Brennpunkt Schule: Millionenhilfe für die schwächsten Schulen der Stadt
Erstmals haben Senat und Bezirke eine Liste der zehn hilfsbedürftigsten Schulen der Stadt vorgelegt. Sie sollen sollen durch gezieltes Coaching bis 2015 wieder neue Perspektiven bekommen. Das Vorbild: New York.
Diese Analyse hat es in sich: Erstmals in der Berliner Schulgeschichte haben Senat und Bezirke eine Liste der zehn hilfsbedürftigsten Schulen der Stadt vorgelegt, die ihrem Bildungsauftrag „schlichtweg nicht mehr gerecht werden können“. Der Sinn dieser Analyse besteht darin, diese Schulen gezielt unterstützen zu können. Eine Million Euro zahlen Robert-Bosch-Stiftung und Land bis 2015 für ein „Coaching-Netzwerk“, das am Dienstag vorgestellt wurde.
Ziel ist es, dass sich die zehn Schulen in allen relevanten Qualitätsmerkmalen verbessern, formulierte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Anders ausgedrückt: Abbrecher- und Schwänzerquoten sollen sinken, die Schülerleistungen steigen und das Schulmanagement erkennbare Fortschritte machen. Um dies zu erreichen, soll für jede Schule eine „eingehende Analyse“ erfolgen und davon abgeleitet individuelle „Unterstützungsmaßnahmen“ entwickelt werden.
Auch ein Gymnasium gehört zu den Problemkandidaten
Als Stigmatisierung empfinden die betreffenden Schulen ihre Beteiligung an dem Programm nicht. „Ich bin um jede Unterstützung froh“, sagt der Leiter der Hedwig-Dohm-Schule, Josef Widerski, der „gespannt und neugierig“ auf die Coaches ist. Wie es so weit kommen konnte? „Die Schule hat viel hinter sich“, sagt Widerski. Erst musste die Realschule in ein anderes Gebäude umziehen, dann kam die Fusion mit einer Hauptschule hinzu. Die Lehrer waren im Durchschnitt 59 Jahre alt, als sie die Sekundarschulreform bewältigen mussten. Und das alles im schwierigen Moabiter Kiez.
Die Dohm-Schule ist nicht die einzige aus der Liste, die Negativschlagzeilen machte. Dazu gehören auch ehemalige Hauptschulen wie die Neuköllner Kepler-Schule, oder Fusionsschulen, denen aus anderen Gründen noch das Hauptschul-Image anhaftet wie die Schule an der Skalitzer Straße in Kreuzberg. Auch die Hector-Petersen- und die Tempelhofer Langenscheidt-Schule sind dabei, die vor wenigen Jahren durch Probleme mit der „Deutschenfeindlichkeit“ auffielen.
In den USA setzte sich Obama für das Programm "School Turnaround" ein.
Überraschend ist hingegen, dass sogar eine Schule mit gymnasialer Oberstufe zu den Problemkandidaten gehört. Ernst- Reuter-Schulleiter Uwe Schurmann kann nicht wirklich erklären, wie das passieren konnte. Er spricht jedoch von „Rahmenbedingungen“ in seinem schwierigen Weddinger Kiez und davon, dass bei der Schulinspektion die Unterrichtsmethoden schlecht bewertet wurden. Schurmann verbindet mit der Förderung durch die Bosch-Stiftung die Hoffnung, dass der unübersichtliche große Standort mit den weit über 1000 Schülern aufgewertet wird – „so ähnlich wie der Campus Rütli“.
Apropos Rütli: Erwartungsgemäß fehlt sie im Kreis der Problemschulen ebenso wie die Liebig-Schule, die soeben in den neuen „Campus Efeuweg“ integriert wurde und deshalb von anderen Geldtöpfen profitieren kann, weshalb der Bezirk sich auf die Kepler-Schule konzentriert.
Offensichtlich haben sich Bezirk und Senatsverwaltung nicht nur in Neukölln gut abstimmen können. Auch in Tempelhof-Schöneberg ist Bildungsstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) sehr froh darüber, dass die problembelastete Langenscheidt-Schule in den Kreis der geförderten Schulen aufgenommen wurde.
New York als Vorbild
Ähnlich sieht es der Bürgermeister von Marzahn-Hellersdorf, Stefan Komoß (SPD). Er hat sich dafür eingesetzt, dass aus seinem Bezirk zwei Grundschulen dabei sind. Eine von beiden war durch Probleme mit Schulleitern ins Abseits geraten, was in dem schwierigen Kiez zu einer verfahrenen Situation führte.
Die Geschäftsführerin der Bosch-Stiftung, Ingrid Hamm, schöpft ihre Hoffnung auf einen Erfolg des Projektes aus den Erfahrungen in New York, wo an 300 Schulen der von Präsident Obama geforderte „School Turnaround“ praktiziert wurde. Von hier hat die Stiftung die Grundlinie ihres Programms für Berlin, und die Berliner Verantwortlichen haben sich vor Ort davon überzeugen lassen.
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