Dienstwagen des Senats: Michael Müller fährt den dicksten Klimakiller
Die Deutsche Umwelthilfe hat die Senatorenautos in Berlin unter die Lupe genommen. Sie sind durchweg schwer, schnell und teilweise recht trinkfreudig.
Noch vor wenigen Monaten war Michael Müller (SPD) im Senat für die Umwelt zuständig. Jetzt ist er der größte Umweltsünder – zumindest dienstwagentechnisch: 9,2 Liter Benzin verbraucht sein gepanzerter Dienst-Audi laut Hersteller – im Durchschnitt aus Stadt- und Überlandverkehr. Demnach bläst der 435 PS starke Bolide pro Kilometer 216 Gramm klimaschädliches CO2 in die Luft. Diese Zahlen hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ermittelt, die wie in den Vorjahren die Dienstwagenflotte der deutschen Landesregierungen analysiert hat. An diesem Mittwoch will sie die Ergebnisse präsentieren, die der Tagesspiegel teilweise schon vorab erfuhr.
Müllers Dienstwagen fällt in mehrfacher Hinsicht unangenehm auf: Zum einen sticht die Diskrepanz zu dem ungepanzerten E-Klasse-Mercedes ins Auge, den er als Senator fuhr: Der kam mit 4,9 Liter Diesel aus, was 126 Gramm CO2 pro Kilometer entspricht. Den gepanzerten Dienstwagen sucht sich der Regierungschef zwar nicht selbst aus, sondern bekommt ihn vom Landeskriminalamt mitsamt Personenschutz und Begleitfahrzeug verordnet. Aber der ähnlich aufwendig geschützte Innensenator Frank Henkel (CDU) steht im Vergleich deutlich besser da: Sein 7er-BMW begnügt sich mit 5,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer, was 148 Gramm CO2 pro Kilometer entspricht. Und auch dessen 258 PS reichen noch für Tempo 250.
Dass die Fahrzeuge im realen Straßenverkehr noch viel mehr verbrauchen als die Hersteller angeben, ist ein offenes Geheimnis und gilt für fast alle Marken und Modelle. Die DUH hat kürzlich ermittelt, dass die Differenz zwischen Herstellerangabe und Wirklichkeit knapp 40 Prozent beträgt. Überträgt man dieses Mittel auf den Stadtverbrauch von Müllers Audi, dürften in der City eher 18 als die angegebenen 12,8 Liter Benzin durchlaufen.
Nur Andreas Geisel erfüllt den EU-Zielwert
Von den Senatoren mit den Serien- Dienstwagen erfüllt nur Müllers Nachfolger, Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD), den in der EU seit 2012 geltenden Zielwert von maximal 130 Gramm CO2 pro Kilometer: Geisels 5er-BMW kommt laut Liste im Mittel mit 4,7 Liter Diesel aus, was 123 Gramm CO2 entspricht. Ihm folgt Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), deren Audi A6 sich mit 5,1 Liter Diesel begnügt (133 Gramm CO2). Danach kommt ein dicht gedrängtes Mittelfeld aus BMW und Audi, das von Justizsenator Thomas Heilmann (5,5 Liter Diesel) bis zu Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (6,4 Liter Benzin) reicht.
Als Mittelwert ergibt sich für den Senatorenfuhrpark ein CO2-Ausstoß von 153 Gramm pro Kilometer. Damit liegt er etwa auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Als Werbeträger für Berlin als offizielles „Schaufenster Elektromobilität“ taugt diese Flotte definitiv nicht. Nur Yzers BMW ist ein Hybrid, fährt also zumindest elektrisch unterstützt. Die Erste, die demonstrativ ein sparsames Hybridauto fuhr, war die damalige Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke). Deren Toyota Prius verbrauchte zwar nur reichlich vier Liter Benzin, was noch vor wenigen Jahren ein hervorragender Wert war. Dafür waren die Leasingraten deutlich höher als bei den süddeutschen Limousinen. Die werden üblicherweise für ein bis zwei Jahre geleast. Müllers Audi ist mit Baujahr 2013 zurzeit das älteste Auto im Senatorenfuhrpark.
Der CO2-Ausstoß hängt direkt mit dem Verbrauch der Autos zusammen. Da das Gas – im Unterschied zu den sonstigen Autoabgasen – nicht lokal, sondern global wirkt, bedeutet ein hoher Wert nicht unbedingt „Dreckschleuder“, sondern eher „Klimakiller“.