sich in Tegel nicht leisten“, sagte ein Insider.
Den bisherigen Winter hat der Flughafen aber überstanden; Flugausfälle gab es meist nur, wenn woanders Schnee gefallen war – wie am Donnerstagabend. Zwei Lufthansa-Maschinen, die München zu spät verlassen hatten, mussten nach Schönefeld umgeleitet werden, weil sie für die Landung in Tegel keine Ausnahmegenehmigung nach 24 Uhr erhielten.
Die Flughafengesellschaft will die Ausgaben aus den Mitteln finanzieren, die ihr die Gesellschafter in diesem Jahr zusätzlich überweisen. Das sind wahrscheinlich 875 Millionen Euro. Die Liquidität sei durch die Zusatzzahlungen jedenfalls gesichert, auch wenn nun noch Millionensummen in den Flughafen Tegel gesteckt werden müssen, heißt es beim Flughafen. Das Kommando über die Finanzen führt hier derzeit ausschließlich Horst Amann, der als Technik-Chef ursprünglich nur geholt worden war, die BER-Baustelle wieder flottzumachen; kaufmännische Erfahrung hat er nicht. Trotzdem haben die Gesellschafter im Januar den für die Finanzen zuständigen Sprecher der Geschäftsführung, Rainer Schwarz, fristlos freigesetzt. Gegen eine Weiterbeschäftigung bis zur Inthronisierung eines Nachfolgers soll sich vor allem der Bund ausgesprochen haben. Nun stapeln sich die unerledigten Arbeiten in Amanns Büro. Er sei mit der Fülle der Aufgaben überlastet und überfordert, heißt es in seinem Umkreis. Ein Neuer ist immer noch nicht gefunden; nur neue Namen tauchen fast täglich auf.