IAA in der Krise: Michael Müller will die Automobilmesse zurück nach Berlin locken
Die erste Internationale Automobil-Ausstellung fand in Berlin statt. Nun wirbt der Regierende Bürgermeister für eine Rückkehr der Messe in die Stadt.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) will die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) von Frankfurt nach Berlin holen. Bereits im September hatte Müller gesagt, er würde es begrüßen, wenn Berlin Standort der Automobil-Messe würde. Nun hat der Regierende einen Brief laut „Berliner Morgenpost“ an die großen Automobilhersteller geschrieben, in dem er um deren Mitwirkung bittet und für Berlin wirbt.
Ursprünglich kommt die IAA aus Berlin, hier startete sie im Jahr 1897 mit acht „Motorwagen“ der Firmen Benz, Daimler, Kühlstein, Lutzmann. Heute steckt sie in einer Krise und steht vor großen Umbrüchen: Es kommen immer weniger Hersteller, bei der diesjährigen Messe etwa waren es nur 800. Viele, darunter Toyota, Hyundai, Renault, Volvo waren nicht dabei. Derweil läuft der seit 2011 bestehende Vertrag mit der Messe Frankfurt aus und der Verband der Automobilindustrie (VDA), der die Messe ausrichtet, steht seit dem Rücktritt von Präsident Bernhard Mattes vor einem Führungswechsel.
Dies im Blick schreibt Müller, die Automobilindustrie stehe vor großen Veränderungen und müsse vor dem Hintergrund der Klimadebatte und der Digitalisierung neue Lösungen anbieten. „Die Zukunft der Mobilität wird vor allem in den Metropolen der Welt erarbeitet und entschieden. Gerade in Berlin stellen wir uns diesen Herausforderungen und setzen eine Verkehrswende um, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele miteinander verbindet.“ Die Automobilindustrie müsse einen wichtigen Beitrag zur Zukunft der Mobilität leisten, insbesondere im Bereich der Elektromobilität. Dafür, schreibt Müller, sei Berlin ein idealer Standort.
„Eine neue IAA wäre in Berlin bestens aufgehoben“
Die Messe Berlin zeigt sich sehr interessiert. „Eine neue IAA wäre in Berlin bestens aufgehoben“, sagte Berlins Messechef, Christian Göke, dem Tagesspiegel. Berlin sei heute schon Hotspot für Live-Event-Formate zu den drängenden Mobilitätsthemen. Das würden bereits die Berliner Messen InnoTrans, BUS2BUS, Shift Automotive und die MES Expo zeigen.
Auch bei den Spitzenverbänden der Berliner Wirtschaft ist man angetan von einer möglichen Rückkehr der IAA nach Berlin. Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, sagte, die IAA in Berlin wäre für beide Seiten ein Gewinn. „Die Herausforderungen, vor denen die Mobilitätsbranche steht, sind in der Metropole Berlin direkt erlebbar, die Testfelder für zukunftsweisende Ideen lägen im direkten Umfeld.“
Klar dürfte sein, dass sich Berlin einiges einfallen lassen muss, um die Messe zu ködern. Der VDA stellt hohe Ansprüche an den neuen Standort – auch Frankfurt sei nach wie vor im Rennen. Und neben Berlin sei man auch mit anderen Städten im Gespräch. Derzeit entwickelt der VDA ein neues Konzept für die IAA 2021. „Wir wollen die IAA für alle so attraktiv machen, dass wir 2021 auch diejenigen Hersteller, die 2019 nicht teilnehmen konnten, wieder als Aussteller gewinnen können“, hatte VDA-Geschäftsführer Martin Koers am Montag gesagt.
Das Tempelhofer Feld ist als Standort im Gespräch
„Von der Stadtarchitektur verfügt Berlin über Möglichkeiten, die viele andere Städte nicht haben“, sagte ein VDA-Sprecher. Klar sei aber, dass es dem VDA für die nächste IAA nicht ausreichen würde, ausschließlich auf dem Messegelände stattzufinden. Die Messe solle „zum Bürger getragen“ werden. Das Tempelhofer Feld etwa sei ein spannender Standort. Am Ende werde die Stadt „den Zuschlag“ bekommen, die der IAA den schönsten Teppich ausrollt.
Skepsis gegenüber dem eher Auto-unfreundlichen rot-rot-grünen Senat ist in der Branche vorhanden. Die grüne Berliner Wirtschaftssenatorin will die IAA zwar auch in Berlin sehen – aber nur als moderne, saubere Automobil-Messe. Dem Tagesspiegel sagte Ramona Pop: „Eine moderne IAA, die die neuen Mobilitätserfordernisse von Sauberkeit, Elektrifizierung und Digitalisierung in den Vordergrund stellt, würde zu Berlin passen.“ Fokus müssten laut Pop Innovation und Klimaschutz, intelligente Energieinfrastrukturen und nachhaltige Mobilitäts- und Logistiklösungen sein. „Die IAA in ihrer jetzigen Form hat keine Zukunft mehr und das wissen auch die Aussteller. Ich bin optimistisch, dass Ingenieurskunst und Innovation den Dinosaurier IAA so umwandeln, dass aus einer zukünftigen Automobilmesse ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende wird“.
Das deckt sich zumindest im Tenor mit den Ideen des VDA: „Die Zeit, als man auf dieser Messe einfach ein paar neue Modelle hinstellte, ist lange vorbei, die Menschen wollen Antworten auf die Frage, wie die Mobilität von morgen aussieht – auch beim Thema Klimaschutz“, hieß es. Mitarbeit Kevin P. Hoffmann