Keine Tagungen seit März: Messe braucht weitere 60 Millionen Euro
Wegen Corona braucht die Messe weitere 60 Millionen Euro. Die Konkurrenz spricht von "Wettbewerbsverzerrung", Landespolitiker streiten über Zukunftskonzept.
Die Messe Berlin GmbH braucht wegen der Coronakrise eine weitere Finanzspritze vom Land. „Wir haben im ersten Nachtragshaushalt 25 Millionen Euro bekommen, im zweiten sind 60 Millionen vorgesehen“, sagte ein Sprecher der Messe am Sonnabend. „Wir brauchen die Liquiditätshilfen dieses Jahr.“ Damit sei alles abgedeckt, versicherte der Sprecher dem Tagesspiegel mit Blick auf etliche Beteiligungen der Messe. Ob man im kommenden Jahr erneut Zuschüsse benötige, könne man aktuell nicht seriös sagen.
Beim Messegeschäft hat es als Folge der Corona-Pandemie erhebliche Einbrüche gegeben. Die Reisemesse ITB gehörte im März zu den ersten, die komplett abgesagt wurden, die auf drei Tage verkürzte Technikmesse IFA Anfang September war dieses Jahr nur für Fachbesucher und Medienvertreter geöffnet. Auch für das kommende Jahr erwartet die Branche herbe Verluste. Schon jetzt ist bekannt, dass beispielsweise die Grüne Woche 2021 nur fürs Fachpublikum geöffnet wird.
Über den zweiten Nachtragshaushalt muss das Berliner Abgeordnetenhaus in diesem Herbst abstimmen. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Nicole Ludwig, sieht eine erneute Finanzspritze positiv. „Die Messe war bis Corona sehr profitabel“, sagte sie und verwies auf die positive Stadtrendite durch die Messe. Jeder Euro, der auf der Messe erwirtschaftet werde, spüle – durch Übernachtungen, Einkäufe und Restaurantbesuche – fünf Euro in die Stadtkasse. Vor allem internationale Gäste schlagen dabei ins Gewicht. Doch die dürften in den kommenden Jahren fehlen. Ludwig fordert deshalb eine Neuausrichtung der Messe: „Die Messe muss jetzt Pläne erstellen, wie sie auf die Herausforderungen der Zukunft reagiert.“
Der Fraktionschef der FDP, Sebastian Czaja, sieht dagegen die rot-rot-grüne Koalition in der Pflicht. „Nun müssen schnellstmöglich die Auswirkungen der Pandemie abgefedert werden, jedoch muss der Senat unverzüglich ein zukunftsorientiertes Konzept für die Messe erarbeiten.“
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Seine Fraktion kritisiert schon länger, dass Räume des Internationalen Congress Centrums (ICC) leerstehen und es keine Nachnutzung gibt. Die FDP fordert deshalb „maximalen Spielraum für einen potenziellen Investor“ und lehnt den bestehenden Denkmalschutz ab. Schon vor der Pandemie habe es der Messe an Kapazitäten gefehlt – Czaja sieht die Gefahr, dass Berlin in Zukunft weitere Großveranstaltungen verloren gehen könnten.
Kritik an den Staatshilfen gab es bereits in der vergangenen Woche. Die Geschäftsführende Direktorin des Neuköllner Hotel Estrel, Ute Jacobs, hatte von „Wettbewerbsverzerrung“ gesprochen. Das Estrel ist Deutschlands größtes Hotel und hat sich auf Kongresse spezialisiert. Vor der Pandemie hatten dort rund 1800 Veranstaltungen pro Jahr stattgefunden. Nun ist ein Großteil der Mitarbeiter in Kurzarbeit, sonstige Hilfen habe man bislang nicht erhalten, sagte Jacobs. „Im Moment machen wir jeden Monat ein dickes Minus.“
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