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Farbenfroh im Dunkeln: Am Freitag um 7 Uhr begann die Olympia-Kampagne von Berlin. Zum Start wurde das Brandenburger Tor in verschiedenen Farben beleuchtet - was aber kaum jemand mitbekam.
© AFP

Startschuss für Berlins Olympia-Kampagne: Michael Müller allein vorm Brandenburger Tor

Zu früher Stunde und doch zu spät startet Berlin in olympische Wochen. Das Brandenburger Tor leuchtet, 3000 Plakate werden gedruckt und es gibt ein Bürgerforum. Doch der Regierende steht ziemlich allein da.

Berlin- Constantin Braun hatte sich endlich sein Trikot über die Winterjacke gestülpt. Er sah nun zwar aus, als hätte man ihn aufgepumpt, aber wenigstens mussten die anderen nicht mehr warten. Sie hatten sich längst aufgereiht hinter dem Podest mit dem roten Startknopf, Björn Böhning, Chef des Senatskanzlei, der Volleyballer Sebastian Kühner, der Handballer Fabian Wiede und Kaweh Niroomand, Manager der Volleys. Irgendjemand drückte Braun noch einen Eishockeyschläger in die Hand, dann pressten fünf Handflächen den Knopf. Der zweite Startschuss für die Berliner Olympiabewerbung war gefallen. 20 Meter weiter, am S-Bahnhof Warschauer Straße, leuchtete auf einer Werbetafel: „Gemeinsam holen wir die Spiele nach Berlin.“

Sport und Wirtschaft kämpfen für Olympia, das war die Symbolik vor den Gleisen, das sollte sie zumindest sein. Niroomand ist ja nicht bloß Sportmanager, sondern auch eine Art inoffizieller Wirtschaftskoordinator der Kampagne.

Zwei Stunden früher, Punkt sieben Uhr, hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller auch schon auf einen roten Knopf gedrückt. Neun TV-Kameras filmten, wie das Brandenburger Tor dann in verschiedenen Farben aufleuchtete. Das war der erste, der hochoffizielle Startschuss. Ansonsten kam kaum jemand.

Die Kampagne, die den Rückstand auf den nationalen Konkurrenten Hamburg bis Mitte März noch wettmachen soll, läuft also – aber längst nicht auf Touren. Die Plakate, darunter als Motiv eine Blondine, die einen Bus („Sonderfahrt“), zieht, sind noch im Druck, Busse werden noch mit Olympia-Motiven beklebt, die Flyer müssen nachgedruckt werden. Es ist halt alles ziemlich hektisch.

Ist Berlin zu spät dran? Heikles Thema. Niroomand sagt: „Die erste Halbzeit ist vielleicht nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, aber jetzt blicken wir in der zweiten Halbzeit nach vorne.“

Wochenlang wurde eher verhalten geplant, jetzt kippt eine Art Sturzflut an Aktionen über die Stadt. 3000 Plakatwände werden mit Olympia-Motiven zugedeckt, dazu gibt es einen U-Bahn-Tunnelsprint, Flashmobs und am 12. Februar im E-Werk ein Bürgerforum, bei dem 500 Bürger Vertreter des Senats, des Sports sowie andere Verantwortliche mit Fragen eindecken können. Da Bürgerbeteiligung plötzlich ganz wichtig ist, wird auch noch ein Bürgerbegleitgremium gegründet. In dem sitzen dann 20 Experten und 20 Bürger (die noch bestimmt werden) und sollen prüfen, dass die Entscheider auch umsetzen, was sie angekündigt haben.

„Echoräume“ werden auch noch installiert. Virtuelle Räume, in denen Fragen schnellstmöglich beantwortet werden. Stefan Thies, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne, sagt: „Wenn zum Beispiel jemand, der in der Nähe einer geplanten Wettkampfstätte wohnt, Fragen hat, erhält er Antworten.“

Am S-Bahnhof Warschauer Straße war viel von Transparenz, Nachhaltigkeit und Sportstättensanierung die Rede. So gut wie gar nicht wurde über Geld geredet. Die Kosten der Kampagne hatte Böhning schon zuvor nicht genau beziffern können; klar ist nur, dass „Berlin Partner“ bis jetzt 150 000 Euro eingeworben hat.

Die Mannschaft der Volleys, sagt Kühner, „hat sich mit den Kosten eher nicht befasst“. Das ist ja nicht ihr Thema. Sportler der Berliner Vereine werben mit ihrem Gesicht. Die durchtrainierten Olympiabotschafter verkünden in den Spots markig: „Wir wollen die Spiele in Berlin.“ Bei dem Schweizer Fabian Lustenberger (Hertha BSC) und dem US-Amerikaner Scott Touzinsky (Volleys) klingt das dann ja besonders überzeugend.

Die Fluggesellschaft Air Berlin will sich auch beteiligen. Das bestätigte Air-Berlin-Sprecher Aage Dünhaupt auf Anfrage. Wie diese Beteiligung genau aussehe, wolle man in der nächsten zwei Wochen klären. „Sie können davon ausgehen, dass wir das Thema auch über alle uns zur Verfügung stehenden Medien, etwa das Bordmagazin, unterstützen werden“, sagte Dünhaupt. Zur Frage, ob die Airline befürchte, Sympathien beim Berlin-Konkurrenten Hamburg zu verlieren, erklärte Dünhaupt: „Das hoffe ich nicht. Wir heißen nun einmal ,Air Berlin‘ und nicht ,Air Hamburg‘.“

Bei einem Zuschlag für Berlin käme auch Brandenburg für Wettkämpfe ins Spiel. In der Diskussion sind Reitwettbewerbe in Neustadt/Dosse, Frauenfußball in Cottbus oder Kanu auf dem Beetzsee in Brandenburg/Havel. Für Golf wäre der Platz in der Stolper Heide geeignet. In Potsdam könnte im Park von Sanssouci die Dressur stattfinden.

Für Olympia wäre der Flughafen BER ausreichend. Ein zusätzliches Olympia- Terminal sei nicht nötig, sagte BER-Chef Hartmut Mehdorn. Ein funktionierender Flughafen würde eigentlich auch reichen.

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